Hier ein Interview, das Antje Plaikner für das Journal "Der österreichische Journalist" mit mir geführt hat. Es geht darin um die Schwerpunkte meiner Arbeit - die Inhalte meines aktuellen Buchs "Die Hygienefalle" sowie die Rolle des Wissenschaftsjournalismus im Land.Warum wurden Sie Medizinjournalist?Bert Ehgartner: Als junger Journalist bei der Ganzen Woche habe ich einen kritischen Artikel zur Zeckenimpfung geschrieben und wurde daraufhin von der Herstellerfirma Immuno wegen angeblicher Geschäftsschädigung auf eine Million Schilling privat geklagt. Das war für mich existenzgefährdend und ein ziemlicher Schock. Ich habe mich daraufhin sehr gut auf den Prozess vorbereitet und war überrascht, wie schwach die wissenschaftliche Basis für die Impfempfehlung – speziell für deren Sicherheit – war. Immuno hat den Prozessbeginn zwei Jahre lang verzögert und dann plötzlich die Klage fallen gelassen. Ich wechselte 1997 zum Redaktionsbüro Langbein & Skalnik, weil mich deren Schwerpunkt auf Wissenschaft und Medizin fasziniert hat und setzte mein angesammeltes Wissen um die Zecken gleich in einem Dokumentarfilm um.2013 erregte ihr Film "Die Akte Aluminium" große Aufmerksamkeit und rückte das Metall in ein ungesundes Licht. Sie bereiten derzeit einen weiteren Alu-Film vor. Wie kamen Sie zu diesem Thema?Auch das hat mit Impfungen zu tun. Als ich mich um das Jahr 2000 mit Artikeln für die Entfernung von Quecksilber aus Babyimpfstoffen engagiert habe, bemerkte ich, dass dort mit Aluminium noch ein zweites toxisches Metall eingesetzt wird. Die Recherchen zeigten dann, dass Alu-Verbindungen in vielen hoch sensiblen Lebensbereichen eingesetzt werden. Alu hatte ja bis vor kurzer Zeit ein sauberes ImageJa, aber schon in den 1970er und 80er-Jahren wurde diskutiert, ob Aluminium einer der Auslöser für Alzheimer sein könnte, weil es bei verstorbenen Patienten in hohen Dosen im Zentrum der zerstörten Gehirne gefunden wurde. Aluminium wird auch zur Trinkwasser-Reinigung verwendet. Und es gab einige Studien, die zeigten, dass in Trinkwasserbezirken, wo diese Technologie einsetzt wird, ein doppelt so hohes Risiko besteht an Alzheimer zu erkranken. Das hat die Aluminium-Industrie wachgerüttelt und diese betreibt seit den 80er-Jahren massives Lobbying. Zahlreiche Wissenschaftler wurden finanziert, die Literatur mit Pro-Aluminium Studien geflutet. Mit Erfolg. Kürzlich habe ich zwei aktuelle Bücher zum Thema Alzheimer und Demenz gelesen, in denen kommt nicht einmal mehr das Wort Aluminium vor. Sie selbst fächern das Thema auf: Alu und Impfung, Alu und Alzheimer, Alu und Brustkrebs, Alu und Allergie.Wir erleben derzeit eine Epidemie von chronischen Krankheiten, die alle mit einem aggressiven, fehl geleiteten Immunsystem zu tun haben. Und wir wissen gleichzeitig, dass es bei Impfungen die Aufgabe der Alu-Verbindungen ist, das Immunsystem aggressiv zu machen. Heute wird im Vergleich zu den 80ern zwei- bis dreimal so viel geimpft. Babys erhalten im Alter von drei Monaten bis zu drei aluminiumhaltige Impfungen an einem einzigen Tag. Die Folgen für das Immunsystem der Kinder werden nicht wirklich untersucht. Impfungen sind offenbar die Heiligen Kühe der Wissenschaft, die auf keinen Fall kritisch hinterfragt werden dürfen. Ich bleibe aber dran und werde deshalb im Internet als „Impfgegner“ und als Anhänger von Verschwörungstheorien verleumdet.Wie beurteilen Sie das derzeitige berufliche Umfeld von Wissenschaftsjournalisten?Speziell problematisch ist es für die freien Kollegen. Es gibt z.B. finanzierte Wissenschaftsbeilagen. Deren Auftraggeber verlangen oft Hofberichterstattung, wer dem nicht entspricht erhält kaum Aufträge. Die Vermischung von PR und Wissenschaft ist hier unglaublich. Doch auch die Wissenschaft selbst befindet sich in einer ähnlichen Situation, denn mehr als 90 Prozent der medizinischen Studien werden von der Industrie finanziert. Führende Köpfe an den Universitäten werden vor allem danach ausgewählt, wie gut sie mit der Industrie zusammenarbeiten und Drittmittel einwerben. Der Professorenjob gleicht mitunter dem einer Puffmutter, Lobbyisten lenken die Verteilung von Fördergeldern, und die Industrie hat es sich als Vampir der Gesundheits- und Sozialsysteme bequem eingerichtet. Wie überlebt man in diesem Machtgezerre als Journalist?Als unabhängiger Journalist überlebt man schwer. Es gibt kaum Rückhalt in den Verlagen. Ich habe beispielsweise 30 Titelgeschichten für Profil geschrieben. Die Honorare für solche Geschichten wurden zunächst eingefroren und schließlich sogar um 30 Prozent gekürzt. Mit kritischen Geschichten wurde es zuletzt immer schwieriger und ich hatte den Eindruck, dass immer mehr Rücksicht auf die Anzeigenkunden genommen wird. Ich habe deshalb die Zusammenarbeit eingestellt. Zum Glück stehe ich auf mehreren Beinen: Ich schreibe Bücher, mache Filme und arbeite für ausländische Medien. Wer fördert denn diese Zustände?Wenn es kaum unabhängige Wissenschaft gibt und Wissenschaftsjournalisten jedem Auftrag hinterherhecheln müssen, kann sich keine Opposition bilden, welche die unglaublichen Zustände in der Branche aufarbeitet. Die Gesundheitspolitik wird umschwärmt von Lobbyisten und hält es für eine gute Idee, die Wissenschaft vollständig der Industrie zu überlassen. Es gibt keinerlei Kontrollfunktion; mit dem Resultat, dass wir unverschämt teure Arzneimittel in einem vollständig korrupten Medizinsystem einkaufen müssen, wo nicht einmal die Wirksamkeit und Sicherheit der Mittel unabhängig geprüft wurde.Was müsste sich grundsätzlich ändern?Wir müssen uns als mündige Gesellschaft wieder eine unabhängige Wissenschaft leisten. Das heißt, der Pharmaindustrie sollte die Kontrolle über die Zulassungsstudien entzogen werden. Ein neu entwickeltes Medikament müsste einer unabhängigen wissenschaftlichen Einrichtung übergeben werden, die damit Studien durchführt. Das ist eine Forderung Peter Gøtzsches, Medizinforscher und Direktor des Nordic Cochrane-Centers, der die Zusammenhänge in seinem aktuellen Buch Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität aufzeigt. Wir sind derzeit in einem mafiösen Geflecht gefangen. Die wirkliche Korruption spielt heute – viel mehr noch als in der Wirtschaft – in der Wissenschaft. Und das ist beruflich schon eine interessante Herausforderung.Ist unsere Gesellschaft nicht recht immun gegen Veränderungen?Rund ein Drittel der Bevölkerung ist mittlerweile chronisch krank, und der Anteil der Kinder mit Allergien, Autoimmunerkrankungen und Entwicklungsstörungen nimmt weiterhin rasant zu. In den USA sind die gesunden Kinder sogar schon in der Minderzahl und der Trend schlägt voll nach Europa durch. So weiter zu machen wie bisher, hieße in den Untergang zu steuern. Wir werden immer mehr zu einer Bevölkerung, die auf die Bedürfnisse der Industrie hin optimiert ist und ein Leben lang Therapien braucht: Vom Kaiserschnitt bis zur finalen Chemo.Hat sich hier nicht schon etwas getan, weil die Öffentlichkeit Druck macht?Viele Menschen informieren sich nur noch im Internet, weil offensichtlich ist, dass die Mainstream Medien befangen sind. Das Problem ist jedoch, dass dort die absolute Narrenfreiheit herrscht und wir erst lernen, diesen Wust an Infos einzuschätzen. Soziale Medien sind aber sicherlich – so wie auch in der Politik – ein Instrument der Opposition. Alufreie Deos sind ein gutes Beispiel. Hier haben die Konsumenten enormen Druck ausgeübt und etwas verändern können. Ein anderes Beispiel: In Frankreich hat eine starke Initiative 750.000 Unterschriften gesammelt, um für Babys alufreie Impfstoffe auf den Markt zu bringen. Nun sind die Behörden am Zug. Bringen Bürgerbewegungen das zustande, wovor sich Politik fürchtet?Der Druck muss von der Öffentlichkeit kommen. Nur dann zeigen Politiker Rückgrat und wehren sich gegen Lobbyisten, mit denen sie sonst kooperieren. Wir müssen als Gesellschaft extrem aufpassen, dass wir nicht in Richtung einer Medizindiktatur abgleiten, wo endgültig die Lobbys mit Angstparolen und Meinungsterror herrschen. Und in dieser schwierigen Situation spielen unabhängige Journalisten und Wissenschaftler eine entscheidende Rolle.
[Dieses Interview erschien in der Ausgabe 10/11 2015 des ÖJ, Autorin: Antje Plaikner]
[Dieses Interview erschien in der Ausgabe 10/11 2015 des ÖJ, Autorin: Antje Plaikner]