Begrüßung! お元気ですか。
So viel einmal vorweg, ich bin einer unglaublichen Lüge aufgesessen! Einer von langer Hand geplanten Werbekampagne mit dem einzigen Ziel mich hinters Licht zu führen! Ich bin absolut geneigt von einer weltweiten Verschwörung zu sprechen. Von wegen Land der aufgehenden Sonne, im Durchschnitt 7°C wärmer als in Deutschland. Durchgehend gutes Wetter usw. alles eine unglaubliche Lüge. Ich trage heute Pullover und die auf 24°C eingestellte Klimaanlage schaut mich nur fragend an und ist eher geneigt zu heizen als zu kühlen.
Es regnet seit zwei Tagen fast durchgehend. (Habe meinen zweiten Regenschirm geschenkt bekommen, nachdem der erste die letzten Tage bereits die Konsequenzen aufgrund des Wetters gezogen hat und sich verdrückt hat. - Tippe auf Australien, soll da gerade warm werden. Dieses mal stand die Frau vom Hausmeister vor mir und hat mir den ihrigen かさ überlassen.)
So sieht es hier gerade aus. Die Regenschirme drängeln sich über den Köpfen der geprellten Austauschstudenten - unfassbar. Bin gleich sowieso in 秋葉原 ( Akihabara - „Herbstlaubfeld“) um mir eine nette neue Kamera zu kaufen - werde in der deutschen Botschaft vorbei schauen und meinen Unmut kund tun.
秋葉原 ist das Technikviertel von Tokyo in dem hoffentlich die verrücktesten Technikträume erfüllt werden können. Go for it.
Zumindest war ich nach dem "Ideas on Piece" Course beim Tsukimi (月 見) in unserem Tsuru (Hauptraum - Gemeinschaftsraum). Tsukimi bedeutet frei übersetzt Sterne oder Mond gucken und ist von der Tradition her so etwas wie Daten und beschreibt die Schönheit der Frau mit der Mann sich trifft. Hier ist es nichts anderes als das Kennenlernen der anderen Dormitories. Bis zu diesem Zeitpunkt waren schon die Frauen-Wohnheime 2,3,4 bei uns und haben immer fleißig was zu essen gebracht. Die Mädels wissen einfach was sich gehört.
Dieses Tsukimi war mit dem Kanada- und dem Zelkova-Haus. Da auch Männer in den Wohnheimen wohnen wurde Bier mit gebracht. Die Jungs wissen einfach was sich gehört. ;)
Der letzte Zug ging um 12 nach Tokyo - durch einen befreundeten DJ stand das gesamte Global House auf der Gästeliste vom "Club Asia" in Shibuya (渋谷区). Das hat es direkt mal "günstig" gemacht. Für nur 20€ war man drin. Der Laden an sich war durchaus lustig und Spaß hats allemal gemacht. Nen Getränk für 500 Yen ist für Tokyo schon fast günstig - aber man sollte hier doch seine Getränke genießen.
Für den jungen aus der kleinen Stadt Osnabrück ist Shibuya an sich schon ein Grund nach Japan zu reisen. Der Wahnsinn! Mehr muss man eigentlich nicht sagen. (Wer schon auf dem Times Square war wird wohl leicht weniger überwältigt sein.) Unglaubliche Menschenmassen, die Straßen durch Autos und vor allem Leuchtreklame hell erleuchtet und eine super Stimmung. Auch hier könnte ein Marketingexperte sicher kaum ein besseres Party-Viertel bauen. Auch der versierte BWL´er wird es schwer haben etwas zu verbessern. Gibt es nämlich schon alles. Maximierte Eintrittspreise, diverse Variablen um sein Geld zu verprassen und den Lock-IN Effekt von 12 bis 5! Da geht nämlich nichts. Keine Bahn, kein Bus - man mag also ein Taxi nehmen (Halte ich nichts von, wenn man Geld über hat sollte man es vertrinken) oder zu Fuß gehen. Tokyo breitet sich auf einer Gesamtfläche von 621,45 km² aus. Viel Spaß. Also bleibt man bis zum bitteren Schluss oder geht Frühstücken. Die Läden haben auf.
Um kurz vor fünf ereignet sich dann ein anders Schauspiel. Aus allen Richtungen strömen die Schnapsleichen herbei, sie wollen alle nur eines. Die Bahn! Deren Glück das die Bahner das mit der Pünktlichkeit sehr genau nehmen und mindestens alle 5 Minuten mit Ihren Vehikeln vorfahren.
Um ca. halb 7, wenn mich mein Alter die richtige Uhrzeit nicht hat vergessen lassen, sind wir auf dem Geländer der ICU gewesen. Vorbei am stets pflichtbewusst dösenden Wachmann, dem "Attention Hornets" Schild und mit Blick auf unsere Kirche.
Was ist mir also in Erinnerung geblieben? Nun gut, formulieren wir es anders. Welche Eindrücke von dieser Nacht sollte ich noch schnell teilen? Nunja. Zwei Dinge gibt es da die Tatsächlich unters Volk gebracht werden sollten.
- Sollte ein Japaner, motiviert von diversen Muntermachern, seine Scheu vor Kontakt mit Ausländern verlieren wird man den nicht mehr los.
- Der Japaner an sich scheint nicht um sein letztes Hemd, sondern um seine letzten Schuhe zu spielen. Zumindest kam mir einer der 1,50 Meter großen Kollegen ohne Schuhe aber im Anzug in der U-Bahn entgegen. Dresscode frei interpretiert.
So, habe mittlerweile ne Foto-Kamera. Werde den Link zum Bilder Repository bald mal durchgeben und versuche bis dahin die Diashow hier im Blog mit den besten Bildern zu füttern.
さようなら。