KINDLE EBOOK
In Louisiana führt das Schicksal die beiden Ausgestoßenen André LeClerq, einen notorischen Spieler, und Joseph St. Cloud, einen blinden Passagier, auf einem Mississippidampfer zusammen. Es herrscht Bürgerkrieg zwischen den Nord- und den Südstaaten. Die beiden müssen auf ihrer gemeinsamen Reise so einige Abenteuer bestehen und werden schnell Freunde. Als sie sich endlich eingestehen, dass sie mehr als Freundschaft verbindet, ist der Krieg fast zu Ende. Doch mittlerweile teilen sie mehr als ein Geheimnis miteinander. Werden sie zwischen Rassenhass und Leidenschaft einen gemeinsamen Weg für sich finden?Leseprobe:
Unter dem violettgrauen Himmel sammelte sich eine bleierne Schwüle, perlte auf die schwarzen Leiber der Arbeiter und tropfte mit ihren melancholischen Liedern in die ausgetrocknete Erde. Einer Erde mit Stauden voller flauschiger, weißer Tupfen. Baumwollfelder, soweit das Auge reichte. Leiser, rhythmischer Gesang, unter schweren Körben gebeugte Rücken, an denen schweißnasse Kleidungsstücke klebten. Viele dieser Rücken wiesen Striemen von Bullpeitschen auf, hässliche Narben, die neben dem Brandzeichen des Besitzers die Zeichen der Sklaverei waren. Von den nahegelegenen Sümpfen mischte sich das abendliche Konzert der Frösche in den schwermütigen Rhythmus aus Stimmen und stampfenden Füßen. Trotz ihrer Lasten, den eisernen Ketten an den Fußgelenken und dem Knallen der Peitschen sangen diese Menschen, beseelt von dem Wunsch nach Erlösung von ihren Fesseln. Auch wenn ihre Lieder meist religiöser Natur waren, so wusste man doch nie, zu welchem Gott sie flehten. Viele von ihnen waren zwangsgetauft und bekehrt worden, doch tief in ihren Herzen existierten noch immer die alten Götter Afrikas.
Berittene Arbeiter geleiteten den Zug von Männern, Frauen und Kindern zurück zur Plantage, wo der Wiegemeister den Inhalt der vollgestopften Körbe in leinerne Säcke presste, diese an einem Haken wog und die ausgewiesene Zahl akribisch notierte. Die Ernte war zufriedenstellend für heute. Mit einem Kopfnicken wies Robert Linsey, der Wiegemeister, den Oberaufseher an, dass die Sklaven ihr Abendessen heute verdient hatten. Die ganze Szene wurde von der Veranda der Cloudy Moon Plantage aus beobachtet. Ibrahim McMillan, der Master, stand dort an eine Säule gelehnt und ertränkte die Hitze und den Gestank um sich herum mit einem Glas Scotch. Trotz der Schwüle trug er eine rote Seidenweste über dem weißen Hemd, die über dem Bauch leicht spannte. Seine Beine steckten in grauen Hosen und diese wiederum in hohen Reitstiefeln. Das eisige Blau seiner Augen unter dem breitkrempigen Hut war das einzige, das an diesem gewittergetränkten Abend Kälte versprach. Grausame Kälte. McMillan besaß keinen guten Ruf, was die Behandlung seiner Sklaven anging. Doch den besaßen die wenigsten der Plantagenbesitzer in den Südstaaten im Jahre 1843. Erst recht nicht hier in Louisiana.
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