Im Oktober war ich zu Gast bei Drehbuchautor Florian Iwersen. Kennt ihr nicht? “Comissario Brunetti”, “Unter Verdacht”, “Soko Leipzig”, “Tatort”, “Erntedank”, “Föhnlage” und vieles, vieles mehr – die Texte dazu stammen alle aus seiner Feder. Nominierungen für diverse Fernseh- und Medienpreise gab es auch und irgendwie ist es wirklich schade, dass den schlauen Köpfen die hinter einem tollen Film stecken, oft so wenig Beachtung geschenkt wird. Für mich bekommt Florian Iwersen definitiv einen Preis – für das beste Essen, ein tolles Setting und den bisher schönsten Tag meiner Blogserie “zu Gast bei”!
Name: Florian Iwersen
Beruf: Drehbuchautor
Vita: Geboren und aufgewachsen in Flensburg, absolvierte Florian nach dem Abitur zunächst seinen Zivildienst. Schon zu dieser Zeit schrieb er Kurzgeschichten und Gedichte und war auf dem besten Wege, ein echter Poet zu werden! Dank der Zeitschrift ‘Brigitte’ die seine Mutter ihm zu lesen gab, entdeckte er, dass man das “Schreiben” sogar studieren konnte. Er bewarb sich an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, wurde jedoch aufgrund seines jungen Alters zunächst abgelehnt. Ein Jahr später, mit diversen Praktika im Gepäck, klappte es dann. Nach dem Studium ging dann alles recht schnell: Vom Kurzfilmdrehen ohne Dialoge landete er als Dramatur bei einer Daily Soap, und schrieb plötzlich nur noch Dialoge. Von da an tat Florian, was er schon immer gern getan hatte – Charaktere kreieren, mit Wörtern jonglieren und einer Geschichte den sprachlichen Feinschliff geben.
Florian wohnt mit Frau und Sohn etwas außerhalb von München. Mit dem Wörthsee und dem Ammersee in unmittelbarer Nähe, genießt er hier die Ruhe vom hektischen Alltag in der Stadt. Denn dort sitzt er den ganzen Tag konzentriert vor dem Rechner, tippt, schreibt, recherchiert und denkt nach. Abschalten und entspannen kann Florian dann unter anderem beim Kochen. Schon als kleines Kind hatte er Spaß daran, mit seinen Eltern in schicke Restaurants zu gehen und für Kinder eher außergewöhnliche Gerichte zu probieren. Im Anschluss ging er jedes Mal in die Küche und bedankte sich bei dem Koch für das gute Essen. Florian erhielt also schon früh einen Einblick in die Welt des Kochens und entwickelte eine wahre Leidenschaft dafür.
Und das merkt und schmeckt man auch! Anders als bei meinen bisherigen Kochkandidaten, war ich bei Florian gleich einen ganzen Tag zu Gast. Tafelspitz sollte es geben und damit das Fleisch am Ende auch schön zart ist, muss es mehrere Stunden bei kleiner Flamme und in viel Flüssigkeit auf dem Herd schmurgeln. Ein prima Essen für Gäste im Übrigen – es lässt sich gut vorbereiten und während das Fleisch vor sich hin schmort, kann man zum Beispiel den Sonnenschein im Biergarten am See genießen! Die aufwendigeren Gerichte kocht meist Florian, während seine Frau Petra für die Süß- und Nachspeisen zuständig ist. Eine perfekte Symbiose, wie ich erfahren durfte!
Das Haus, in dem die Familie Iwersen wohnt, gehörte einst Florian’s Schwiegereltern. Mit viel Geschmack und Liebe zum Detail haben Florian und Petra das Haus renoviert und sich eine richtige Oase geschaffen. Begeistert war ich vor allem von dem schönen alten Küchenbuffet, bestückt mit altem Porzellan, dass die beiden von ihren Reisen aus Frankreich mitgebracht haben. Genau so einen Schrank mit Inhalt hätte ich auch gerne, bitte!!
Während in Sachen Einrichtung Florian eher für das “Grobe” zuständig ist und Dinge wie Stühle, Tische oder Schränke aussucht, so bringt Petra mit viel Geschick Farben, bunte Kissen und viele, viele Blumen ins Spiel. Betritt man das Haus der Familie Iwersen, möchte man bleiben – es ist warm, gemütlich und einladend und die beiden als Gastgeber äußerst herzlich!
Tafelspitz hatte ich ja lange nicht mehr gegessen und als Florian mir von seinem Vorhaben erzählte, war ich zunächst auch skeptisch. Tafelspitz kannte ich – ehrlich gesagt – bisher einzig als trockenes und zähes Fleisch. Gesagt habe ich natürlich nichts, und das war auch gut so! Denn ich wurde definitiv eines besseren belehrt – das Fleisch war butterzart, das karamellisierte Gemüse schön knackig und die dazu gereichte Schnittlauchsoße eine Wucht!
Zutaten für 4 hungrige Esser:
- 1,5 kg Rinderbraten mit Fettabdeckung (ca. 300g pro Person)
- 3 Markknochen
- 3 Fleischknochen
- etwas Butterschmalz oder Öl zum Anbraten
- 1 Liter Fond (Kalb oder Rind oder gemischt)
- 3 große Möhren
- 4 Stangen Staudensellerie
- 1/2 Stange Lauch
- 2 weiche Pastinaken
- 2 Schalotten
- Piment, Wacholder und Lorbeer
Zunächst wird das Fleisch in Butterschmalz oder Öl von allen Seiten kräftig angebraten. Das Fleisch vorher auf keinen Fall salzen, da es sonst trocken wird. Wusste ich vorher nicht – wieder etwas gelernt! Ist das Fleisch rundherum kräftig angebraten und gebräunt, kommt es aus dem Topf und wird kurz beiseite gestellt. Im gleichen Topf nun die Mark- und Fleischknochen anbraten, sie sind wichtig für den Geschmack. Das Gemüse waschen, putzen und in nicht zu kleine Stücke schneiden. Kurz in einer Pfanne mit wenig Fett andünsten und anschließend zusammen mit dem Braten zu den Knochenteilen in den Topf geben. Den Fond angießen und einmal aufkochen. Dabei bildet sich etwas Schaum auf dem Fond, der abgeschöpft wird, damit die Brühe klar bleibt. Nun kommt der Deckel auf den Topf, die Hitze wird reduziert und das Fleisch darf mehrere Stunden vor sich hin schmoren. 4 Stunden sollte man bei dieser Menge Fleisch schon rechnen.
Währenddessen bleibt genügend Zeit, um die Soße und Beilagen vorzubereiten. Von den gleichen Gemüsesorten, die auch schon mit dem Fleisch in den Topf gewandert sind, wird nun eine ordentliche Portion richtig fein gewürfelt. Also, Karotten, Sellerie, Lauch und Pastinaken. Diese Gemüsewürfel werden kurz bevor das Fleisch fertig ist, in einer Pfanne mit etwas Butter angedünstet und mit Puderzucker karamellisiert. Für die Schnittlauchsoße kommen 350ml Sahne, 3 EL weißer Balsamico, etwas Salz, ordentlich Zucker – die Soße darf vom Geschmack her ruhig süsslich sein – und Mandel- oder Walnussöl in ein hohes Gefäß und werden mit den Quirlen des Handrührgerätes leicht aufgeschlagen. Kurz vor dem Servieren gehackten Schnittlauch unterheben, fertig.
Als weitere Beilage gab es kleine Grenaille-Kartoffeln, die geschmacklich hervorragend dazu gepasst haben. Die Kartoffeln werden gründlich gewaschen, müssen aber nicht geschält werden, und der Länge nach halbiert. Mit der Schnittfläche nach oben auf ein gefettetes oder mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen und mit grobem Meersalz bestreuen. Bei etwa 200 Grad Ober-/Unterhitze in der Mitte des Ofens backen, bis die Kartoffeln innen weich sind und eine knusprig goldene Farbe haben. Je nach Größe der Kartoffeln dauert das etwa 25-30 Minuten.
Der Sud, in dem das Fleisch so schön geschmort hat, eignet sich hervorragend als Basis für eine Pfannkuchen- oder, wie man in Bayern sagt, Flädlesuppe. Dazu hat Petra dünne Pfannkuchen gebacken, diese dann aufgerollt und in feine Streifen geschnitten. Zum Servieren kommt die Brühe in die Teller, die Flädle oben drauf und getoppt wird alles mit frischem Schnittlauch. Mhm, das macht Appetit auf mehr!
Und mehr kam ja auch! Das lange Warten auf das Fleisch hatte sich wirklich gelohnt und auch, wenn ich mich jetzt wiederhole, aber noch heute könnte ich ins Schwärmen geraten, ob der Zartheit des Fleisches! Angerichtet mit dem karamellisierten Gemüse, etwas Brühe und Schnittlauch war auch die Optik eine wahre Freude. Das Auge isst ja bekanntlich mit!
Was haben wir geschlemmt! Ich muss dieses Rezept demnächst unbedingt zu Hause nachkochen und wenn es mir nur halb so gut gelingt, wie es bei Florian geschmeckt hat, dann kann ich schon sehr zufrieden sein! Wie immer, macht sich hier sicherlich auch die Qualität des Fleisches bemerkbar. Also, kauft beim Bio-Bauern oder einem Metzger Eures Vertrauens, da könnt ihr sicherlich nix falsch machen.
Zum Dessert gab es ein von Frau Iwersen zubereitetes sehr erfrischendes Basilikum-Sorbet. Zwar dachte ich zunächst, dass in meinem Magen kein Millimeter Platz mehr ist, aber auf dieses ungewöhnlich leckere Geschmackserlebnis hätte ich definitiv nicht verzichten wollen! Das Rezept habe ich der lieben Petra gleich aus dem Ärmel geleiert und gebe es nur zu gern an Euch weiter:
- 2 große Bund Basilikum
- Saft von einer Zitrone
- 5 EL Sonnenblumenöl (nach Bedarf)
- 1 Glas Wasser
- ca. 150g Puderzucker
Alle Zutaten in ein hohes Gefäß geben und mit einem Mixer oder Pürierstab sehr fein pürieren. Der Geschmack sollte süß-säuerlich sein und die Konsistenz cremig. Je nach Bedarf und Geschmack mit Zitrone, Öl und Puderzucker experimentieren. Die Masse in ein Gefäß geben und einfrieren und alle 1-2 Stunden mit einer Gabel umrühren und durchdrücken, damit keine Eiskristalle entstehen und eine leichte Sorbetmasse entsteht. Zum Servieren mit 2 Esslöffeln Nocken ausstechen und diese mit einem Klecks Schmand und feinstem Olivenöl garnieren.
Vielen Dank, lieber Florian und liebe Petra! Es war ein toller Tag mit Euch, das Essen ein absolutes Highlight und ihr als Gastgeber einfach nur spitze! Wir kommen gerne wieder.
TafelspitzBy sonja on 11/06/2014Prep Time: 30 minutes
Cook Time: 4 hours
Nutrition Information:- 470 calories