Wenn Zeit keine Rolle spielen würde

Wenn Zeit keine Rolle spielen würdeWir alle kennen es, der Tag hat 24 Stunden. Circa 6-10 Stunden davon verbringt man wenn man Glück hat mit Schlafen. Also hat man 14 Stunden am Tag Zeit um sein Leben zu leben.

Als ich 17 Jahre alt war, begann ich mit meiner Ausbildung. Dafür musste ich jeden Tag 4Uhr morgens aufstehen. Mein Arbeitsweg war weit und 6Uhr war Arbeitsbeginn. Ich perfektionierte den Morgen um so lang wie möglich schlafen zu können und trotzdem Zeit zu haben um zu frühstücken und nicht in Stress zu geraten.

Ich kam nie in meinem Leben zu spät. Übt das Druck aus? Ich glaube schon. Wenn man zu einer festen Zeit irgendwo sein muss, dann entsteht wohl automatisch Druck.

Funktionieren die Parabeln die man sich geschaffen hat nicht richtig, dann verliert man kostbare Zeit.

Man kommt zu spät, man schafft etwas nicht rechtzeitig oder verpasst sogar etwas.Ich glaube das führt zu Unmengen von Stress. Jedenfalls war das bei mir immer so. Ich bin ein sehr sehr pünktlicher Mensch. Ich bin lieber zu früh irgendwo als zu spät. Ich rechne schon immer aus, wieviel Möglichkeiten ich habe um eben die Zeit rechtzeitig zu erwischen. Das ist Stress, den ich mir selbst mache aber auch oft Stress der durch Aussen entsteht. Natürlich ist nicht jeder so pünktlich wie ich und auf „höhere Gewalt" wie man so schön sagt, habe ich weniger Einfluss.

Als wir mal zu Flughafen mussten um in unseren Sommerurlaub nach Apulien zu starten, landeten wir in einem riesigen Stau und ich dachte wirklich wir schaffen es nicht mehr. Ich werde dann wütend, verzweifelt und mein Kopf versucht krampfhaft Lösungen zu finden um noch rechtzeitig zu dieser bestimmten, vorgegebenen Zeit irgendwo zu sein.

Jetzt übertrage ich das Ganze mal auf Kinder. Wir alle wissen, das gerade kleine Kinder noch kein Zeitgefühl haben. Welch Glück, denke ich mir oft aber so einfach gestrickt ist das gar nicht.

Kinder müssen, sollen oder wollen zu bestimmten Uhrzeiten etwas. Das beginnt schon mit der Schwangerschaft. Sie sollen an einem bestimmten ausgezählten Datum auf die Welt kommen. 40 Wochen sollen Sie nach vorgegebenen Normen reifen und wachsen und dann das Licht dieser Welt erblicken.

Ha, wie wenige Babys zum errechneten Stichtag kommen, haben wir alle schon erlebt oder gelesen. Dann sind diese kleinen Würmchen da und der Körper hat lebensnotwendige Bedürfnisse wie z.B. Essen und Schlafen. Gerade im ersten Jahr ist es meine Aufgabe als Elternteil diese wichtigen Bedürfnisse SOFORT zu erfüllen.

Das braucht Zeit und das „kostet" auch Zeit. Als ich mich mit dem Prinzen zur Rückbildung anmeldete, war das jede Woche ein Wettlauf mit der Zeit.

Entweder schlief er ein wenn wir losmussten oder hatte Hunger oder machte die Windel voll. Es passierte auch, dass er einschlief wenn wir aus dem Auto einsteigen wollten oder aber er hatte mitten im Kurs Hunger. Aber es war eine feste vorgegebene Zeit und diese Kurse, die ich damals machten verursachten unglaublich viel Stress auf meiner Seite und ich glaube auch auf seiner. Natürlich erfüllte ich seine Bedürfnisse sofort aber ich unterbrach Sie z.B. wie das Schlafen, wenn wir Aussteigen mussten. Auch war die „Kursleiterin" genervt wenn alle Babys zu unterschiedlichen Zeiten, genau in ihrer Stunde Hunger bekamen. Ich ließ mich nicht beirren aber in meinem Unterbewusstsein übte das großen Stress aus.

Die meisten Kinder sollen zu einer bestimmten Uhrzeit ins Bett um morgens ausgeschlafen zu sein, weil man selbst den Wecker stellen muss um z.B. zur Arbeit zu fahren oder weil man noch weitere Kinder für den Tag fertig machen muss. Man macht das Frühstück, hat Termine und Aufgaben. Wenn die Kinder dann in eine Betreuung kommen, dann müssen Sie zu einer festen Uhrzeit da sein. Dann gibt es meist eine Freispielzeit, eine Gruppenzeit, die Mittagszeit und die Schlafenszeit und am Ende die Abholzeit.

Ja Kinder gewöhnen sich an diese Abläufe und die Struktur die da geschaffen wird. Ja wir Erwachsenen geben auch unser Bestes, diese Strukturen zu schaffen und einzuhalten aber Halleluja es ist Stress pur. In meiner letzten Teilzeitstelle musste ich bis 13:00 Uhr arbeiten und den Prinzen pünktlich 13:30Uhr abholen. Ich durfte nicht zu spät kommen, da die Kinder angezogen vor die Tür gebracht wurden und warteten. Mein Arbeitsweg war an sich nicht weit aber es war immer Stau. Es waren immer alle Ampeln auf rot und ich kam schon fix und fertig bei ihm an. Ich wollte nicht die Mama sein, die 15 Minuten zu spät kommt und ihr trauriges Kind entgegen nimmt, das ja, durch diese geschaffenen Routinen, auch wenn es kein Zeitverständnis hatte, wusste wann die Eltern kommen.

Unsere Kinder merken ja auch an unseren Aussagen und Gefühlen, dass wir Druck und Stress haben. Sätze wie: " Bitte zieh dich jetzt an, wir müssen gleich los." oder " Bitte beeil dich etwas beim Laufen, denn wir haben einen Termin."

Wir hetzen durch unseren Tag und den Tag unserer Kinder. „Mental load" wird derzeit sehr oft in der Presse genannt. Unser Gehirn ist so voll von Aufgaben, Terminen und Abläufen, das es einfach nur noch erschöpft ist. Es ist so erschöpft, dass wir Dinge vergessen, das wir labiler werden und den Tag oder das Leben überhaupt nicht mehr geniessen können.

Als Ein-Kind-Mama, die den Luxus hatte 3 Jahre zu Hause zu sein, konnte ich mit dem Prinzen so gut es ging in den Tag hineinleben. Wenn Zeit keine Rolle spielen würdeDer Prinz lebte in seinem Flow und schaufelte Steine 2 Stunden lang von einem Becher in den Anderen. Wir schliefen wenn er müde war und aßen wenn wir Lust hatten. Wir machten selten feste Termine aus und konnten sehr gut Abschalten.

Als ich wieder einer bezahlten Erwerbstätigkeit nach ging, war das schlagartig vorbei. Als ich unseren Igel auf die Welt brachte, brach unser wohlgeformtes Zeitmanagement vollends zusammen. Da war auf einmal wieder ein kleines Baby das Bedürfnisse hatte, die sofort gestillt werden mussten und dann musste alles andere warten. Da war keine Zeit mehr für einen Flow, da immer irgendwas war.

Wieder Stress auf allen Seiten. Und nicht nur das, sondern auch ein schlechtes Gefühl, niemandem mehr gerecht zu werden. Dieses Gefühl hatte aber nicht nur ich sondern auch mein Mann. Mein viel arbeitender Mann der fertig spät Abends von der Arbeit kommt und den letzten Termin cancelt um zu Hause zu sein. „Zwischen den Stühlen" stehen meinte er sehr oft und ich wusste genau was er meint.

Jetzt könnte ich ganz frech sagen, wieso widmen wir dieser Zeit so viel Bedeutung zu? Wieso ändern wir das nicht einfach?

Was wäre wenn Zeit keine Rolle spielt?

Das wäre grandios oder? 8 Milliarden Menschen leben auf unserem Planeten und unser Dasein ist von Zwei geprägt. Unser Leben ist kurz und wieso Zeit verschwenden? Das Leben muss man auskosten und geniessen? Das sind so tolle Sprüche und Vorstellungen aber wie soll das alles gehen, wenn das ganze Leben durch Zeit strukturiert wird?

Nun ist unser kleiner Igel etwas Größer. Er kann sich verbal sehr gut äußern und unser Tagesablauf ist halbwegs geregelt. Ich habe wieder den großen Luxus 3 Jahre Elternzeit zu haben und wisst ihr was, wenn unser Tag beginnt, spielt Zeit eine weniger große Rolle.

Ja wir stehen meist zu einer festen Zeit auf denn man gewöhnt sich ja auch an Routinen und Abläufe aber ich versuche meinen Kindern die Zeit zu geben. Sie können morgens im Schlafanzug spielen, während ich mich anziehe. Wir haben 2 Stunden Zeit bis wir in der Kita sein müssen und können alle gemeinsam in Ruhe frühstücken. Der Prinz kann morgens Tanzen und Musik hören und wir gehen gemütlich zu Fuss zu Kita.

Ich lege keine Termine auf morgens, es sei denn die Außenwelt zwingt mich dazu. Bei unserem morgendlichen Spaziergang versuche ich nicht zu Drängeln und Sie können Stöcke sammeln und Gespräche mit den Nachbarn führen.

Ich sehe wie gut es Ihnen tut etwas weniger Druck zu haben. Ich spüre, wie gut es mir tut, die Arbeit einfach auf später zu verlegen auch wenn Sie dadurch nicht verschwindet. Auch heute noch, machen wir kaum Freizeittermine denn Termine sind Druck. Sie verursachen Stress und binden uns wieder an die Zeit. Wir versuchen so gut es geht in den Tag hinein zu leben.

Ich weiss wie schnell diese kurze Phase in unserem Leben wieder vorbei sein wird, wenn ich wieder an einen anderen Ort zum Arbeiten muss. Es verursacht jetzt schon wieder Druck in meinem Kopf.

Es ist doch eigentlich wirklich schrecklich wie sehr wir auf die Zeit angewiesen sind. Wie wenig Zeit wir tatsächlich flexibel gestalten können und wir sehr uns das unserem Geist und Körper zu schaffen macht. Unsere Existenz ist abhängig von der Zeit, da wir eben immer irgendwo sein müssen um etwas zu Schaffen, zu Erreichen oder da zu Sein.

Freie Zeit ist tatsächlich ein immenser Luxus geworden, den sich der Großteil der Bevölkerung nicht leisten kann und da hilft auch kein Geld, denn Zeit kann man nicht kaufen. Wir alle können nur versuchen, Momente am Tag zu schaffen, in denen Zeit keine Rolle spielt.

Ich habe keine Allheilmittel um diesem Fluch Zeit die Macht zu rauben. Es wäre schön wenn ich diesen Text so abschließen könnte. Mir geht es eigentlich nur um das Bewusstsein, dass wir uns schaffen können. Darüber nachzudenken welchen Stress wir uns und unseren Kindern verursachen indem jeder Tag bis in die letzte Minute durchgetaktet ist.

Das System kann ich nicht ändern.

Es spielt eine entscheidende Rolle im Thema Zeit. Ob Schulzeit, Arbeitszeit, Rentenzeit und Lebenszeit. Wir haben nicht viel Einfluss darauf aber wenn es nur eine Stunde am Tag ist, ich werde Sie mit NICHTSTUN und NICHTDENKEN verbringen und meinen Kindern immer wieder vorleben, dass Langeweile langweilig sein mag aber so unglaublich wichtig.

Wie ist euer Tag durch die Zeit beeinflusst? Spürt ihr Auswirkungen auf Euch oder eure Kinder?

Eure Glucke


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