WDR - die halbe Wahrheit zur Hundezucht

Unter dem Titel "Viel Rasse, wenig Klasse – Das Geschäft mit der Hundezucht" strahlte der Öffentlich-Rechtliche Sender WDR am 22.08.2011 einen Beitrag zum Thema aus. Der Bulldog spielte dabei eine zentrale Rolle.
Mit einem Streiflicht über verschiedene von Fehlern der Zucht gebeutelte Hunderassen zeichnet der Beitrag einen kritischen, aber durchaus realistischen Ausschnitt aus der modernen Rassehundezucht. Neben leicht erkennbaren Zeichen von Qualzucht, wie einem schweratmenden Bully ist die bewusste Zucht mit Erbkrankheiten heute leider viel weiter verbreitet und für das Schicksal der Hunde ebenso fatal. Hier auf Petwatch-Blog und in "Schwarzbuch Hund" habe ich zahlreiche Beispiele dokumentiert, Epilepsie, Glaukome, Gendefekte im Stoffwechsel, Taubheit u.v.m. Der Film wies dankenswerterweise auf inzwischen 500 Erbkrankheiten hin, die durch die Rassehundezucht mit ihrer fatalen Inzucht regelrecht kultiviert werden.

WDR - die halbe Wahrheit zur Hundezucht

WDR-Seite zur Sendung

Fast täglich erhalte ich Berichte von besorgten Züchtern und Haltern. Meist sind es die Anzeichen von Qualzucht, die für den Außenstehenden nicht so leicht sichtbar, wie die weit verbreitete Epilepsie beim Border Collie, die für Hund un Halter schmerzvolle Erfahrungen bringen, die nicht selten nur durch Euthanasie eine Erlösung finden. Es verdichtet sich der Eindruck, dass die schwerwiegenden Versäumnisse der Zucht annähernd flächendendeckend über der Zucht von Begleithunden liegen. Hierauf hinzuweisen ist das Verdienst dieses Beitrags. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit.
1.) Es werden NUR die Missstände gezeigt, 
aber mit keinem Bild oder Wort die postiven Beispiel und diejenigen Seiten der Rassehundezuch erwähnt, die gesunde Hunde züchtet oder für Gesundzuchtprogramme kämpft. Beispiel der Rassezuchtverein für Hovawart-Hunde im VDH: Hier wird eine Zucht von gesunden Begleithunden seit Jahren praktiziert, die kaum einen Wunsch offen lässt: Es geht also!

WDR - die halbe Wahrheit zur Hundezucht

Vom WDR ignorierte Realität:
Gesunder Bulldog-Typ aus VDH-Zucht (siehe unten)

Beispiel Bulldog: Der WDR führt ausschließlich solche Exemplare vor, die von einer Show-Zucht extrem übertypisiert sind, die ich bei Bulldogge.de seit 1997 kritisiere. Mit keinem Wort wird die aktuelle Standardänderung der FCI erwähnt. Mit keinem Wort wird darauf eingegangen, dass es eben auch gesunde Bulldogs gibt. Mit keinem Wort wird darauf eingegangen, dass es Züchter gibt, die sich teils seit vielen Jahren - und zwar gegen den Mainstream der Show-Szene - der Zucht gesunder, beweglicher, frei atmender, glücklicher Bulldogs verschrieben und hier durchaus Erfolge vorzuweisen haben.
Die Produktionsfirma des WDR-Beitrags Hampl hatte sich schon sehr früh an mich gewandt und zahlreiche Informationen wie auch Bildmaterial von mir erhalten. Interessanterweise zeigte der WDR keinerlei Interesse an positiven Beispielen der Zucht - innerhalb wie außerhalb des VDHs - und ebenso keinerlei Interesse an Initativen für Gesundzuchtprogramme oder eine Wende in der Zucht - wie dem Kampf um den neuen Standard beim Bulldog oder den Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht
Das machte mich schon sehr früh stutzig.
2.) Ausschließlich der VDH wird ins Visier genommen. 
Das ganze Elend der Hunde der Vermehrer und des Hundehandels bleibt im WDR-Film völlig ausgeblendet. Diese machen aber mit Abstand den Löwenanteil des Hundemarktes aus und einen noch wesentlich höheren Anteil des gezeigten Hundeelends! Der VDH steht für nur etwa ein Viertel der Rassehundezucht. Und relativ gesehen ist der gesundheitliche und mentale Standard dieses Viertels aus der Zucht im VDH wesentlich höher als der von außerhalb. Die breite Masse des Elendes wird von Hinterhofzüchtern und dem florierenden, legalen EU-weiten Hundehandel produziert. Ein einseitiges Schießen auf den VDH, ohne diese noch viel schlimmere Seite des Welpengeschäfts anzusprechen, suggeriet dem Zuschauer, dass es egal sei, wo man seinen Welpen kaufe. So spielt dem Geschäft der Vermehrer in die Hände. Natürlich gibt es auch außerhalb des VDHs positive Beispiele für eine seriöse, am Wohl der Hunde orientierte Zucht. Aber an positiven Beispielen waren die Macher des Beitrags auch hier nicht interessiert.
3.) In dankenswerter Offenheit wird der Designer-Dog als vermeintliche Perspektive propagiert. 
Was aber soll durch das Mischen zweier Rassehunde grundsätzlich besser werden? Es ist eine Mär, dass Mischlinge immer gesünder seien. Zwei (angeblich?) kranke Ausgangsrassen ergeben noch lange keinen gesunden Mischling. Der wichtige Vorteil eines heterogenen Genpools wird negiert, wenn zwei unpassende Rassen zusammengewürfelt werden. Dann kann das Temperament eines Jack Russel auf die Atmung eines Mopses treffen. Und auch rein organisch und vom Aufbau des Skelettes tragen Mischlinge ein höheres Gesundheitsrisiko.
Und es kommt ein ganz neues, in meinen Augen viel wichtigeres, Problem hinzu: Das Wesen der Nachkommen aus zwei Rassehunden unterschiedlichen Typs etwa wie bei Alexander Däuber einem Retriever, der ein Wasser-Jagdhund ist, und einem Aussie, der ein ausgemachter Hütehund ist, ist NICHT vorhersehbar. Neben den Vorzeigehunden, die die gewünschten Wesensmerkmale der Ausgangsrassen haben, kommen mit sogar höherer Wahrscheinlichkeit ebenso Welpen hervor, die keine gewünschte, ja sogar eine Kombination unerwünschter Eigenschaften haben, etwa ein mit starkem Jagd- kombinierter Hütetrieb. Das sind dann mit Sicherheit keine Familienhunde. Was geschieht mit diesen potenziellen Problemhunden, besonders dann, wenn sie erwachsen geworden sind?
Für mich ist das Wesen eines Hundes wichtiger als sein Exterieur. Und es ist der enorme Vorteil eines Rassehundes, dass man mit großer Wahrscheinlichkeit voraussehen kann, welches Paket an Wesenszügen aus den immer süßen Welpen einmal herauswachsen wird. Ein Terrier hat nun einmal ein grundsätzlich anderes Wesen als ein Mops und ein Greyhound wiederum hat ein grundsätzlich anderes als ein Schäferhund. Die berechenbaren, typischen Charaktere und Bedürfnisse der verschiedenen Hunderassen sind eine wesentliche Grundlage, dass passende Hunde, passende Halter und passende Rahmenbedingungen zusammenfinden und so eine glückliche Partnerschaft auch langfristig gedeihen kann.

WDR - die halbe Wahrheit zur Hundezucht

Cavalier King Charles Spaniel
Die Rasse wurde in 40 Jahren regelrecht kaputt gezüchtet..
Gesunde Hunde, wie Tom, sind schon selten.

Neben diesen kynologischen Bedenken, die im Übrigen in der Hundezucht seit Jahrhunderten dokumentiert und seit den 1930er Jahren wissenschaftlich nachgewiesen sind, gibt es weitere:  
Wer kontrolliert die Designer-Dog-"Züchter"?
Niemand! Deregulierung der Hundezucht, die eh schon praktisch keiner unabhängigen Kontrolle unterliegt, kann keine Perspektive im Interesse der Hunde sein.
Ich habe Alexander Däuber auch öffentlich bei seinem Einkreuzungsprojekt unterstützt und würde dies auch jederzeit weiter tun.
Das Thema Inzucht ist eine Überlebensfrage der modernen Rassehundezucht. 
Etliche Rassen sind durch jahrzehntelange, ignorante Inzucht sehenden Auges an den Rand des genetischen Ruins gebracht worden. Hier ist dringend eine Wende in der Praxis notwendig. Es muss bei jeder Rasse klare Beschränkungen für die Deckrüden geben! Eine Maßnahme, die jeder Zuchtverein und -verband sofort umsesetzen könnte!! Weitere Maßnahme, wie die Öffnung der Zuchtbücher für Registerhunde und anderen sind notwendig und auch im Grunde sofort realisierbar! Es wird nicht bei einigen Rassen nicht ohne Auskreuzungs- und Einkreuzungsprogramme gehen. Die meisten Zuchtverbände und auch der VDH selbst zeigen hier in der Praxis eine viel zu rigide Haltung, die die Existenz zahlreicher Hunderassen akut gefährdet!
Ich bin für den Rassehund und den Erhalt der Hunderassen. Ich kämpfe für ihre Gesundung und Erhaltung - solange das noch möglich ist.
Übrigens 
"Das Geschäft mit den Rassehunden boomt" wie auf der Webseite des WDR behauptet wird - NICHT. Der Marktanteil des Rassehundes geht zurück zugunsten von Importhunden aus Süd- und Südosteuropa. Auch der Designer-Dog ist seit Jahren, von den USA ausgehend, ein florierender Geschäftstrend, dem sich bereits die Hundefrabriken ind Ungarn und Slovenien angenommen haben. In den USA kann man sich bereits seinen Designer-Dog per Internet wie bei einem Car-Konfigurator selbst zusammenstellen - soll das die Perspektive der Hundezucht sein?
Der VDH hat, wie ich hier schon berichtet habe, eine Wende in der Zucht des Bulldogs und ein Gesundzuchtprogramm angekündigt. Wir sind gespannt, ob diesen so hoffnungsvollen Worten auch die entsprechenden Taten folgen werden. Ohne eine solche Wende, die die Kräfte derjenigen Züchter bündeln, die immer schon auf einen gesunden Bulldog gesetzt haben, und verbreitern muss, wird diese älteste Rasse der modernen Hundezucht keine Zukunft in Deutschland haben.
Zum Bulldog oben:
Das Foto zeigt einen gesunden, vitalen, leicht gebauten Bulldog-Typ aus ACEB-Zucht, der seine Aufgaben als Begleiter problemlos meistern kann - selbstverständlich freiatmend. Es gab im ACEB/VDH immer wieder Züchter, die sich gesunden Bulldogs verschrieben hatten. Diese wurden über mehr als 30 Jahre hinweg regelmäßig gemobbt und mit Rufmordkampagnen kalt gestellt. Die meisten zogen sich dann aus der Hundezucht entnervt zurück. Dem Züchter dieses Hundes auf dem Foto erging es 2008-2010 nicht anders. Um solche leichteren Bulldog-Typen zu verhindern, beschloss die damalige ACEB-Führung zudem extra ein Mindestabnahmegewicht für Welpen von 4 KG (veröffentlicht im VDH-Organ "Unser Rassehund" 10/2009). Genau einen Vertreter dieser ACEB-Führungsriege lässt man in der WDR-Sendung zu Wort kommen.
Eintrag aus dem Gästebuch des WDR zur Sendung:
23.08.2011 07:27 UhrH.J.
So eine Sendung im öffentlich rechtlichen zu zeigen ist der Hammer. Dafür bezahle ich auch noch Beitrag. Leider, leider wird das jetzt den Hinterhofvermehrern noch mehr Auftrieb geben, eine bessere Werbung können die überhaupt nicht haben und wo steht, daß die kranken Hunde, die gezeigt wurden, VdH Hunde waren? Es ist nicht zu fassen. Und nein, ich bin kein Züchter, nur Käufer von ordentlichen Züchtern.


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