In dem WDR-Film "Viel Rasse, wenig Klasse – Das Geschäft mit der Hundezucht" spielt der Bulldog eine zentrale Rolle. Tierarzt Dr. Ralf Unna bezeichnet die Bulldogs im Ring der Europasiegerschau 2011 gar als einzige "Tierschutzkatastrophen". Am Bulldog wird kein gutes Haar gelassen. Das Verdienst des Films ist es, dass Auswüchse der Show-Zucht, die tatsächlich Qualzucht relevant sind, deutlich gezeigt werden - wohl zum ersten Mal im deutschen TV. Missstände in der Rassehundezucht aufzeigen ist das eine, fragt sich aber: Mit welchem Ziel.
Mein Ziel ist der Erhalt des Rassehundes, speziell auch des Bulldogs - wenn denn noch möglich!?
In "Bulldogs in Geschichte und Gegenwart" habe ich die über 2.000-jährige Geschichte des Bulldogs nachgezeichnet und auch die Hintergründe seines so einmaligen Charakters verdeutlicht. "Phlegma und Leidenschaft" in einem kennzeichnet ihn Richard Strebel, Bulldog-Freund und Mitbegründer des deutschen Bulldog-Clubs, schon vor mehr als 100 Jahren. Der Bulldog war vor 150 einer der robustesten Hunde überhaupt und wurde deshalb und wegen seinens markanten Charakters in viele Rassen eingekreuzt. Ein gesunder Bulldog ist ein wunderbarer Partner, charmanter Begleiter, ja inniger Freund. Ein Bulldog kommt zudem bestens mit den Widrigkeiten unserer heutigen Zeit zurecht.
Das Ziel des WDR-Film sieht leider anders aus. Als Lösung werden Designer-Dogs präsentiert. Prof. Sommerfeld-Stur meint gar, man müsse sich an kranke Rassehunde gewöhnen. Genau das will ich NICHT. Entweder gesunde Rassehunde oder keine. Dass man gesunde Rassehunde züchten kann und dies z.B. bei den meisten Jagdhunderassen auch weitflächig unter dem Dach des VDH praktiziert wird, unterschlägt der Film. Eckpunkte für einen gesunden Rassehund, wie sie der Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht fordert, den inzwischen knapp 5.000 Menschen unterzeichnet haben, werden ebenso weitgehend ignoriert.
Mit Recht empört sich Alexander Däuber über die Feststellung von FCI-Vizepräsident Christofer Habig in "Unser Rassehund" (06/2011): "Bulldog. Aus Richterperspektive war diese Rasse noch nie so gesund wie heute." Eine Feststellung, die im Übrigen auch Petra Grell-Hansohm, die langjährige Richterobfrau des ACEB/VDH teilt, Mitglied genau des ACEB-Vorstandes, der laut Film angeblich für einen gesunden Bulldog kämpfte. Eine solche Feststellung von FCI/VDH Funktionären wie Habig oder Grell-Hansohm ist insofern bemerkenswert, als dass so
Das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Eine entsprechende Anfrage von mir an die FCI von Juni 2011 blieb bis heute unbeantwortet. So verschleiern die Bulldog-Clubs seit vielen Jahren regelmäßig die Bilanzen ihrer Zucht. Belastbare Zahlen zu Kaiserschnittquote, Tod der Mutterhündinnen, künstlichen Besamungen, Welpensterblichkeit, Fitness, Krankheiten oder erreichtes Lebensalter gibt es in aller Regel nicht! Alleine das ist eigentlich ein Skandal für ein Zuchtgeschehen, dass sich den Anschein von Seriösität gibt und mit "kontrollierter" Zucht wirbt. Aber das gilt nicht nur für den VDH. Von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen ist das Zuchtgeschehen neben ihm noch sehr viel skandalöser.
Erst eine Untersuchung des Kennel Clubs, dessen neuer Standard für den Bulldog vom WDR-gelobten ACEB-Vorstand bis zu seinem Rücktritt Ende 2010 aktiv bekämpft wurde, brachte belastbare Zahlen ans Licht. Diese waren alles andere als schmeichelhaft. Die britischen Wissenschaftler Katy M. Evans und Vicki J. Adams konstatierten 2010 eine Kaiserschnittquote bei den Bulldogs von nicht weniger als 86,1% (Proportion of litters of purebred dogs born by caesarean section, Feb 2010)!
Es ist für mich völlig unverständlich, wie man eine Population als "gesund" bezeichnen kann, ohne solche katastrophalen Fakten wie 86% Kaiserschnittquote oder die Todesrate der Mütter zu würdigen.
Daher ist die Feststellung des FCI-Vizepräsidenten Christopher Habig als Tierschutzskandal zu kennzeichnen.
Eine Zucht mit einer Reproduktion mehrheitlich per Kaiserschnitt muss man als Qualzucht kennzeichnen, und das betrifft etliche Hunderassen, nicht nur brachyzephale. Terminierte Kaiserschnitte haben sich als vorteilhaft für das Ernten der Welpen, den Profit der Veterinäre und den Zeitplan der Züchter längst flächendeckend etabliert. Dasselbe gilt für die zZ stark zunehmende künstliche Besamung
Ob es gelingt hinreichend viele Züchter zusammen zubringen und zu fördern, die den gesunden Bulldog auch wirklich wollen, das wird die Gretchenfrage der Zukunft des Bulldogs sein. Ich habe meine Zweifel, ob dies gelingen wird, aber ich werde alles Tun, die letzten Chancen für eine Zukunft des Bulldogs zu nutzen.
Gretchenfrage für die Zukunft des Bulldogs
Mitte 2010 hat Prof.Dr.med.vet. Gerhard Oechtering einen Bericht veröffentlicht, in dem er u.a. appelliert: "Durch selektive Zucht auf übertriebene Merkmale hat sich der Kopf brachyzephaler Tiere in einem so hohen Maße deformiert, dass heute bei einer zunehmend großen Anzahl betroffener Tiere Gesundheit und Wohlbefinden erheblich beeinträchtigt sind. ... Es ist höchste Zeit für ein radikales Überdenken der brachyzephalen Zucht. Letztlich handelt es sich bei der Brachyzephalie um eine zu 100 Prozent Menschen gemachte Erkrankung." (Veterinary Focus Vol 20 No 2 2010)
Mein Ziel ist der Erhalt des Rassehundes, speziell auch des Bulldogs - wenn denn noch möglich!?
In "Bulldogs in Geschichte und Gegenwart" habe ich die über 2.000-jährige Geschichte des Bulldogs nachgezeichnet und auch die Hintergründe seines so einmaligen Charakters verdeutlicht. "Phlegma und Leidenschaft" in einem kennzeichnet ihn Richard Strebel, Bulldog-Freund und Mitbegründer des deutschen Bulldog-Clubs, schon vor mehr als 100 Jahren. Der Bulldog war vor 150 einer der robustesten Hunde überhaupt und wurde deshalb und wegen seinens markanten Charakters in viele Rassen eingekreuzt. Ein gesunder Bulldog ist ein wunderbarer Partner, charmanter Begleiter, ja inniger Freund. Ein Bulldog kommt zudem bestens mit den Widrigkeiten unserer heutigen Zeit zurecht.
So sah man den perfekten Bulldog vor 100 Jahren.
Etwas krumme Läufe, aber gewiss keine Qualzucht.
Solche Bulldogs entsprechen
dem neuen Standard sehr gut.
Das Ziel des WDR-Film sieht leider anders aus. Als Lösung werden Designer-Dogs präsentiert. Prof. Sommerfeld-Stur meint gar, man müsse sich an kranke Rassehunde gewöhnen. Genau das will ich NICHT. Entweder gesunde Rassehunde oder keine. Dass man gesunde Rassehunde züchten kann und dies z.B. bei den meisten Jagdhunderassen auch weitflächig unter dem Dach des VDH praktiziert wird, unterschlägt der Film. Eckpunkte für einen gesunden Rassehund, wie sie der Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht fordert, den inzwischen knapp 5.000 Menschen unterzeichnet haben, werden ebenso weitgehend ignoriert.
Mit Recht empört sich Alexander Däuber über die Feststellung von FCI-Vizepräsident Christofer Habig in "Unser Rassehund" (06/2011): "Bulldog. Aus Richterperspektive war diese Rasse noch nie so gesund wie heute." Eine Feststellung, die im Übrigen auch Petra Grell-Hansohm, die langjährige Richterobfrau des ACEB/VDH teilt, Mitglied genau des ACEB-Vorstandes, der laut Film angeblich für einen gesunden Bulldog kämpfte. Eine solche Feststellung von FCI/VDH Funktionären wie Habig oder Grell-Hansohm ist insofern bemerkenswert, als dass so
- nahe gelegt wird, eine Wende in der Bulldogzucht sei nicht nötig, alles sei in guten Händen,
- der ganze Qualzucht-Skandal einer Zucht mit über 86% Kaiserschnitt ignoriert wird,
- getan wird, als habe man wirklich einen fundierten Überblick.
Das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Eine entsprechende Anfrage von mir an die FCI von Juni 2011 blieb bis heute unbeantwortet. So verschleiern die Bulldog-Clubs seit vielen Jahren regelmäßig die Bilanzen ihrer Zucht. Belastbare Zahlen zu Kaiserschnittquote, Tod der Mutterhündinnen, künstlichen Besamungen, Welpensterblichkeit, Fitness, Krankheiten oder erreichtes Lebensalter gibt es in aller Regel nicht! Alleine das ist eigentlich ein Skandal für ein Zuchtgeschehen, dass sich den Anschein von Seriösität gibt und mit "kontrollierter" Zucht wirbt. Aber das gilt nicht nur für den VDH. Von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen ist das Zuchtgeschehen neben ihm noch sehr viel skandalöser.
Erst eine Untersuchung des Kennel Clubs, dessen neuer Standard für den Bulldog vom WDR-gelobten ACEB-Vorstand bis zu seinem Rücktritt Ende 2010 aktiv bekämpft wurde, brachte belastbare Zahlen ans Licht. Diese waren alles andere als schmeichelhaft. Die britischen Wissenschaftler Katy M. Evans und Vicki J. Adams konstatierten 2010 eine Kaiserschnittquote bei den Bulldogs von nicht weniger als 86,1% (Proportion of litters of purebred dogs born by caesarean section, Feb 2010)!
Es ist für mich völlig unverständlich, wie man eine Population als "gesund" bezeichnen kann, ohne solche katastrophalen Fakten wie 86% Kaiserschnittquote oder die Todesrate der Mütter zu würdigen.
Daher ist die Feststellung des FCI-Vizepräsidenten Christopher Habig als Tierschutzskandal zu kennzeichnen.
Eine Zucht mit einer Reproduktion mehrheitlich per Kaiserschnitt muss man als Qualzucht kennzeichnen, und das betrifft etliche Hunderassen, nicht nur brachyzephale. Terminierte Kaiserschnitte haben sich als vorteilhaft für das Ernten der Welpen, den Profit der Veterinäre und den Zeitplan der Züchter längst flächendeckend etabliert. Dasselbe gilt für die zZ stark zunehmende künstliche Besamung
Ein neues Bulldog-Leben.
Erste Begrüßung von Mutter und Kind
Natürlich geworfen, Züchterin Bettina Selle-Treiber (ACEB)
Wenn man den Stand aber nicht wirklich kennt, so kann man noch nicht exakt sagen,- wie ein Gesundzuchtprogramm in allen Details aussehen muss,
- ob es ohne Einkreuzungen geht
- und ob es überhaupt erfolgreich sein kann.
- Als eine der ältesten Hunderassen der modernen Rassehundezucht und Nationalhund des britischen Empire hat der Bulldog eine weltweite Verbreitung seit weit über 100 Jahren. Es gibt ihn auf allen Kontinenten und in allen Klimazonen, interessanterweise auch weit verbreitet in heißen Ländern wie Mexiko, Südafrika oder Brasilien.
- Über viele Jahrzehnte hinweg haben sich etliche Populationen weitgehend getrennt entwickelt
- Nachteile werden zu Vorteilen - 1: Makaber aber wahr: Zahllose Bulldog-Mütter verlieren bei den Geburten ihr Leben. Diese außergewöhnlich hohe Todesrate der Bulldog-Mütter wird ausdrücklich angeführt in der Untersuchung von Calboli et al., Population Structure and Inbreeding From Pedigree Analysis of Purebred Dogs, 2008, ebenfalls im Auftrag des Kennel Clubs. Bei der Untersuchung war überraschend aufgefallen, dass der Bulldog eine recht hohe genetisch effektive Population aufzuweisen hat, die ihn relativ gesehen besser dastehen lässt als Golden Retriever, Boxer oder Deutschen Schäferhunde
- Nachteile werden zu Vorteilen - 2: Geschätzte weniger als 10% der Bulldog-Welpen fallen inzwischen nur noch unter dem Dach des VDH. Das heißt, dass vermutlich mehr als 90% der Bulldogs, die in Deutschland stehen von Züchtern außerhalb des VDHs, von Vermehrern und aus dem internationalen Hundehandel stammen*. Der Bestand ist also vermutlich sehr heterogen. (* auch dieser Fakt wurde vom WDR ignoriert, obwohl dieses Zahlen ihm vorlagen; meiner Einschätzung nach ist die durchschnittliche gesundheitliche Lage des Bulldogs - relativ gesehen - im VDH besser als außerhalb)
Gesunder Wurf gesunder Bulldogs, Züchterin Dagmar Weber-Knappe
Und es soll noch eines betont werden:- Es gibt freiatmende Bulldogs.
- Es gibt schon heute den leichteren, beweglichen Bulldog, der völlig problemlos seine Aufgaben als Begleithund meistert.
- Es gibt Züchter, deren Hündinnen zwar nicht immer, aber regelmäßig frei werfen.
- Es gibt nicht wenige gesunde, vitale Bulldogs, die locker 10 und mehr Jahre alt werden.
Ob es gelingt hinreichend viele Züchter zusammen zubringen und zu fördern, die den gesunden Bulldog auch wirklich wollen, das wird die Gretchenfrage der Zukunft des Bulldogs sein. Ich habe meine Zweifel, ob dies gelingen wird, aber ich werde alles Tun, die letzten Chancen für eine Zukunft des Bulldogs zu nutzen.
Gretchenfrage für die Zukunft des Bulldogs
Mitte 2010 hat Prof.Dr.med.vet. Gerhard Oechtering einen Bericht veröffentlicht, in dem er u.a. appelliert: "Durch selektive Zucht auf übertriebene Merkmale hat sich der Kopf brachyzephaler Tiere in einem so hohen Maße deformiert, dass heute bei einer zunehmend großen Anzahl betroffener Tiere Gesundheit und Wohlbefinden erheblich beeinträchtigt sind. ... Es ist höchste Zeit für ein radikales Überdenken der brachyzephalen Zucht. Letztlich handelt es sich bei der Brachyzephalie um eine zu 100 Prozent Menschen gemachte Erkrankung." (Veterinary Focus Vol 20 No 2 2010)