Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte seine Ziele fast erreicht: Zehntausende Oppositionelle eingesperrt, die Medien gleichgeschaltet, der Nationalbank die Hände gebunden – und in den Schulen werden Koranverse statt Wissenschaft gelehrt.
Auch im angrenzenden Ausland „militärische Erfolge“. Wer den Russen einen Kampfjet unter dem Hintern wegballert, wird auch mit Kurden und Syrern fertig. Der Norden von Syrien sieht mit seinen Firmenschildern von türkischen Banken schon aus wie eine Südprovinz des „Neuen Osmanischen Reiches„.
Apropos Reich: Reich gemacht hat Erdogan sich und seine Familie dabei auch – daher der Spitzname „10-Prozent-Tayyip“.
Politische Gegner lassen sich leichter kontrollieren als die Wirtschaft
Aber gegen die Regeln der Weltwirtschaft kommt kein Koranvers und auch keine korrupte türkische Herrscherfamilie an, wie der seit Ende letzter Woche galloppierende Kursverfall der Lira deutlich zeigt.
Aber das braucht der kleine Türke mit der Fistelstimme auch nicht wirklich am Kurs der türkischen Lira ablesen, denn er war es ja letztlich selbst, der das Land mit seinen Investition in teils aberwitzige Bauprojekte auf Pump in den Abgrund geschickt hat.
Vor zwei Jahren kostete der Euro noch 3,3 Lira – heute mussten zeitweilig über 8 Lira für einen Euro auf den Tisch gelegt werden. Arabische Urlauber fallen schon über die türkischen Kaufhäuser her und kaufen, was ihre Reisekasse hergibt, denn sie kriegen doppelt so viele Lira für ihre Kohle, wie sie vor ihrem Urlaub gedacht hatten.
Türken bekommen ihren Lohn dummerweise in Lira – und können damit auf dem Markt nur noch die Hälfte kaufen – Tendenz: schlimmer werdend. Und die vielen türkischen Privat- und Geschäftsleute, die auf Kredit konsumiert und investiert haben, können schon jetzt die Raten für ihre Dollar- und Euro-Kredite nicht mehr bezahlen, da sind Kreditausfälle vorprogrammiert.
Im Grunde raubt Erdogan seine Landsleute neben den berühmten 10 Prozent bei den Bauprojekten auf diese Tour noch ein zweites Mal aus…
Erdogan propagiert US-Zollerhöhungen als Ursache der Lira-Schwäche
Er weiß es besser, aber von Erdogan hört man nur Dolchsstoßlegenden und Verschwörungstheorien – er verbreitet, dass die USA am wirtschaftlichen Dilemma der Türkei schuld seien. Das ist aber zuviel Ehre für Trump.
Denn die Erhöhung der Strafzölle durch Trump kostet die Türkei wegen der geringen Ausfuhren von Aluminium und Stahl in die USA nur etwas mehr als der Protzpalast des „Sultans vom Bosporus“, also einen dreistelligen Millionenbetrag, an dem kein gesunder Staat mit 80 Millionen Einwohnern zu Grunde gehen kann. Das belastet einen türkischen Bürger mit lächerlichen 5 Euro im Jahr!
Daher ist die Erhöhung der Strafzölle durch Trump im Grunde nur der Tropfen gewesen, der das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht hat…
In der Türkei läuft es wie in Venezuela und Simbabwe
Ein DIW-Ökonom sagt dazu im Spiegel: „Der Türkei könnte es ähnlich ergehen wie Venezuela oder Simbabwe.“ Denn auch dort griffen ursprünglich demokratisch gewählte Präsidenten immer weiter nach der Macht, bis sie Zugriff auf die Notenpresse der Zentralbank hatten. Dann kamen in beiden Ländern hohe Inflationsraten und der Zusammenbruch der Wirtschaft, und inzwischen stehen beide vor dem Staatsbankrott.