Von Jürgen Voß
Die Rente mit 67. Ein Dauerthema, ein Kernprojekt der Agenda 2010, mit Klauen und Zähnen als richtig, „wegweisend“ für alle anderen europäischen Staaten, als „Segen“, so die FAZ noch vor wenigen Tagen, von unseren Politkern und den in allen neoliberalen Grundfragen gleichschalteten Medien seit Jahren propagiert, gelobt und mit hoch manipulativen Statistiken sowie mit atemberaubenden Demografieprognosen immer wieder „untermauert“, kommt in diesen Tagen wieder hoch, leider – oder je nach Sichtweise auch Gott sei Dank – weil mit der kruden Wahrheit konfrontiert.
Und die sieht ganz anders aus, als uns Müntefering, FAZ, SZ & Co seit Jahren erzählen. Nichts war es mit den Älteren, die am Arbeitsmarkt eine immer größere Wertschätzung erfahren, genau das Gegenteil ist der Fall: Die Frührente ist der Normalzustand. In sie geht jeder zweite Neurentner (SZ vom 28.12.), und dies sicherlich nicht freiwillig, sondern als Resultat seines ruinierten Gesundheitszustandes oder direkt aus der Arbeitslosigkeit, nicht selten auch aus der Kombination beider Gründe. Hohe Abschläge sind die Folge. Die von der SZ genannten durchschnittlichen Absolutverluste von 113 Euro pro Monat sind es ja nicht alleine. Es fehlen ja noch die nicht mehr erreichten Rentenansprüche der fehlenden Jahre, pro Jahr für Durchschnittsverdiener sind dies rund 28 Euro im Monat. Sie müssten an sich noch hinzuaddiert werden.
Die Rente mit 67 ist also nichts anderes als das, was ihre Gegner schon immer behauptet haben: Ein drastisches Rentenkürzungsprogramm, weil es noch nicht einmal einen geordneten Arbeitsmarkt bis 65 gibt.
Doch immer, wenn der Zug auf den Abhang zufährt – das zeigt die deutsche Geschichte - ziehen die Leute, die für die falsche Fahrtrichtung verantwortlich sind, in der Regel nicht die Notbremse sondern legen sogar noch Kohlen nach. Getreu der Maxime von Karl Valentin, die Wahrheit „erst gar nicht ignorieren“ zu wollen, fordern sie jetzt die Rennte mit 69.
Unter der Überschrift „Demografischer Stresstest“ gibt die Süddeutsche Herrn Diekmann, dem Vorstandsvorsitzenden der Allianz, Gelegenheit, uns schon mal darauf einzustimmen, was die neoliberale Front für die jetzige Generation der Erwerbstätigen bereithält: „In unseren dramatisch alternden Gesellschaften“, in der „die Zahl der Empfänger von Transferleistungen wächst, während die Zahl der Beitragszahler schrumpft“, woraus eine “höhere Staatsverschuldung“ resultiert, die von „der sinkenden Erwerbsbevölkerung“ nicht mehr aufgebracht werden kann, muss das „Renteneintrittsalter schrittweise auf 69“ erhöht werden. Diekmann vergisst natürlich nicht das eigene Portefeuille: “Anstelle der Umlagefinanzierung muss verstärkt die Kapitaldeckung treten. Eigenverantwortung, private Vorsorge wird immer wichtiger, auch und grade für Bezieher niedriger Einkommen“.
Nun könnte man die Frage stellen, ob es sich mit dem Anspruch der Süddeutschen, eine seriöse Tageszeitung zu sein, verträgt, den Chef einer Privatversicherung (warum nicht gleich Herrn Maschmeyer) eine Kolumne schreiben zu lassen, in der dieser unverhohlen für sich selbst und seinen Laden werben kann. Doch in einer politischen Landschaft, in der der Bundespräsident stolz ist auf seine Freundschaft mit einem dreimal chemisch gereinigten Halbweltloddel, der nachweislich tausende Anleger betrogen hat, ist man wohl von „gestern“, wenn man solche Fragen stellt.
Jedoch in einer Zeit, in der der Steuerzahler die von Millionen Beitragszahlern schon gezahlten Milliarden an kapitalgedeckter Altersvorsorge (Pensionsfonds, Privatversicherungen etc.), die von den Banken verzockt wurden, noch einmal bezahlen muss, ausgerechnet für eine solche kapitalgedeckte Altersvorsorge zu werben und sie als einzige Lösung des Demografieproblems zu nennen, ist schon ein starkes Stück und darin liegt die eigentliche Chuzpe dieses seltsamen Beitrages.
Die klassische umlagefinanzierte Rente, die im Rahmen der Finanzkrise der letzten Jahre wie ein Fels in der Brandung steht, soll also ablöst werden durch ein System, das den Unsicherheiten der Finanzmärkte voll ausgesetzt ist und das zur Zeit mit einer Garantierendite unterhalb des Inflationsniveaus arbeitet und zudem nur bedient werden kann, solange Geld verdient wird, also der Arbeitsplatz sicher ist und das zudem später mit der Grundsicherung verrechnet wird.
Oder, um es drastischer zu sagen:Wir sollen Herrn Ackermann, Herrn Diekmann, Herrn Maschmeyer und Konsorten in Zukunft nicht Milliarden, sondern Billionen anvertrauen. Da wünsche ich jetzt schon mal viel Vergnügen!
Die Rente mit 67. Ein Dauerthema, ein Kernprojekt der Agenda 2010, mit Klauen und Zähnen als richtig, „wegweisend“ für alle anderen europäischen Staaten, als „Segen“, so die FAZ noch vor wenigen Tagen, von unseren Politkern und den in allen neoliberalen Grundfragen gleichschalteten Medien seit Jahren propagiert, gelobt und mit hoch manipulativen Statistiken sowie mit atemberaubenden Demografieprognosen immer wieder „untermauert“, kommt in diesen Tagen wieder hoch, leider – oder je nach Sichtweise auch Gott sei Dank – weil mit der kruden Wahrheit konfrontiert.
Und die sieht ganz anders aus, als uns Müntefering, FAZ, SZ & Co seit Jahren erzählen. Nichts war es mit den Älteren, die am Arbeitsmarkt eine immer größere Wertschätzung erfahren, genau das Gegenteil ist der Fall: Die Frührente ist der Normalzustand. In sie geht jeder zweite Neurentner (SZ vom 28.12.), und dies sicherlich nicht freiwillig, sondern als Resultat seines ruinierten Gesundheitszustandes oder direkt aus der Arbeitslosigkeit, nicht selten auch aus der Kombination beider Gründe. Hohe Abschläge sind die Folge. Die von der SZ genannten durchschnittlichen Absolutverluste von 113 Euro pro Monat sind es ja nicht alleine. Es fehlen ja noch die nicht mehr erreichten Rentenansprüche der fehlenden Jahre, pro Jahr für Durchschnittsverdiener sind dies rund 28 Euro im Monat. Sie müssten an sich noch hinzuaddiert werden.
Die Rente mit 67 ist also nichts anderes als das, was ihre Gegner schon immer behauptet haben: Ein drastisches Rentenkürzungsprogramm, weil es noch nicht einmal einen geordneten Arbeitsmarkt bis 65 gibt.
Doch immer, wenn der Zug auf den Abhang zufährt – das zeigt die deutsche Geschichte - ziehen die Leute, die für die falsche Fahrtrichtung verantwortlich sind, in der Regel nicht die Notbremse sondern legen sogar noch Kohlen nach. Getreu der Maxime von Karl Valentin, die Wahrheit „erst gar nicht ignorieren“ zu wollen, fordern sie jetzt die Rennte mit 69.
Unter der Überschrift „Demografischer Stresstest“ gibt die Süddeutsche Herrn Diekmann, dem Vorstandsvorsitzenden der Allianz, Gelegenheit, uns schon mal darauf einzustimmen, was die neoliberale Front für die jetzige Generation der Erwerbstätigen bereithält: „In unseren dramatisch alternden Gesellschaften“, in der „die Zahl der Empfänger von Transferleistungen wächst, während die Zahl der Beitragszahler schrumpft“, woraus eine “höhere Staatsverschuldung“ resultiert, die von „der sinkenden Erwerbsbevölkerung“ nicht mehr aufgebracht werden kann, muss das „Renteneintrittsalter schrittweise auf 69“ erhöht werden. Diekmann vergisst natürlich nicht das eigene Portefeuille: “Anstelle der Umlagefinanzierung muss verstärkt die Kapitaldeckung treten. Eigenverantwortung, private Vorsorge wird immer wichtiger, auch und grade für Bezieher niedriger Einkommen“.
Nun könnte man die Frage stellen, ob es sich mit dem Anspruch der Süddeutschen, eine seriöse Tageszeitung zu sein, verträgt, den Chef einer Privatversicherung (warum nicht gleich Herrn Maschmeyer) eine Kolumne schreiben zu lassen, in der dieser unverhohlen für sich selbst und seinen Laden werben kann. Doch in einer politischen Landschaft, in der der Bundespräsident stolz ist auf seine Freundschaft mit einem dreimal chemisch gereinigten Halbweltloddel, der nachweislich tausende Anleger betrogen hat, ist man wohl von „gestern“, wenn man solche Fragen stellt.
Jedoch in einer Zeit, in der der Steuerzahler die von Millionen Beitragszahlern schon gezahlten Milliarden an kapitalgedeckter Altersvorsorge (Pensionsfonds, Privatversicherungen etc.), die von den Banken verzockt wurden, noch einmal bezahlen muss, ausgerechnet für eine solche kapitalgedeckte Altersvorsorge zu werben und sie als einzige Lösung des Demografieproblems zu nennen, ist schon ein starkes Stück und darin liegt die eigentliche Chuzpe dieses seltsamen Beitrages.
Die klassische umlagefinanzierte Rente, die im Rahmen der Finanzkrise der letzten Jahre wie ein Fels in der Brandung steht, soll also ablöst werden durch ein System, das den Unsicherheiten der Finanzmärkte voll ausgesetzt ist und das zur Zeit mit einer Garantierendite unterhalb des Inflationsniveaus arbeitet und zudem nur bedient werden kann, solange Geld verdient wird, also der Arbeitsplatz sicher ist und das zudem später mit der Grundsicherung verrechnet wird.
Oder, um es drastischer zu sagen:Wir sollen Herrn Ackermann, Herrn Diekmann, Herrn Maschmeyer und Konsorten in Zukunft nicht Milliarden, sondern Billionen anvertrauen. Da wünsche ich jetzt schon mal viel Vergnügen!