Shailene Woodley ist aktuell meine Lieblingsdarstellerin und auch in Hollywood gehört Woodley dank großartiger Auftritte in The Spectacular Now, The Fault In Our Stars, The Descendants und nicht zuletzt Divergent zu den großen Newcomern. Zu Woodleys Natur gehört es jedoch auch öfter in kleineren Produktionen zu agieren und diese meiste erheblich aufzuwerten. So auch in Gregg Arakis White Bird In A Blizzard.
Der Plot des Dramas mit Mystery- und Thrillerelementen liest sich zunächst recht gewöhnlich. Kat Connor ist eine Teenagerin der 80er Jahre wie sie im Buche steht. Hübsch, dezent rebellisch und verliebt. Doch plötzlich verschwindet ihre Mutter und alles ist auf dem Kopf gestellt.
Im Verlauf des Films werden mehr und mehr Motive und Hintergründe klar, die Licht in die Dunkelheit bringen. Die Konflikte des Films sind dabei wesentlich komplexer und ungewöhnlicher als man zunächst vermuten würde. Dabei arbeitet Araki mit häufigen Rückblenden, Zeitsprüngen, aber auch mit dezenten Twists, die uns oft auf die falsche Fährte locken. Besonders die Auflösung zum Ende hin, dürfte viele Zuschauer überraschen. Wer jedoch die anderen Filme Arakis und den Hintergrund des Regisseurs kennt, erahnt recht früh wo der Hase langlaufen könnte, ohne der Konklusion ihre Kraft zu rauben.
Was das Erzähltempo angeht, hat White Bird In A Blizzard so seine Probleme. Es gibt trotz der kurzen Spielzeit einige überflüssige Szenen und Randplots, die von der eigentlichen Handlung ablenken. Es handelt sich zwar um eine Romanadaption, aber ein paar Abweichungen im Drehbuch hätten dem Film gut gestanden. Denn in seiner präsentieren Form verliert er zwischwenzeitlich seinen Blick für den eigentlichen Mittelpunkt der Story. Thematisch hat der Film schon eine gewisse Ähnlichkeit zu Gone Girl und zeigt ebenfalls tiefe, menschliche Abgründe.
Die große Stärke des Films liegt in der Figurenzeichnung. Die Figuren wirken ziemlich authentisch, sowohl in ihrer Ausdrucks- als auch Handlungsweise. Selbst die Nebenfiguren sind gelungen charakterisiert. Shailene Woodley ragt natürlich mit ihrer Performance aus dem Cast heraus, aber auch Eva Green glänzt mal wieder. Etwas schockiert haben mich die Nacktszenen von Shailene Woodley. Zwar stilvoll, aber sehr unerwartet, da Woodley zwar schon in den 20ern ist, aber eine Aura wie eine Highschoolschülerin hat. Das nur als kleine Vorwarnung.
Das Portrait der zerrütteten Familie gelingt Araki leicht. Seine Darstellung von Neid, Sexualität, Hass, Angst, Beziehungen und des Heranwachsens sind extrem glaubwürdig und genau deshalb richtig gut. Araki hat dabei das richtige Gespür für den Umgang mit den inneren Konflikten seiner Figuren und geht mit Themen, die schon mal in Trash oder Kitsch abgleiten könnten sehr sensibel um. Regisseur Araki verleiht dem Film mit seiner Kamerafrau Sandra Valde-Hansen eine herrlich verträumte, visuelle Note. Der großartige 80er Jahre Soundtrack (Depeche Mode, INXS, Siouxsie and the Banshees, The Jesus & Mary Chain) passt perfekt auf den Film. Die Trackauswahl ist herausragend.
White Bird In A Blizzard ist ein vielseitiges Coming-Of-Age-Thriller-Drama mit einem guten Oberbau, aber wesentlich mehr Stärken im Detail. Der Film sieht nicht nur wunderbar aus und klingt fantastisch, er erzählt auch einfach gut. Lediglich einige Längen und Logikwirrungen stören etwas. Bleibt nur noch zu hoffen, dass die wundervolle Shailene Woodley weiterhin ihre Konstanz in der konsequent guten Rollenauswahl behält.
OT: White Bird In A Blizzard DT: Wie ein weißer Vogel im Schneesturm VÖ: 2014 Laufzeit: 83 Minuten FSK: 12 R: Gregg Araki D: Shailene Woodley, Eva Green, Christopher Meloni
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Christian
Bildquelle: Capelight