Wenn der Ausnahmezustand zum Dauerzustand wird

Wenn der Ausnahmezustand zum Dauerzustand wirdIm Moment weiß ich oft nicht, wo mir der Kopf steht, und komme erst abends etwas zur Ruhe. Dann ist soviel aufzuarbeiten und die Regenerationszeit reicht in keinster Weise aus, um wieder mit neuer Kraft in den nächsten Tag zu starten. Immer kommt irgendetwas anders als geplant und ich hasse hasse hasse Planänderungen und Unvorhergesehenes. Das kostet mich unglaubliche Energie. Vor allem die unzähligen Krankheiten werfen uns immer wieder zurück. Während unser Alltag im gesunden Zustand gut zu händeln ist, wir sowohl unsere beiden Jobs, die Kinderbetreuung ohne jegliche Unterstützung außerhalb der Kita als auch den Haushalt gut im Griff haben und im Normalzustand jeder auch mal ab und zu 1-2 Stündchen frei hat, sieht es im Ausnahmezustand natürlich ganz anders aus. Und wenn der Ausnahmezustand zum Dauerzustand wird, sind die Kraftreserven ganz schnell aufgebraucht. Das sei mal an der vergangenen Woche veranschaulicht.
Montag (mein freier Tag):
Morgens erfolgte die U7a der Kleinen und ich war erst um 10 Uhr wieder zuhause (statt wie sonst ab 8 Uhr Ruhe). Dann Haushalt, Wäsche, Aufräumen, Bürokram und Mittagessen kochen. Am Sonntag waren der Mann und ich krank gewesen und es war nur das Nötigste gemacht worden. Nach dem Mittagessen saß ich zum ersten Mal auf dem Sofa und schrieb den Blogpost zur U7a. Dann ging es schon wieder zur Kita. Mit der Kindern wollte ich mir ein kostenloses Puppentheaterstück "Pippi Langstrumpf" in unserem hiesigen Center anschauen. Das dauerte bis 17:30 Uhr, wir waren also erst um 18 Uhr zuhause. Die Kinder waren gut drauf. Abends kam mir die Kleine heiß vor, ich maß Temperatur, knapp 39°C. Nein, bitte nicht!!! Ich hatte für Dienstag extra einen Überstundentag eingereicht, um mich mal etwas zu regenerieren, da ich in der Woche davor selbst Magen-Darm hatte (und davor die Kleine über Ostern) und völlig fertig war.
Dienstag:
Morgens hatte die Kleine wieder 39°C Fieber. Das war's dann mit meinem freien Tag. Eine Verabredung musste ich deshalb leider absagen. Der Mann war schon so früh wie möglich auf Arbeit gefahren und ich brachte den Großen mit der kranken Kleinen in die Kita. Da die Kleine sehr schlapp war, ging ich dann am Vormittag 2 h mit ihr spazieren. Sie hätte eh' nicht spielen können. Mittagessen, 1 h Mittagsschlaf und danach ein wenig malen. Der Mann kam wie vereinbart um 15:30 Uhr und übernahm die Kleine. Ich eilte in die Kita, holte den Großen und schaute mir mit ihm noch das Theaterstück an, das die Gruppe der Kleinen heute aufführen sollte. Das verpasste sie nun leider. Danach fuhr ich mit ihm noch zum Optiker, was ich mit beiden Kindern im Schlepptau nie machen kann, und ließ mich wegen einer Sonnenbrille beraten. Dauerte leider lange, so dass wir erst um 18:20 Uhr zuhause waren. Die Kleine hatte weiterhin erhöhte Temperatur.
Mittwoch:
Bei mir stand eine Schulung auf dem Plan und ich hatte deshalb explizit vorher angekündigt, dass ich an diesen 2 Tagen nicht mit kranken Kindern zuhause bleiben könne. Der Mann hatte sich also schon darauf eingestellt, als die Kleine Fieber hatte. Leider ging es ihm selbst seit Dienstag auch schlecht und am Mittwoch war er ebenfalls krank. So musste er krank die kranke Kleine hüten und zudem noch nachmittags zur Kita, weil meine Schulung länger ging. Ich war sehr kaputt, als ich nach Hause kam, weil die vielen neuen Informationen doch Tribut forderten. Gern hätte ich alles etwas Revue passieren lassen. Kurz danach kam die Familie. Die Kleine hatte den ganzen Tag keine erhöhte Temperatur mehr und wir hegten die Hoffnung, dass sie am Donnerstag wieder in die Kita könnte.
Donnerstag:
Morgens hatte die Kleine wieder 39°C Fieber. Der Mann fiel fast um vor Enttäuschung, hätte er doch dringend Genesungszeit gebraucht. So musste sie wieder mit ihm zuhause bleiben. Er brachte den Großen in die Kita. Ich ging von 9 - 16 Uhr zu meiner Schulung, kam nach Hause, stellte eine Maschine Wäsche an, deckte den Abendbrottisch, erledigte 2 Überweisungen und dann hörte ich schon die Kinder im Hausflur. Der Mann ruhte sich etwas aus und ich spielte mit den Kindern. Kurz vor 18 Uhr musste ich schon wieder los, zum ärztlich verordneten Sport, den ich letzte Woche wegen Magen-Darm ausfallen lassen musste. Ich wollte also unbedingt hin, obwohl ich sehr kaputt war. Als ich wiederkam, begrüßten mich die Kinder mit Geheul, weil der Große der Kleinen die Tür an den Kopf geknallt hatte. Ich heulte mit vor Erschöpfung. Dann mussten die Kinder ins Bett gebracht werden. Abendbrot gab es für mich erst danach.
Freitag:
Es wäre schön gewesen, wenn die Kleine wenigstens am Vormittag in die Kita hätte gehen können, weil der Mann einen Zahnarzttermin hatte. Leider hatte sie immer noch 38°C und so blieb sie wieder zuhause. Der Große weinte, als ich ihn in die Kita brachte, weil er angeblich die Kleine vermissen würde. In Wahrheit würde er selbst gern lieber zuhause bleiben:-). Ich fuhr zur Arbeit und der kranke Mann betreute die kranke Kleine. Sie hatte konstant 38°C, war sonst aber fit. Der Mann holte die Kinder ab und ich hatte tatsächlich endlich mal anderthalb Stunden Zeit. Puh!
Das klingt sicherlich nicht besonders dramatisch zu lesen und es handelt sich zum Glück weder um schwere Krankheiten noch um Unfälle, Brüche oder sonstige schlimme Dinge. Es gibt immer noch viel Schlimmeres als das, was man selbst erlebt, klar. Das macht die eigenen kleinen Dramen aber nicht weniger erträglich. Zumal das lediglich ein kleiner Ausschnitt von Problemen und Belastungen ist. Leider ist das aber nicht nur eine momentane Phase, also der Ausnahmezustand, sondern unser Dauerzustand seit mehreren Wochen, nein Monaten. Eigentlich haben wir seit Oktober kein Land mehr gesehen, es gab kaum einen Tag, an dem wir alle vier gleichzeitig mal gesund, ausgeruht und energiegeladen waren. Das zerrt an den Nerven und strapaziert die wenigen übriggebliebenen Kräfte enorm. Die Wochenenden stemmen wir komplett allein, egal wie es uns geht. Wir können uns weder zu den Großeltern zum Mittag oder Kaffee einladen noch die Kinder irgendwohin abgeben. Sehr oft hat in letzter Zeit ein Elternteil krank im Bett gelegen, während der andere unter Aufbietung seiner letzten Kräfte die Kinder bespaßt und danach selbst zusammenbricht. Aus dem Krankenbett heraus bestelle ich Lebensmittel online, damit was im Hause ist. Man schleppt sich mit Fieber, Schüttelfrost und Magenkrämpfen zur Kita, damit die Kinder nicht länger bleiben müssen. Die Nächte sind schlecht, wenn ein Kind krank ist. Man geht einfach so oft über die eigenen Grenzen, dass man sich selbst gar nicht mehr spürt. Die Erschöpfung ist grenzenlos, die schlechten Phasen überwiegen seit längerem deutlich und das sollte eigentlich nicht so sein. Das Leben macht wirklich keinen Spaß so.
Liebes Schicksal, ich würde mich sehr freuen, wenn nun wieder etwas Normalität einziehen würde. In den letzten Wochen war immer irgendwas und wir kamen nicht zur Ruhe. Wir können so einen Ausnahmezustand allein, ohne Unterstützung, auf Dauer nicht bewältigen. Ständig selbst krank zu sein und dann noch kranke oder gesunde Kinder zu betreuen, geht an die Substanz. Es ist unmöglich, richtig zu genesen und Kraft zu schöpfen. Es ist unmöglich, sich gegenseitig Auszeiten zu ermöglichen. Jeder geht auf dem Zahnfleisch und funktioniert nur noch. Es könnte so schön sein: wir haben eine preiswerte Wohnung, einen schönen Garten, zwei gut zu vereinbarende Jobs und eine Kinderbetreuung durch die Kita. Wir haben KEINERLEI sonstige Entlastung, bei Krankheit und sonstigen unvorhersehbaren Dingen. Niemanden, der die Kinder mal aus der Kita abholt. Niemanden, der uns mal ein leckeres Essen kocht. Niemanden, der uns mal aufbaut oder seine Anerkennung äußert. Wir sind gesundheitlich sehr angeschlagen, was sicherlich zum großen Teil der Dauerbelastung der letzten 5 Jahre zuzuschreiben ist. Ich werde keine Mutter-Kind-Kur beantragen, was immer gern als erstes vorgeschlagen wird, da ich dort im Dauereinsatz mit den Kindern wäre. Ich könnte nach unserer erfolglosen Babysittersuche noch einmal versuchen, eine Babysitterin zu finden, was aber das Krankheitsproblem nicht lösen wird. Ehrlich gesagt, habe ich gar keine Kraft dazu. Ich wünsche mir einfach nur Normalität. Und Gesundheit. Bitte!!
* Bildquelle: Pixabay

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