Es ist Sonntag Morgen 5:45Uhr. Dazu seit knapp drei Stunden Sommerzeit!
Toll. Eigentlich erst 4:45Uhr und mein Wecker reist mich aus dem Schlaf.
Ich hasse diese Sommerzeitumstellung. Bis ich mich da wieder drann gewöhnt habe, wird die Uhr schon wieder zurückgestellt.
Es ist Ultramarathonsonntag in Eschollbrücken. Neuland für mich. Keine Streckenkenntnis außer der Tatsache, dass ich weiß wo Eschollbrücken liegt.
Es gibt zum Frühstück zwei Rosinenbrötchen und eine halbe Flasche mit kohlehydratreichem Getränk.
Echt leckeres Frühstück an einem Tag der schon mit einer beschis…. Zeitumstellung anfängt.
Aber meine Laune wird schnell besser. Denn schließlich heißt es wieder alte Freunde treffen und endlich mal einen langen Lauf in 2012 absolvieren. So richtig hat dieses ja bisher noch nicht geklappt.
Mein Frau fährt mich kurz nach 7:00Uhr nach Eschollbrücken. Der Sportplatz ist schnell gefunden und mein Weg führt mich gleich zur Startnummerausgabe. Dies geht relativ flott von statten. Es ist noch ziemlich leer vor Ort und die Anzahl der Meldungen ist übersichtlich. Zu der Startnummer gibt´s noch eine Tafel Nussschokolade! Bin echt am Überlegen ob ich die vorher esse. Schließlich sind Nüsse ja ein gutes Kraftfutter.
Es ist frisch am Waldrand. Zwar zeigt sich schon die Sonne an einem wolkenlosen Himmel, aber so richtig Wärme produziert sie noch nicht. Sollte sich ändern.
So langsam tauchen die ersten bekannte Gesichter auf. Man kennt sich. Teils persönlich, teils aus dem Netz.
Gleich danach treffen Steffen und Melanie ein. Die Begrüßung ist wie immer herzlich. Schön mal wieder ein paar Runden miteinander zu Laufen. Außerdem gibt´s ein bisschen was zu besprechen. Schließlich ist es bis zur TorTour de Ruhr nicht mehr lange hin.
Beim Plaudern lerne ich gleich noch Esther Miess kennen. Auch Sie braucht für den Rennsteiglauf am zweiten Maiwochenende noch ein paar “längere Trainingskilometer”.
Wie sich die Geschichten doch gleichen!
Meine Sporttasche wandert in Steffen und Melanies Auto und wir begeben uns Richtung Start. Es ist arschkalt ohne Jacke!
Ich suche erst einmal ein sonniges Plätzchen aus und strecke mich in die Sonnenstrahlen wie eine Eiddechse nach der Nachtstarre! Helfen tut´s wenig. Aber schließlich geht´s ja gleich los und ein Blick Richtung Himmel lässt ahnen das es heute noch ein bisschen wärmer wird!
Punkt 9:00Uhr fällt der Startschuß. Das Feld ist übersichtlich und ich treibe es von Anfang an vor mir her.
Die Strecke führt aus dem Sportplatzbereich heraus in ein kurzes Waldstück. Nach 200 Metern werde ich mit einem netten “Hallo Gerd, Grüße von Steve! empfangen. Der Vater von Steve fungiert hier steppend als Streckenposten und begleitet mich Runde für Runde mit seinen netten Aufforderungen. Dafür nochmals meinen besonderen Dank. Hat mir stets wieder geholfen weiterzumachen! Danke!!
Hier geht es nach links auf den Damm. Kurzer knackiger Anstieg der die ersten Runden nicht besonders ins Gewicht fällt.
Auf dem Damm geht es eine zwei Kilometerrunde um den Wald herum. Offenes Feld mit Gegenwind und schon am Morgen mit einer knackigen Sonneneinstrahlung. Nach der “Deichrunde” gibt´s die “Begegnungsstelle” wo´s zum Deich rauf und dann wieder runter geht. Ein bisschen eng aber handelbar!
Nach zwei Kilometer geht´s dann nach rechts auf eine angenehme Waldrunde. Zwar ist die gesamte Strecke ziemlich uneben und mit Löchern überseht, aber diese sind vorbildlich gekennzeichnet und der weiche Waldboden dazwischen lässt sich prima laufen. Bei Kilometer 3 ist eine weitere Getränkeversorgungsstelle eingerichtet. Optimal und wie sich im Laufe des Rennens herausstellt, ganz ganz wichtig!
Die letzten 2 Kilometer bis zum Ziel sind dann ein bisschen zickzack am Waldrand entlang, aber prima abgesperrt und immer wieder mit netten Menschen bestückt die einen anfeuern!
Kurz vor dem Ziel geht´s dann noch einmal zwischen Absperrbändern kreuz und quer über den Sportplatz und schon ist die 5 Kilometerrunde absolviert!
Leider bin ich viel zu schnell. Keine Ahnung warum dies so ist. Denn eigentlich gehe ich jeden Lauf eher etwas konservativ an. Vorgesehen war eine Kilometerzeit zwischen 6:30-6:45min/km. Die ersten 15 Kilometer liegen bei 6:20min/km. Viel zu schnell, obwohl mein Puls relativ niedrig ist. Aber spätesten in der dritten Runde kommt, zusammen mit den steigenden Temperaturen und der kräftig brennenden Sonne, die erste Erkenntnis das ich Tempo raus nehmen muss. Schließlich steht in erster Linie die 50 auf dem Plan. Die Zeit interessiert mich weniger.
Nach zwanzig Kilometer denke ich das erste Mal “Was treibst Du hier eigentlich”?? Ich bin müde, kaputt und so richtig Lust habe ich keine mehr. Alles ist anstrengend und die süßen Getränke hängen mir jetzt schon zum Halse raus. Hätte doch die Tafel Schokolade essen sollen.
Das sind dann die ersten Anzeichen darauf das es hart wird. Richtig hart. Alleine und ohne Begleitung mit entsprechende Ablenkung geht einem da viel durch den Kopf.
Was mache ich eigentlich hier?
Eigentlich reichen doch 25 Kilometer für eine schönen Sonntag Morgen?
Reichen meine Getränke?
Warum bin ich so schnell losgelaufen?
Und so weiter, und so fort……
Du brauchst den 50 vor deinem Rennsteiglauf!!
Genau der Satz wird dann zu meinem Mantra. Du bist kein Weichei, dass sich hängen lässt weil´s nicht so einfach ist.
Du hast dieses Jahr noch nicht´s gerissen! Wenn Du nicht am Rennsteig eingehen willst, dann kneife die Arschbacken zusammen und ziehe das hier durch!
Basta!
Und so drehe ich meine Runden. Immer in Sichtweise mit Melanie, die ich dann an der Verpflegung immer wieder treffe. Da ist dann noch jemand bei mir der den gleichen Bock hat wie ich!
Aber wir raffen uns Runde für Runde auf und geben nicht auf. Immer weiter, immer weiter!
Ab 4 Stunden wird´s nun richtig warm. Die Sonne brennt mir auf mein spärlich behaartes Haupt, und die Zweifel werden nicht weniger. Ich hangele mich von Verpflegung zu Verpflegung. Zum Glück habe ich mir ein paar Salztabletten eingepackt. Ein gute Entscheidung wie sich herausstellte. Mein Körper lechzt geradezu nach Salz!
Es ist immer eine Gradwanderung zwischen zu viel und zu wenig Trinken. Ein Balanceakt der mir aber gestern optimal gelungen ist. Die Flüssigkeitsversorgung passt!
Ab Kilometer 40 will der Körper nicht mehr so richtig. Die Muskel schmerzen und das erhitzte Blut kocht in den Adern.
Der Kopf sieht einer Tomate immer ähnlicher, und die Sonne bruzzelt weiter auf einen herunter.
Aber nach 40 Kilometern breche ich nicht ab. Ich quäle mich doch keine viereinhalb Stunden durch die Gegend um dann vor lächerlichen 10 Kilometern zu kapitulieren. Kommt nicht in die Tüte.
Ich begrabe in einer unbeobachteten Minute meinen inneren Schweinehund am Waldrand und trabe so unauffällig wie möglich locker weiter. Keiner hat´s gemerkt!
Wenn ihn einer findet darf er ihn gerne behalten. Ich gebe ihn kostenlos ab!
Bei vorletzten Zieldurchlauf sind meine beiden Mädels anwesend und nun steht fest das ich das zu Ende bringe. Schließlich verspreche ich Helene das sie mit mir durch´s Ziel laufen darf. Und seine Versprechen hält man.
Die letzte Runde geht mir dann aber echt die Luft aus. Es werden ein paar Gehabschnitte eingelegt. Die Oberschenkel wollen einfach nicht mehr.
Melanie hat in der letzten Runde der “Stalldrang” ereilt. Die ging noch mal ab wie ein Zäpfchen! Da konnte ich nur noch hinterherschauen. Respekt!
Die letzte Runde ist meine Dankesrunde.
Einen herzlichen Dank an alle Helfer und Streckenposten. Schließlich habe die tolle Arbeit geleistet und auch ihren Sonntag für uns geopfert. Und da gab es bestimmt was schöneres bei diesem Wetter, als verschwitzten Läufern bei masochistischen Freizeitaktivitäten in freier Natur zuzuschauen.
Herzlichen Dank an alle Helfer und Streckenposten!
Ihr ward super!!
Die letzten Meter über die Sportplatzwiese waren dann eine einzige Erlösung. Vorbei sind die Schmerzen und Qualen.
Als Dank gibt´s einen Zieleinlauf mit meiner Tochter.
Entschädigung für jeden einzelnen Meter Tortour heute!
Der Lohn nach 50 harten Kilometern
Als Fazit bleibt wieder mal die Gewissheit dass man mit einem eisernen Willen viel erreichen kann. Das ich zukünftig wieder etwas gemächlicher in meine Läufe gehen werde.
Und vor allem das es immer wieder Spaß macht mit Freunden zu Laufen!
Schön das man sich wieder (einige auch zum ersten Mal) getroffen hat!
Ich freue mich schon auf die nächsten Runden mit euch Verrückten!
Keep Running!
Run Happy!