AB 19. MÄRZ IM KINO! ©Universum
Eigentlich möchte Abel Morales nur eines: Ein Grundstück kaufen. Er ist der Chef eines Heizölimperium in New York City und befindet sich auf der Überholspur. Doch plötzlich werden seine Öltransporter überfallen, der Staatsanwalt macht Jagd auf ihn und seine Frau fordert eine härtere Gangart im Geschäft. Er selbst sieht sich als ehrlicher Geschäftsmann, nicht als Gangster. Doch langsam aber sicher häufen sich die Probleme…Regisseur und Autor J. C. Chandor ist mit nur drei Filmen in den Olymp der amerikanischen Filmemacher vorgestoßen. Letztes Jahr schickte er Robert Redford hinaus auf einen Überlebenskampf zu hoher See. Dieses Jahr muss Oscar Isaac (Hauptdarsteller im kommenden „Star Wars Episode VII“) als Abel Morales in einer Millionenmetropole um sein Hab und Gut bangen. Chandor vertraut hierbei auf seine ganz eigene Handschrift. Er schmückt die Geschichte nur so weit aus, wie nötig und verlässt sich komplett auf die Darsteller und ihre Dialoge. Effekthascherei gibt es nicht und selbst eine Verfolgungsjagd wird aus gerade einmal drei Winkeln gefilmt. Trotzdem durchzieht den Film eine Grundspannung, die ungeachtet der ruhigen Machart mitfiebern lässt. Minimalismus heißt das Zauberwort und kaum einer beherrscht das so gut, wie J. C. Chandor.
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Sein New York im Jahre 1981 ist ein versiffter Moloch in kargen Sepia-Tönen. Schutt, Abfall und baufällige Baracken drängen sich dicht an dicht und inmitten dieses Klimas aus Verwahrlosung und Korruption versucht sich Abel zu behaupten. Seine Mitkonkurrenten geiern wie die Tiere und nicht nur einmal zieht Chandor bewusste Vergleiche zur Mafia. Treffen mit seinen Feinden/Freunden gleichen einem Ritual und der Zuschauer wartet beinahe darauf, dass jemand am Tisch statt einer Zigarre eine Waffe zückt. Doch obwohl Gewalt im Titel steckt, wird sie nur selten auf der Leinwand sichtbar. Sie spielt sich eher in den Köpfen der Figuren ab, die sich wie Tiger umkreisen und darauf warten, dass sie ihre Schwächen offenbaren. Aktion und Reaktion sind geboten, doch das ist genau der Teufelskreis, aus dem Abel ausbrechen will. Besonders gelungen ist hierbei die Beziehung zwischen ihm und seiner Frau, meisterlich gespielt von Jessica Chastain. In der Beziehung ist sie es, die auf die illegalen Machenschaften ein Auge hat, nicht Abel. Beide bedingen sich, auch wenn sie sich gleichzeitig hassen und lieben. Es ist faszinierend, diesem Spiel der Autoritäten zuzusehen.Doch auch abseits der zwischenmenschlichen Beziehungen weiß „A Most Violent Year“ zu begeistern. Die Optik des Films ist schlicht und ergreifend grandios. Kostüme und Sets sind stilvoll, die Kameraführung und Inszenierung eine Wucht. Regisseur Chandor unterfüttert die geschliffenen Dialoge mit der Symbolik seiner Bilder, wodurch vor allem das Schlussbild in Erinnerung bleibt. Rot und Schwarz fließen nebeneinander. Leben, Tod, Erfolg und Macht sind die Spielbälle, die Abel in der Luft halten muss und die sich unter keinen Umständen berühren sollen. Doch ist er tatsächlich Herr seines eigenen Glückes? Eines ist sicher: Sollte Filmemacher J. C. Chandor qualitativ so weitermachen, darf der Zuschauer noch einige Großtaten erwarten.
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BEWERTUNG: 08/10Titel: A Most Violent YearFSK: ab 12 freigegebenLaufzeit: 125 MinutenErscheinungsjahr: 2015Genre: Drama, ThrillerRegisseur/Autor: J. C. ChandorDarsteller: Oscar Isaac, Jessica Chastain, Albert Brooks, David Oyelowo, Elyes Gabel