Weihnachtspäckchen anders

Am Ende vom Jahr werde ich melancholisch, man kann auch sagen, besinnlich, das klingt dann etwas mehr nach Weihnachten. Ich denke großzügiger über die Eltern nach, über die Kinder sowieso. Ich werde entspannter in den Ansichten, trotz des letzten Eintrages vor zwei Tagen. Sie alle haben ein Päckchen zu tragen.

Letztens sitze ich beim Tierarzt. Ich bin der Patient, vielmehr die Katze. Ich bin das Elternteil. Ich muß eine halbe Stunde warten, obwohl die Katze, mein Sohn und ich pünktlich sind und die ersten, die durch die Tür kamen. Naja. Man sieht das aus anderen Blickwinkeln.
Irgendwann kommt das Umsetzen ins Behandlungszimmer, nur um Zeit zu schinden, da sitzen wir noch länger als im Wartezimmer zuvor. Aber da war auch der Boxer mit dem vernähten Auge und die alte Dame mit dem kranken Papagei, der nur noch japsig in der Ecke saß. “Nicht wahr, Pelli wird heute erlöst”, hatte die Tierarzthelferin gesagt. Die durften bestimmt vorher dran. Kann ich verstehen. Bei uns ist es auch nur die Kontrolle der Kontrolle.

Der Doc ist jung und entspannt, er schaut Dir direkt in die Augen ohne auszuweichen und erklärt alles sehr genau. Das finde ich gut. Er weiß nicht, dass ich zufällig Kollege bin, also erklärt er mir die verschiedenen Arten von Entzündungen und was Cortisonspritzen im Körper so machen. Ist ok. Schließlich stelle ich mich nicht hin und oute mich mit einem gönnerhaften “Sie können offen reden, ich bin auch Arzt.” Auch mein Sohn ist still. Das wär´s noch: “Papa, das weißt Du doch auch, oder?” Hilfe, wie peinlich.

Überaus professionell geht er auf alle Fragen ein, die der Tiervater so hat, zieht meinen Sohn ins Geschehen mit ein, lässt ihn die Katze halten oder wieder in die Box zurückstopfen (aus der wir sie vorher beinahe herausschütteln mussten, jetzt geht sie freiwillig).
Danke, frohes Fest, guten Rutsch. In fünf Minuten sind wir wieder draussen. Die Relationen stimmen: Sechsmal so lange haben wir gewartet. Als ob es in meinen Räumen anders wäre.

Wir stehen noch an der Anmeldung und lassen kassieren. Schließlich zahlt man hier sofort, bar oder per EC. Im Regal hinter der Anmeldung stapeln sich die Spezialprodukte, die “Sie nur bei Ihrem Tierarzt bekommen”, veterinary exclusive. Beinahe wie beim Friseur, da wird auch das Spezialshampoo zum Spezialpreis verhökert. Es sei dem Kollegen gegönnt. Wer bessert nicht gerne sein Gehalt auf? Und als Tierarzt handelt er mit Sachen, so sieht es der Gesetzgeber, oder?

Während wir unsere Jacken anziehen, also mein Sohn und ich, die Katze maunzt bereits in Vorfreude auf die Nachhausefahrt auf der Rückbank, kommt die alte Dame mit dem leeren Vogelbauer aus dem anderen Untersuchungszimmer. Ihre Augen sind rot, die rechte Hand zerknüllt ein Spitzentaschentuch. Auch sie muß bezahlen, die Erlösung des Papageis ist günstiger als die Heilung unserer Katze. Sie gibt der Arzthelferin einen großzügigen Schein für die Kaffeekasse und bedankt sich für die Betreuung in diesem Jahr. Die TFA wünscht ein Frohes Weihnachtsfest und “… bis zum nächsten Mal.” Unsere Katze maunzt und mein Sohn schaut mich mit grossen Augen an.

Ich schäme mich für das bißchen Kranksein meiner Katze. Manche Päckchen sind so groß, die kann man am Ende des Jahres kaum tragen.



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