„Wenn du was brauchst – rufst du mich nicht an.“: Münchner Wiesen-Tatort "Die letzte Wiesn"

„Wenn brauchst rufst mich nicht an.“: Münchner Wiesen-Tatort

©ARD

Seit dem 1. Januar 1991 ist viel geschehen. Drei Kanzler(innen) erlebte unser Land bisher, Michael Jackson ist tot, statt Backstreets Boys feiern die jungen Mädels heute Kinder wie DieLochis. Aber auch wenn sich einiges verändert hat, bleibt eine Konstante noch immer unantastbar: Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) sind einfach Giganten. Zwei Männer, mittlerweile stark ergraut und beide schon weit jenseits der 50 respektive 60, die in München für Recht und Ordnung sorgen.
Zum 70. Mal gingen sie nun unter der Regie von Marvin Kren und unter dem Arbeitstitel „Die letzte Wiesn“ auf Sendung. Das muss man ihnen erstmal nachmachen. Und auch den Fakt, dass Krimis mit ihrer Beteiligung auch trotz so mancher offensichtlichen Schwäche zumindest kaum nicht zu mögen sind. Auch der aktuelle Film ist wieder so ein zweigleisig zu betrachtendes Exemplar: Einerseits gespickt von lauter Unzulänglichkeiten und profillosen Figuren, andererseits aber eben mit Batic und Leitmayr in den Hauptrollen. Und mit einem Sidekick, der sich langsam aber sicher zum heimlichen Tatort-Star entwickelt.

„Wenn brauchst rufst mich nicht an.“: Münchner Wiesen-Tatort

Hatte es auch schonmal gemütlicher: Kommissar Leitmayr (Udo Wachtveitl) ©BR/Bernd Schuller


Der Fall zum Jubiläum ist einer, den man bei andern Teams direkt in die Ecke stellen und nie wieder ansehen würde. Im Okoberfest-Zelt von Kirsten Moosrieder (fies: Gisela Schneeberger) hagelt es Tote. Neben Hopfen und Malz verirrt sich plötzlich Liquid Ecstasy – im Fachjargon GHB genannt – in den Maßkrügen der Bierzelt-Besucher. Mehrere kippen um, einer davon stirbt sogar. Ein sogenanntes Zechanschlussdelikt also. Leitmayer, eigentlich auf den Urlaub in den jährlichen Oktoberfest-Flucht-Urlaub, muss also doch daheim bleiben. Seine Wohnung hat er vermietet an schwedische Damen, so wie jedes Jahr. Doch an der Geldbörse des ersten Toten - ein Italiener mit „nur“ 0,7 Promille – wurden seine Fingerabdrücke entdeckt. Ihn hatte Leitmayer vorher zufällig beim Suff-Schlaf in der nächtlichen Münchner U-Bahn kennengelernt. Einer von mehreren Zufällen in einer haarsträubenden Story...
Zufällig trifft nämlich der heimatlose Leitmayer nicht nur auf den Toten, sondern er freundet sich auch mit der Festzelt-Mitarbeiterin Ina Sattler (Nichte zweiten Grades von Christiane Hörbiger: Mavie Hörbiger) an, die Probleme mit dem Jugendamt hat, vorbestraft ist wegen – natürlich – GHB-Problemen, und die Leitmayer beim Einkaufen, natürlich auch rein zufällig, trifft. Batic hat derweil Besuch seiner drei kroatischen Tanten, wovon eine natürlich auch mit 1,9 (Respekt!) Promille ins Krankenhaus gebracht werden muss. Das sorgt auch für die erheiterndsten Momente des Abends. Da singen die beiden Kommissare kroatische Volkslieder und der Nachbar regt sich über die nicht einhaltende Bettruhe auf. „Überall herrscht um zehn Nachtruhe“ - nur nicht im Tatort. Ein ander Mal übernachtet Leitmayr in der Badewanne, während einer seiner schwedischen Gäste mal dringend aufs Klo macht. Als sie ihn entdeckt, erwidert er bloß mit einem „Continue.“ Vorher lief dort in der Wohnung ein Tatort. Ein Tatort im Tatort – ein wundervolles Detail.

„Wenn brauchst rufst mich nicht an.“: Münchner Wiesen-Tatort

Der heimliche neue Star des Tatorts: Assistent Kalli (Ferdinan Hofer) ©BR/Bernd Schuller


Weniger wundervoll, sondern vielmehr blödsinnig ist da der Haupt-Plot. Die Figuren sind größtenteils ganz grob gezeichnet. Die Chefin des Zeltes zum Beispiel ist furchtbar unsympathisch, lernen wir. Und steht unter keinem guten Ruf in ihrer Gefolgschaft – erst recht, nachdem sie nach der Übernahme des Geschäfts nach dem Tod des Mannes viele Leute entließ. Liegt hier das Motiv des Tatorts begraben? Gute Frage. Sie hatte viele Feinde, unter ihnen der unter Verdacht geratende Restaurant-Leiter (Leo Reisinger), der mit dem Chef früher anbandelte. Doch der Krimi verrät schnell den Mörder. Ein Mann in schwarzer Kleidung, ohne Tracht, bloß mit Kopfhörern im Ohr, hauptberuflich neben Mörder sonst U-Bahn-Fahrer, war's. Uninspierter geht’s nimmer.
Alkohol macht die Birne hohl
Vom Oktoberfest lernen wir währenddessen, dass Italiener nach zwei Maß schon kleinbei geben und die Männer den Bedienungen zwischen die Beine greifen Ach ja: Alkohol macht die Birne hohl. Zermürbend ist das Ganze, die Ermittlungen kommen nicht von der Stelle – logisch, wenn man mit 40 Leuten unter 10.000 ermitteln muss. Der Film verharrt allerdings ebenfalls im krimitechnischen Nirvana. Keine Spannung, viel Langeweile, viel Nebenbei, viele Klischees und stets zu vorhersehbar. Zum Jubiläum überzeugen eigentlich nur die feinen, stimmungsvollen Aufnahmen. Und Kalli.

„Wenn brauchst rufst mich nicht an.“: Münchner Wiesen-Tatort

©BR/Bend Schuller

Ferdinand Hofer spielt den Sidekick der beiden alteingesessenen Ermittler. Und das macht er von Folge zu Folge immer besser. „Fesch ist sie, Herr Leitmayr, die würde Ihnen gefallen“, erzählt er über seine Mutter. Ein wirklich erhellender Moment. Und am Ende verrät Batic, er wolle seine Tante besuchen fahren. Leitmayr entgegnet: „Wenn du was brauchst – rufst du mich nicht an.“ Die beiden muss man einfach liebhaben. Auch nach 24 Jahren noch.


BEWERTUNG: 5,0
/10Titel:Tatort: Die letzte WiesnErstausstrahlung: 20.09.2015Genre: KrimiRegisseur: Marvin Kren
Darsteller: u.a. Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec, Ferdinand Hofer, Gisela Schneeberger, Jürgen Tonkel

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