Erinnert sich noch einer an den Begriff “Wendehals”, der weder Gottlieb noch den Vogel meinte? Sondern sich auf die bezog, die mit dem Ende der DDR plötzlich zu “Widerstandskämpfern gegen das System” wurden und schneller die Seiten wechselten als andere begriffen, woher der neue kalte Wind weht?
Ok, diese Erinnerung ist aufgefrischt.
Nun die nächste Frage: Erinnert sich noch einer an den Mann, der vor kurzem noch Mubarak für einen hervorragenden Politiker hielt? Und der heute im Tagesspiegel einen Verbalmüll absondert, der einfach nur ekelerregend ist? Wendewelle (Tschuldigung, ist mir so rausgerutscht) Westerwelle heißt der Mann natürlich.1
Also Wendewelle Westerwelle lässt sich darüber aus, welch großartige Hilfe Deutschland nun anbieten möchte. (Mal Niebel fragen, ob sein Ministerium noch existiert… ja, gibbet noch.) Was das Schlimmste an diesen gestelzten Sätzen ist: in meinem inneren Ohr höre ich ihn auch noch reden. Ich verlange Schmerzensgeld!)
Tunesien, Ägypten und eine ganze Region stehen vor dem Scheideweg. Eine Revolution aus der Mitte der Gesellschaften, mithilfe von Jasmin und Facebook, hat die autokratischen Herrscher davongejagt…
und deshalb soll ja das Netz in Europa zensiert (wie ich nur auf solch ein Wort komme…ts ts) ich meine natürlich: das Netz in Europa soll gegen den internationalen Terrorismus gewappnet werden.
Beim Davonjagen autokratischer Herrscher in Tunesien und Ägypten hat sich ja diese Regierung, deren Minister Herr Wendewelle ja ist, besonders hervorgetan. So wie auch die GEZ-gestützten Medien.
Presse- und Meinungsfreiheit sind dabei zentral. Ausbildungsangebote für Journalisten etwa können helfen, dass die neue Freiheit lebendig wird.
Und Kai Dieckmann wird Seminarleiter. Unterstützt von Herrn “ick brauch keene Bildung” Wagner.
Unsere politischen Stiftungen mit ihrer weltweiten Erfahrung können das Entstehen eines wirklichen Parteienpluralismus fördern.
Die Naumann-Stiftung? Oder – noch besser: die Europäische Kulturstiftung.
In Tunis wurde eine Kommission mit der Reform des Justizwesens beauftragt. Wir haben ihr unsere Beratung bereits angeboten.
Hey, das ist ja mal ne tolle Idee. Können die dummen Tunis endlich mal lernen, wie unabhängig deutsche Gerichte handeln.
Die Schaffung von Bildungs- und Entwicklungsperspektiven.
Wenn ich mir die PISA-Ergebnisse so ansehen… dann ist das ganz sicher etwas, wo Deutschland ganz vorn mit dabei ist und nun unbedingt mitreden muss. Allerdings nur dann, wenn Dieckmann (siehe oben) die Journalisten ausbildet. Anderenfalls könnten gut Ausgebildete nur laut lachen über Wendewelles Vorschlag.
Aber nun bricht der Neoliberale in ihm durch:
Wirtschaftliche Freiheit und Chancen. [...] Europa muss seine Märkte für weitere Produkte aus der Region öffnen.
meint: Europa muss jetzt zugreifen, um seine Überproduktion abzusetzen. Binnenmarkt: Brauchen wir nicht.
Aufgrund ihrer jungen und wachsenden Bevölkerungen benötigen Ägypten und Tunesien sechs Prozent Wirtschaftswachstum pro Jahr, damit neue Jobs entstehen.
hier hat Wendewelle nur ein Wort vergessen “billige” – ich vervollständige also seinen Satz “damit billige neue Jobs entstehen.”
Die Transformation kostet Kraft und braucht Partner. Als Nachbar darf sich Europa dieser Aufgabe nicht verweigern.
Nachbar? Nachbarn, die Nachbarn in Booten verrecken lassen? Die in jedem ertrunkenen Wirtschaftsflüchtling einen Nicht-Asylantragstellenden sehen?
Mensch Westerwelle. Begreife endlich: Menschen machen Revolutionen wegen Typen wie Dir und gegen neoliberale/koloniale Sprüche wie die Deinen.
Nic
- offenbar traut der Tagesspiegel seinen Lesern nicht viel zu: steht doch tatsächlich unter dem Artikel: “Der Autor ist Außenminister der Bundesrepublik Deutschland.” ↩