Japan: Sicher eines der faszinierendsten Länder mit einer unwahrscheinlich reichen Kultur. Hatte ich schon erwähnt, dass ich in dieses Land gerne wiederkomme? Nun sitze ich bereits am Tokyo International Airport Haneda, habe noch ein wenig Zeit bis zum Abflug und dachte mir, ich schreibe noch ein paar Gedanken nieder, was mir besonders aufgefallen ist.
- Was sicher als erstes und in besonderem Maße auffällt, ist die Sauberkeit. Alles ist äußerst ordentlich, aufgeräumt, organisiert. Alles funktioniert einfach wie am Schnürchen. Zugegeben komme ich gerade aus Ländern, die dort – naja, ahem – gewisse Defizite haben. Aber wenn ich mir so anschaue, was alles in den letzten Jahren über die sogenannten BRICS-Staaten geschrieben wurde. Jungs, mal ehrlich, China und Indien – ist nicht euer Ernst! Da sind LICHTJAHRE Abstand zu einem Land wie Japan. Das wird aus meiner Sicht gleich mehrere Generationen brauchen, bis die auch nur annähernd in die gleiche Region kommen. Überhaupt kein Vergleich! Und gerade die Menschen und ihre Einstellung wird sich nicht so rasch ändern (lassen). Ich glaube, dass auch in Zukunft Menschen verlässlich lieber mit anderen menschen Geschäfte machen, denen sie vertrauen können und die in der Lage sind eine gleichbleibend hohe Qualität von Waren und Dienstleistungen abzuliefern.
- Was auffällt, ist, dass es nie weit ist bis zur nächsten öffentlichen Toilette – selbstverständlich kostenlos. Ich muss in diesem Zusammenhang gestehen, dass ich diesbezüglich ein wenig spießig bin und es für ein Unding halte, dass man in Deutschland erstens kaum öffentliche „Örtchen“ findet und dann auch noch – siehe Autobahnraststätten – dafür berappen soll. Geht gar nicht! Hier in Japan das genaue Gegenteil. Wundersam ist aber auch, dass es genau umgekehrt mit Mülleimern ist – hier gibt es gar keine und zuhause praktisch überall. Aber in dieser Kultur kann man sich das auch erlauben – hier wird einfach nichts einfach so weggeworfen. Man nimmt natürlich alles wieder mit.
- Was in ganz Asien auffällt, sind die große Zahl an Atemmasken, die viele Asiaten vor dem Mund tragen. Angeblich zum Teil, um nicht andere anzustecken und zum anderen Teil, um sich vor dem teils starken Smog in den Großstädten zu schützen.
- Eigenartig für mich auch, dass es fast gar keine Über- oder Unterführungen gibt. Man benutzt den guten, alten Zebrastreifen, um die Straße zu überqueren. Das führt zu zwei spannenden Phänomenen: Erstens wartet der gemeine Japaner selbstredend gern mehrere Minuten stoisch, bis die Ampel grün zeigt. Und – eh klar – es wird NIE bei rot über die Ampel gegangen, gleich wie autofrei die Straße auch sein mag. Zweitens kommt es dann zu quasi schlachtreifen Szenen, wenn gefühlte 300 Menschen gleichzeitig auf die Kreuzung strömen und irgendwann wie in einer mittelalterlichen Schlacht aufeinanderprallen. Man muss dann schon sehr präsent sein, um den vielen Entgegenkommenden aufzuweichen. Eine Fähigkeit, die sich aber offensichtlich erlernen lässt.
- Und wo wir schon beim Stoischen sind: Der Japaner im Besonderen zeigt wenig bis gar keine Emotionen. Vor allem köpersprachlich lässt man sich rein gar nichts anmerken. Keine nonverbalen Signale, keine Mimik. Das wirkt für uns Europäer etwas steif und roboterhaft. Aber es ist einfach eine völlig andere Kultur.
- Und noch etwas zum Thema warten: Gewartet wird oft und gern – auch sehr lang. Was zum Beispiel einmal dazu führte, dass ich mit einem Amerikaner, Karl, zum Sushi-Essen gehen wollte in ein besonders empfohlenes Lokal und wir innerhalb von zwei Sekunden gerade wieder auf dem Absatz umgedreht sind. Das Ganze natürlich, während die Japaner brav in einer endlosen Schlange vor dem Restaurant ausharrten.
- Einmal war ich mit zwei Indern und einem Ami im Onsen (heiße Quellen) und was uns allen auffiel, ist, dass die Japanerinnen (natürlich vor allem in den größeren Städten) auffallend elegant gekleidet sind. Hier wird sich noch richtig herausgeputzt. Aber aus deutscher Sicht kann es diesbezüglich ja auch fast nur bergauf gehen…😉
- Und wo wir schon bei eleganten Frauen sind: Ja, es wird originale Tracht (Kimono & volles Programm) getragen! Nein, nicht nur an Fastnacht oder einem Volksfest. In jeder normalen Alltagssituation und von vielen Damen! Das finde ich sehr attraktiv.
- Spannend war auch, dass ich oben in den Bergen schon richtig den Wintereinbruch mitbekommen habe (um die 0°C und Schnee), während es unten am Meer richtig wunderbares Herbstwetter mit 13° – 17°C und Sonnenschein gab. Der Traum eines Reisenden!
- Und schließlich bin ich mit einer völlig neuen – quasi „Crossover“ – Variante von Übernachtungsmöglichkeiten in Berührung gekommen. Ist man „in den gulten, alten Tagen“ in ein Hostel gegangen, bedeutete das meist Jugendherbergs-Flair, alles sehr einfach, etwas verranzt, vielleicht gar schmutzig. Heute gibt es eine Art Zwischending: Auf der einen Seite Hostel mit allen Vorteilen (gemeinsame Küche und andere Räume, um leicht mit anderen Travellern in Kontakt zu kommen), auf der anderen Seite vom Standard eher ein gehobenes Hotel (Design, Materialien, Sauberkeit, etc.). Taugt mir.