Wenn’s drauf ankommt…

... dann kriege sogar ich den Mund auf. Das hätte ich ja nie gedacht, dass ich mal so hart und bestimmt ausdrücken kann, dass uns jemand in Ruhe lassen soll. Normalerweise habe ich mich gut im Griff und bin immer freundlich, höflich und denke darüber nach, wie meine Worte bei meinem Gegenüber ankommt.

Heute ist mir allerdings die Hutschnur gerissen und ich habe einer Dame mit Hut gehörig vor versammelter Mannschaft (3 geöffnete Kassen im Supermarkt) die Meinung gegeigt. Letztes Mal war ich noch geduldig und habe versucht, diese aufdringliche Dame mit Ignoranz loszuwerden bzw. nicht noch näher anzulocken.

An einem Wochentag nachmittags fahre ich mit zwei mehr oder weniger gut gelaunten Kindern (das wechselt bei uns aktuell von Minute zu Minute) zum Supermarkt, um den Wocheneinkauf zu erledigen. Die Große beanspruchte teils meine Geduld, indem sie gefühlte 100 Artikel, die wir natürlich nicht brauchen, in den Einkaufswagen schmeißt. Ich bitte sie geduldig, dieses Teil wieder wegzubringen und stattdessen eins zu holen, das wirklich auf meinem Einkaufszettel steht. An der Kasse angekommen, packe ich mit Hilfe der Großen alles aus dem Einkaufswagen auf das Band, als ich auf einmal weiter hinten aus der Schlange eine Stimme höre: „Mäuschen, hallo" „Na du süße Maus" „Das machst Du ja toll" „Du hilfst der Mama ja schon richtig gut". Erst da merke ich, dass die mir unbekannte Stimme wohl uns meint. Da wir keine Verwandten in dieser Stadt haben und deshalb auf diese Art keiner mit meinen Kindern in diesem Supermarkt spricht, habe ich erst gar nicht gemerkt, dass sie wohl uns meinte. Ich schaute auf und sah, dass die Stimme zum aufgetakelten Gesicht einer betagten Dame mit Hut gehört, die nur Augen für die Große hat. Dann sagt sie auf einmal „Ach, da ist ja noch jemand und kommt näher - zum Glück waren zwischen ihr und mir Leute, die sich (ob absichtlich oder unabsichtlich) ziemlich breit machten und sie nicht näher ran ließen. Dann sagte die Verkäuferin zu mir: „Ach, Sie kennen die nicht. Hörte sich so an, also ob Sie die kennen." Ja, ich hab keine Ahnung, wie sie auf die Idee kam, meine Kinder so anzusprechen. Im Vorbeigehen (als ich mein Kleingeld ins Portemonnaie packte) streifte sie mit ihrer Hand am Maxi Cosi vorbei und sagte „Tschüss, Mäuschen". So schnell konnte ich gar nix sagen (ich war perplex und wollte jetzt auch nicht die Welle machen, sie war ja jetzt weg und wir auch fast).

Déjà vu:

Heute, also dieses Mal Samstag, fuhren wir dann wieder in den gleichen Supermarkt, wo wir einmal wöchentlich meist an unterschiedlichen Tagen, wie es gerade zur Laune der Kinder und zu den Terminen passt, unseren Wocheneinkauf erledigen. Die Kleine schlief, während die Große und ich die Einkäufe in den Wagen packten. Die Große war heute echt vorbildlich, hat nix in den Wagen gepackt, was wir nicht brauchten und half mir, alles was auf meinem Einkaufszettel stand, zusammen zu suchen und vorsichtig in den Wagen zu legen. An der Kasse angekommen, höre ich von der Seite eine Stimme „Na, Mäuschen" und ich blickte sofort auf, weil ich die Stimme wiedererkannte. Die Große verschwand direkt zwischen mir und dem Einkaufswagen, hielt sich daran fest und würdigte der Dame keines Blickes - sie guckte unsicher auf den Boden. Es war körpersprachlich wirklich nicht zu übersehen, dass sie kein Interesse hat, sich mit ihr zu unterhalten oder sie anzusehen. Jetzt war ich gefragt, ich musste es einfach tun - zum Schutz meiner Tochter - ich dachte gar nicht groß nach. Ich schaute der Dame mitten ins Gesicht und sagte: „Sie sehen ja wohl, dass sie sich nicht mit Ihnen unterhalten möchte". Dann schlich sie sich auf die andere Seite des Einkaufswagens und versuchte es von der Seite „Hallo... kleine Maus... Ach, da ist ja noch jemand". Ich: „Sagen Sie mal, kennen wir uns?" „Ja, letztens haben wir doch auch. . . Wir haben hier doch früher" stammelte sie. Ehrlich gesagt hörte ich schon gar nicht mehr weiter zu, denn ich bin mir sicher, dass wir uns nicht kennen. Ich sagte bestimmt und gar nicht mehr freundlich: „Wir wollen von Ihnen in Ruhe gelassen werden. Gehen Sie wieder dahin, wo Sie hergekommen sind und lassen Sie uns in Ruhe". Der Blick: unbezahlbar. Die Reaktionen der Umstehenden waren auch sehr interessant. Auf einmal war es richtig still, betretenes Schweigen und überraschte Blicke. Hätte vielleicht keiner von mir erwartet.

Ich widmete mich dann dem Kassierer und meinen Einkäufen und hielt dann, nachdem wir bezahlt hatten, kurz inne und erklärte der Großen, dass das sehr unangenehm war, dass die Frau sie so angesprochen hat und dass ich ihr jetzt gesagt habe, dass sie uns in Ruhe lässt. Sie sagte sichtlich erleichtert „Ja" und ich war sehr stolz, dass ich mich getraut habe, das zu sagen. Über so viel Unverschämtheit ärgerte ich mich innerlich noch, aber ich wunderte mich über mich selbst, wie das auf einmal ohne zu überlegen, was die Anderen denken, einfach raus sprudelte - wie im Film. Ich habe geschafft, den Mund auf zu machen - was ich selbst nicht von mir gedacht hätte und wie ich mich vorher selbst nicht kannte. Es war so wichtig - meinen Kindern zu Liebe und als Vorbild, auf dass sie es von mir abgucken und genauso oder besser machen. Und um dieser Dame zu signalisieren, dass sie eindeutig zu weit gegangen ist. Obwohl ich davon überzeugt bin, dass es gesessen hat und sie sich das nicht noch einmal bei mir erlauben wird, möchte ich sie nicht wiedersehen, weil sie echt eine unsympathische Person ist. Vielleicht fiel es mir deswegen so leicht!

Bei Jessi vom Blog feierSun könnt Ihr nachlesen, wie sie auf die übergriffige Art eine süßen kleinen Oma reagiert hat - ich musste schmunzeln und bewundere Jessis Mut, obwohl die Situation an sich alles andere als lustig ist. Ob ich mich das getraut hätte, weiß ich nicht - das weiß man wohl nur, wenn man selbst mittendrin steckt. Auf sowas kann man sich nicht vorbereiten, man reagiert dann einfach so aus dem Bauch heraus - und das ist genau richtig.

Habt Ihr auch schon solche Situationen erlebt? Wie seid Ihr damit umgegangen? Oder habe ich Eurer Meinung nach überreagiert und hätte sie einfach weiterhin ignorieren sollen? Auf Eure Kommentare freue ich mich. Eure Renate

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