Im Politblog der Berner Zeitung spricht sich Johanne Gurfinkiel vom CICAD unter dem Titel „Hasskommentare dürfen nicht publiziert werden“ für eine umfassende Zensur in den Zeitungsforen aus. Als Beispiel verwendet er einen Kommentar aus Soyons Sérieux:
«Es ist schrecklich, wenn ich sagen muss, dass ich das Verhalten des Mörders verstehe, aber angesichts der grossen Anzahl von Kindern, die in Gaza von sadistischen Juden ermordet wurden, ist das leider so.»
Für Gurfinkiel ist das ein typisches Beispiel für einen Hasskommentar. Für mich ist es ein Standpunkt und für eine sehr grosse Zahl Menschen auf der Welt ist es „Wahrheit“.
Vielleicht hat sich Gurfinkiel aber bloss am Wort „sadistische Juden“ gestossen. Eine Überzeichnung des Kommentarschreibers. Doch rechtfertigt eine ungerechtfertigte Verallgemeinerung Zensur?
Oder vielleicht war es das Verständnis für einen Mörder, das Herr Gurfinkiel in Rage gebracht hat? Für die meisten aus unserem Kulturkreis ist es abstossend, wenn jemand Verständnis für einen Mörder äussert, der wahllos Kinder auf einem Schulhof erschiesst. Aber muss deswegen eine umfassende und flächendeckende Zensur eingeführt werden?
Doch Herr Gurfinkiel irrt, wenn er meint, Hass durch Zensur bekämpfen zu können. Hass kann nur durch Aufklärung bekämpft werden. Noch besser ist es, die Entstehung von Hass zu vermeiden. Er entsteht vor allem dort, wo sich Menschen ungerecht behandelt und entwürdigt fühlen.
In der Schweizer Presse wird bereits sehr stark Zensur ausgeübt, wie ich verschiedentlich selber feststellen musste. Viel mehr als zum Beispiel in Deutschland. Viele Kommentare wie man sie zum Beispiel in den Foren von SPON, Welt Online oder Telepolis finden kann, würden von den Zensoren in Schweizer Redaktionsstuben gelöscht. Erstaunlich für ein Land, das eine Musterdemokratie sein will.
Meinungsfreiheit bedeutet, dass jeder uneingeschränkt sagen und schreiben darf, was er denkt, solange er nicht zu Straftaten aufordert. Ob das nun einem Herr Gurfinkiel passt oder nicht, ob das die einen als Hass sehen oder nicht.
Wer die Schatten unterdrückt, scheut das Licht. Euer Traumperlentaucher