Widersprüchliche Unternehmensversprechen: So nah und doch so fern

Widersprüchliche Unternehmensversprechen: So nah und doch so fernFilialen Schliessung

Die ZKB schliesst weitere Filialen (Bild: Pixabay)

Rasanter Wachstum der Stadt Zürich

Die Stadt Zürich wächst rasant – allen voran der Stadtkreis 9, also Altstetten und Albisrieden, wo ich mit meiner Familie zu Hause bin. Hier wird gebaut, was das Zeug hält, und die Schulen platzen aus allen Nähten. Nun dachte ich immer, dass ein wachsendes Quartier eine entsprechende Infrastruktur braucht. In der Tat beobachte ich, dass rund um all die neu entstandenen Überbauungen neue Läden, neue Restaurants oder aber zusätzliche Kinderkrippen und Arztpraxen aus dem Boden schiessen. Alles Angebote und Dienstleistungen, die eine funktionierende Grundversorgung der vielen neuen Bewohner garantieren sollen.

Städtische Bankfiliale wird geschlossen

Wie kommt es aber, dass sich die Zürcher Kantonalbank ausgerechnet jetzt entschliesst, aus Rentabilitätsgründen – nebst ein paar ausserstädtischen Filialen – auch diejenige in Albisrieden zu schliessen? Natürlich kenne ich die Antwort – ich bin ja nicht blöd: All die vielen neuen und jungen ZKB-Kunden nutzen die Bankdienstleistungen online. Viel rentabler natürlich. Dass aber in Albisrieden auch ganz viele ältere Menschen leben, die kein Onlinebanking betreiben wollen oder können und auch nicht mehr ganz so mobil sind, um alternativ die Filiale in Wiedikon oder Altstetten aufzusuchen, wenn sie ihr Geld brauchen, wird einfach ausgeblendet.

Spielt der Faktor Mensch keine Rolle mehr?

Der Faktor Mensch spielt nun auch bei der ZKB keine Rolle mehr. Dabei haben sich eben genau diese älteren Menschen einst ganz bewusst für ihre «nahe Bank» und gegen nur auf Profit zielende Grossbanken entschieden. Die ZKB hat ihr Geld auch gern genommen. Nur: Wenn sie dieses am Schalter wieder beziehen wollen, gilt dies jetzt nur noch als lästig, als Zeitverschwendung, als unrentabel. Gegen diesen, aus meiner Sicht falschen, Entscheid kann wohl auch diese Kolumne nichts mehr ausrichten. Doch eine Bitte hätte ich noch: Die Mitarbeitenden am Schalter sollen ihre Pins, die sie am Revers ihrer Jacketts tragen, nun abnehmen: «Die nahe Bank» passt definitiv nicht mehr zur neuen Ausrichtung.

immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich

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