Welttag des Jazz – der UNESCO International Jazz Day

Der 30. April feiert auch im Rahmenkalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt die improvisierte Musik. Denn seit 2011 begehen Jazz-Fans auf dem gesamten Planeten dieses Datum als den von der UNESCO initiierten Welttag des Jazz (engl. International Jazz Day). Was es mit diesem Anlass auf sich hat und warum er einen festen Platz in der Sammlung der kuriosen Welttage verdient, versucht der vorliegende Beitrag zu erklären. Warum feiern wir heute also den Jazz in all seinen Spielformen?

Kuriose Feiertage - 30. April - Welttag des Jazz - der UNESCO International Jazz Day (c) 2016 Sven Giese-1

Kuriose Feiertage – 30. April – Welttag des Jazz – der UNESCO International Jazz Day (c) 2016 Sven Giese-1

Wer hat den International Jazz Day ins Leben gerufen?

Wenn die UNSECO-Generalkonferenz beschließt, eine Kunstform mit einem eigenen Welttag ehrt, muss es sich hierbei schon um etwas Besonderes handeln. Immerhin gibt es zwar eine ganze Reihe offizieller UNESCO-Feiertage, aber der offiziellen Status eines Welttages wurde bisher lediglich sechs Mal verliehen. Folgende Termini gibt es derzeit in diesem Rahmenkalender:

  • der Internationale Tag der Muttersprache am 21. Februar,
  • der Welttag der Poesie am 21. März,
  • der Welttag des Buches und des Urheberrechts am 23. April,
  • der Internationale Tag des Jazz am 30. April,
  • der Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung am 21. Mai und
  • der Tag des audiovisuellen Erbes am 27. Oktober

Insofern befindet sich der Welttag des Jazz tatsächlich in einem sehr exklusiven Zirkel. 😉 Auch wenn der Jazz als eine der ersten Formen global verbreiteter, populärer Musik gilt, handelt es sich beim International Jazz Day um einen äußerst jungen Feiertag.

Kuriose Feiertage - 30. April - Welttag des Jazz - der UNESCO International Jazz Day (c) 2016 Sven Giese-2

Kuriose Feiertage – 30. April – Welttag des Jazz – der UNESCO International Jazz Day (c) 2016 Sven Giese-2

Denn erst im November 2011 hat die 36. Generalkonferenz der UNESCO den 30. April zum Internationalen Tag des Jazz erklärt, der dann erstmalig am 2012 offiziell begangen wurde. Ziel und Begründung dieses Aktionstages: Schaffung eines öffentlichen Bewusstseins für die künstlerische und inzwischen weltweite kulturelle Bedeutung des Jazz und seiner Wurzeln.

Wie immer bei solchen UNESCO-Welttagen gibt es hier auch eine passende Begründung für die Wahl des Datums, denn der 30. April bildet zugleich den abschließenden Höhepunkt des jährlichen US-amerikanischen Jazz Appreciation Month darstellt.

Darüber hinaus passt dieser Aktionstag inhaltlich natürlich ganz wunderbar in die Liste thematisch verwandter musikalischer Anlässe. Exemplarisch sei dazu auf die folgenden Termine verwiesen:

  • der deutsche Tag der Blockflöte am 10. Januar,
  • der The Day the Music Died Day – R.I.P. Buddy Holly, Ritchie Valens und The Big Bopper am 3. Februar,
  • der Tag der Oper am 8. Februar,
  • der Spiel-Deine-Gitarre-Tag (engl. Get Out Your Guitar Day am 11. Februar,
  • der Tag des Rock’n’Roll am 9. Juli),
  • der International Country Music Day (dt. Internationaler Tag der Country-Musik) am 17. September
  • der Tag des Saxophons (engl. Saxophone Day) am 6. November oder
  • der Tag der Hausmusik (22. November) sprechen hier eine deutliche Sprache.

Die UNESCO ehrt die künstlerische Bedeutung des Jazz

Seitens der UNESCO nimmt man hiermit vor allem Bezug auf den Ursprung dieser Musikrichtung, die sich vor mehr als 100 Jahren aus der Befreiungsbewegung der afrikanischen Sklaven in den amerikanischen Südstaaten entwickelt hat und eine der treibenden gesellschaftlichen Kräfte bei der Überwindung der gesellschaftlichen Rassendiskriminierung im Verlauf des 20. Jahrhunderts gewesen ist.

Im Umkehrschluss sei diese improvisierte Musik auch als Symbol für Demokratie, Gleichberechtigung und Toleranz zu sehen, denn es waren vor allem Jazzmusiker, die in den Vereinigten Staaten die Grenzen der Rassentrennung durch gemeinsames Musizieren aufgehoben hatten. Anmerkung in eigener Sache: Einen guten Eindruck dieser Zeit und ihrer Irrungen vermittelt u.a. die Autobiografie der Jazzlegende Miles Davis (Heyne Verlag 2000), der zwar menschlich nicht unbedingt einer der angenehmsten Zeitgenossen gewesen sein muss, in dem Buch aber sehr eindrücklich schildert, unter welchen Bedingungen er seine Karriere startete.

Kuriose Feiertage - 30. April - Welttag des Jazz - der UNESCO International Jazz Day (c) 2016 Sven Giese-3

Kuriose Feiertage – 30. April – Welttag des Jazz – der UNESCO International Jazz Day (c) 2016 Sven Giese-3

Abgesehen davon gibt es aber an Miles‘ künstlerischer Relevanz natürlich nichts, aber auch gar nichts auszusetzen. Echte Ikone, die den Jazz – auch nach eigener Aussage – mindestens zwei Mal revolutioniert hat. 😉

„Jazz is so much more than music: it is a lifestyle and a tool for dialogue, even social change. The history of jazz tells of the power of music to bring together artists from different cultures and backgrounds, as a driver of integration and mutual respect.“
(Irina Bokova, Director General, Message on the occasion of the International Jazz Day 30 April 2014)

Einige persönliche Gedanken zum Thema Jazz

Ich verzichte an dieser Stelle bewusst auf den Versuch, hier die Entwicklungsgeschichte des Jazz zu skizzieren. Das haben andere an anderen Stellen wesentlich besser hinbekommen und am Ende läuft es immer darauf hinaus, dass der Jazz aus dem Blues entstanden ist und die zahlreichen Spielarten durch die gemeinsame Partizipation von Musikern – und vor allem auch Zuhörern – trotz stetiger Weiterentwicklung – in irgendeiner Form immer diesen Wurzeln verbunden geblieben ist.

Trotzdem haben Jazzmusiker es wiederholt geschafft, bestehende Grenzen einzureißen bzw. das Genre musikalisch zu erweitern. Umso mehr erstaunt es eigentlich, dass der Jazz heute bei vielen Leuten ein ziemlich verkopftes und intellektuelles Image hat. Denn trotz aller musikalischer und kompositorischer Exzellenz ist Jazz meiner Meinung nach immer noch eine äußerst kraftvolle Tanzmusik, die man zwar analytisch erfassen kann, letztendlich aber wohl am besten live erfährt.

Kuriose Feiertage - 30. April - Welttag des Jazz - der UNESCO International Jazz Day (c) 2016 Sven Giese-4

Kuriose Feiertage – 30. April – Welttag des Jazz – der UNESCO International Jazz Day (c) 2016 Sven Giese-4

Ich für meinen Teil würde viel darum geben, Größen wie John Coltrane usw. einmal live erlebt zu haben. Geht leider nicht mehr, insofern muss ich halt bei den vorhandenen Aufnahmen bleiben und liste abschließend meine Top5 Jazzalben zum International Jazz Day:

  • John Coltrane: A Love Supreme (1965)
  • Brian Blade & Wolfgang Muthspiel: Friendly Travelers live (2008)
  • Nils Petter Molvaer: Khmer (1998)
  • Miles Davis: Kind of Blue
  • Dave Holland Quintet: Dream of the Elders (1996)

Und wer von Euch nichts mit Jazz anzufangen vermag, für den/die liefert der 30. April mit dem Tag der Rosine (engl. National Raisin Day), dem  Ehrentag der Frisöre (engl. National Hairstylist Appreciation Day), dem Tag der Ehrlichkeit (engl. National Honesty Day) oder dem Tag der Hafermehl-Plätzchen (engl. National Oatmeal Cookie Day) eine ganze Reihe kalendarischer Alternativen.

In diesem Sinne: Play that Jazz und Euch allen einen tollen International Jazz Day.

Weitere Informationen zum Welttag des Jazz

  • Offizielle Domain zum International Jazz Day: www.jazzday.com (englisch)
  • Deutsche UNESCO-Website zum Welttag des Jazz (deutsch)
  • Offizielle UNSECO-Seite zum International Jazz Day: www.un.org/en/events/jazzday/ (englisch)

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