Wer hat Angst vor Silvia Neid?

Ich hoffe niemand, denn die Frau hat trotz aller Kritik von Berufenen (Prinz) und weniger Berufenen (Prinz-Vater) einen tollen Job gemacht – und wird das bis 2016 auch weiterhin tun. Aber ich will hier nicht auf das Abschneiden der deutschen Auswahl eingehen, davon gab es genug zu sehen, lesen und zu hören. Auch über den Frauenfußball an sich wurde in wirklich allen Medien außer vermutlich dem Regensburger Bistumsblatt (weiß man‘s?) ausführlich debattiert. Und wer hätte es gedacht: die WM hat sogar die höheren Talk-Weihen erhalten und durfte einen Abend lang Thema bei Plasbergs „Hart aber fair“ sein. Die Sendung bot vermutlich die repräsentativste Darstellung aller gängigen Klischees, in ihren Extremen unterbreitet von Sportjournalist und Frauenfußballversteher Rolf Töpperwien links außen auf dem Podium und dem Ex-Torwart Uli Stein auf dem rechten Flügel. Der Mann wollte einfach nicht einsehen, dass 170 cm große Frauen im ansonsten gleich großen Tor den Ball nicht so gut festhalten können wie Männer. Nachzusehen hier.

Was mich begeistert hat, war die Stimmung in den Stadien und das Interesse der Fernsehzuschauer, obwohl der „main act“ Deutschland schon im Viertelfinale ausgeschieden war. Das Finale Japan – USA bot mehr Krimi als drei Tatorte zusammen und war konsequenterweise mit 18 Millionen Zuschauern der absolute Quotenschlager des Sonntagabends.

Ich bin gespannt, was passiert, wenn die WM-Wogen verebbt, die letzten Analysen geschrieben sind und wir wieder ins Alltags-Fußballgeschäft übergehen. Keine Frage, die deutschen Frauen werden ohne den Erwartungsdruck wieder toll spielen und gewinnen. Aber sie werden es nicht leichter haben, denn, das hat das Turnier gezeigt, die Unterschiede zwischen den Nationalteams sind nicht so groß wie man uns es im Vorfeld glauben machen wollte. Allerdings wird der Frauenfußball in den nächsten Jahrzehnten nicht annähernd die gleiche Rolle im Sportgeschehen spielen wie der Männerfußball. Denn dazu, und hier schließe ich mich der Meinung des Sportsoziologen Thomas Alkenmeier an, wird Fußball zu sehr mit männlichen Attributen assoziiert. Dennoch wird Frauenfußball präsenter sein, der Umgang mit dem Thema weniger hysterisch und gekünstelt. Und jenseits vom Hype können wir uns jetzt auf die EM-Qualifikation für Schweden freuen – wir werden sehen, wie weit uns die nächsten zwei Jahre bringen.

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