Wenn die deutsche Geschichte einen einholt

Am Dienstag treffe ich zwei alte Herren auf einer Bank. Pater Bruno kenne ich schon. Er sagt mir: “Du hast heute Morgen aber nicht gesagt, wer ihn ermordet hat. Hast du dich geschämt ?” Er spielt auf meine Einleitung in die Messe am Gedenktag von Maximilian Kolbe an, der 1941 in Auschwitz ermordet wurde. “Doch,” sage ich, “ich habe die ‘Regierung von Hitler, dem Deutschen’ genannt. Danke übrigens, dass du mich an unsere Schande erinnerst,” setze ich halb scherzhaft hinzu. Wie erklärt man einem tansanischen Priester, der nie in Deutschland war, und sicherlich nicht den geschichtlichen Hintergrund beurteilen kann, unser Verhältnis zu Hitler ? Soll ich jetzt eine lange Vorlesung über die zwiespältige Rolle der Kirche im Nationalsozialismus halten ?
Der Geschichtslehrer in mir entscheidet sich für die didaktischen Methoden “Vereinfachung” und “Bezug zur Lebenswelt der Zuhörer”: “Hitler war auch ein Feind der Kirche. Zum Beispiel hat er alle Klöster unserer Kongregation aufgehoben. Deshalb ist ja auch die Kirche hier in Peramioh völlig ohne europäisches Geld gebaut worden, vor allem dank der Hilfe der Bewohner von Peramiho.” Da steigt der andere alte Herr in das Gespräch ein: “Ich war damals Schüler. Und mit diesen Händen hier habe ich Ziegel für die Kirche geformt. 1943 war das. Und 1948 ist die Kirche geweiht worden. Da war ich Messdiener. Matthew hieß der Bischof, der sie geweiht hat.” Pater Bruno fällt ein: “Bei der Kirchweihe war ich auch dabei.” Die Leute von Peramiho sind auf die Kirche ungefähr so stolz wie die Kölner auf ihren Dom.



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