Das Blubbern von Glück
Barry Jonsberg
Cbt, 2014
978-3570162866
14,99 €
Candice Phee ist zwölf Jahre alt, mag Glück und ist ein bisschen anders. Aber warum sollte irgendwer in ihrer Gegenwart traurig sein? Das findet sie schrecklich und versucht wirklich alle glücklich zu machen. Und in ihrem großen Herz ist sogar Platz für ihren Erdferkel Fisch, der sie wahrscheinlich für einen Gott hält und für ihre Eltern, die schon lange nicht mehr Händchen gehalten haben. Eine große Aufgabe für Candice aber keine, der sie sich nicht stellt!!
Zuallererst ist da natürlich unsere kleine Hauptperson: Candice. Der Text macht nie einen Hehl daraus, dass sie anders ist. Sie selbst weiß es auch und setzt dies manchmal geschickt ein. Außerdem gibt es für sie nie ein Gut oder Böse, es gibt immer eine: Alles ist auf seine Art toll. Diese Art macht sie zu einer besonderen Protagonistin und ihr riesengroßes Herz kommt noch dazu. Sie hat eine erfrischend ehrliche Art, die mich manchmal vom Hocker gerissen hat.
Ihr bester Freund Douglas ist auch nicht ganz ohne. Er hat ein Geheimnis, dass er jedem erzählt und ihm trotzdem niemand glaubt. Auch Candice nicht… Oder doch? Sie haben sich gesucht und gefunden und die lockere Art der beiden ist einfach süß. Aber sie können auch hoch intelligente Gespräche führen.
Ihre Familie ist auch sehr individuell und mit vielen Problemen belegt. Manchmal denke ich, dass ein bisschen weniger, Candice auch gut getan hätte. Aber am Ende ist es einfach eine runde Sache, denn jedes kleine Problem, macht diese Geschichte einzigartig. Ihr Vater und ihre Mutter sind eigentlich recht liebenswert, auch wenn sie völlig überfordert und manchmal sogar verzweifelt sind.
Früher war Candice Zuhause mal ein toller Ort. Jeder hat sich gemocht und es war einfach nur schön. Aber über die Jahre hat so einiges ihren Glanz verloren und darüber ist sie sehr traurig. Aber sie wäre nicht so unglaublich anders, wenn sie nicht ihrem Erdferkelfisch eine große Rolle einräumen würde oder plötzlich einen besten Freund findet. Die Kulisse ist genauso liebenswert, aber völlig normal, dass es schon wieder erfrischend ist.
Ich hatte gar nicht auf dem Schirm, dass dieses Buch eines über eine kleine Autistin wird. Ich lese solche Bücher sehr gerne, auch wenn meine Hochphase, in der ich allerlei solche Bücher und auch Sachbücher gelesen habe, schon etwas vorbei ist. Es ist also völlig an mir vorbeigegangen und ich bin froh, dass Vine mir dieses Buch vorgeschlagen hat.
Eigentlich geht es gar nicht wirklich um ihren Autismus und tatsächlich bin ich mir bis zum Schluss gar nicht sicher gewesen, ob Candice tatsächlich darunter leidet. Sie wickelt so spielend leicht alle um den Finger, dass sie fast völlig normal wirkt. Klar, sie ist immer ehrlich und manchmal hat mich das ziemlich zum Lachen gebracht, aber andererseits wirkt sie dadurch auch sehr normal.
Es ist auch keine Geschichte, wo dauernd darauf herumgeritten wird, dass sie anders ist, wie zum Beispiel in “Wunder“. Die Kleine geht einfach normal ihren Weg , berührt dabei einige Herzen und will alle glücklich machen. Mich hat sie auf jeden Fall glücklich gemacht.
Sie ist so eine Protagonisten, die völlig unvorbereitet in mein Leserleben trat und ihren Platz dort erkämpft hat. Ihre absolute Ehrlichkeit, ihr Nie-Verzagen und ihre völlige Aufopferung sind einfach der Wahnsinn. Zwar erhält sie manchmal etwas Hilfe von ihrem Onkel, aber die ist so minimal, dass ich manchmal glaube, Candice hätte es auch alleine geschafft.
Es ist ein Buch über Glück – tatsächlich. Aber es ist auch ein Alphabet des Lebens, dass nicht immer gerecht ist, und dann doch wieder kleine Sonnenaugenblicke herauf beschwört. Es ist herzerwärmend, an manchen Stellen traurig und an vielen zum Lachen. Candice Phee: Ich hätte dich gerne im wahren Leben getroffen, um deine Freude zu spüren und dein Faible für Erdferkelfisch zu teilen.
Einen kleinen Kritikpunkt in der Gestaltung gibt es dann doch: Der englische Titel gefällt mir viel besser, denn “My life as an alphabet”, spiegelt viel besser Candice Phee wider. Das ist ihre Welt, ihr Glück und ihre Traurigkeit und vor allem ihre Geschichte. “Das Blubbern von Glück” ist zwar ein wundervoller Titel lässt aber auch etwas anderes dahinter vermuten, wenn man möchte.
Das Cover selbst ist so liebenswert wie Candice Phee und ich GEBE ES NIE WIEDER HER.
Am liebsten würde ich es mit ins Bett nehmen, mit Candice kuscheln, sie lieb haben und sie wieder und wieder treffen. Ein Buch, das mich zum richtigen Zeitpunkt laut zum Lachen gebracht hat und mein Herz leuchtet, wenn ich an Candice denke.