Was wir von Gustl Mollath lernen (sollten)

MollathGroß war der Jubel als Gustl Mollath ver­gan­gene Woche uner­war­tet frei kam und noch grö­ßer ist das mediale Interesse an ihm, das er nicht unge­nutzt lässt. Er hat eine Geschichte zu erzäh­len, eine Geschichte von Ungerechtigkeit, eine Geschichte über ein Rechtssystem, das ver­sagt hat, oder das ihn bewusst sie­ben Jahre zu Unrecht in der Psychiatrie fest­ge­hal­ten hat, um ihn mund­tot zu machen. Was genau davon die Wahrheit ist, bleibt offen, viele haben sich ihre Meinung dar­über bereits gebil­det. Gestern Abend war er bei Beckmann zu Gast und er sagte, er trete diese Weg in die Öffent­lich­keit nicht nur für sich, son­dern auch für all die ande­ren an, die keine Stimme, keine Lobby haben an.

von Salome

Tatsächlich ist es bemer­kens­wert, wer sich in den ver­gan­ge­nen Monaten so alles für Gustl Mollath ein­ge­setzt hat. Kein Twitteraccount, kein Partygespräch, ohne dass nicht auf ein­mal jemand „Freiheit für Gustl Mollath“ sagt. Alle sind sich einig, was da gesche­hen ist, ist eine Schweinerei. Den Mann hat man ver­sucht, zum Schweigen zu brin­gen, der Staat, das System, über­haupt alle. Die ganze Unterdrückungsmaschinerie.

Wer Gustl Mollath aber wirk­lich zuhört, ver­steht, dass er von etwas ande­rem spricht. Es geht ihm nicht nur um sei­nen Prozess. Es geht ihm nicht nur darum, dass er zu Unrecht ein­ge­sperrt wurde, unter faden­schei­ni­gen Begründungen. Es geht ihm darum, was hin­ter den Mauern geschieht, in den Psychiatrien. Jenen Orten, mit denen sich unsere Gesellschaft so ungerne beschäf­tigt. Dort, wo die Irren leben. Jene, die ein­fach ver­rückt sind. „Folter“, hat Gustl Mollath genannt, was dort geschieht. Auch der Begriff „Menschenrechtsverletzung“ ist gefal­len. Er ist nicht der Erste, der nach sei­ner Freilassung dar­auf auf­merk­sam macht, der ver­sucht, das mediale Interesse dafür zu nut­zen, das end­lich hin­ge­se­hen wird in die­sen Bereich, wo Ärzte und Pfleger all­mäch­tig sind. Du wur­dest tage­lang fixiert? Das sind Wahnvorstellungen. Dir wurde weh­ge­tan? Das bil­dest du dir ein. Nahrungs- und Flüssigkeitsentzug? Zwangsweise tra­gen von Windeln? Wer glaubt schon Verrückten?

Niemand spricht von den all­täg­li­chen Demütigungen, der Verzweiflung, der Aussichtslosigkeit in deut­schen Psychiatrien, in- und außer­halb des Strafvollzugs, der Über­for­de­rung, der Gleichgültigkeit des Personals, der Zwangsmedikation.

Die Bundesregierung hat gerade durch­ge­setzt, dass die Fallpauschalen auch dort gel­ten. Weniger Geld für immer mehr Patienten. Der Fall Gustl Mollath zeigt, dass ein frag­wür­di­ges Gutachten genü­gen kann, um hin­ter die­sen Mauern zu ver­schwin­den. Das System Psychiatrie in Deutschland ist krank und wird immer krän­ker gemacht. Wir müs­sen psy­chisch kranke Menschen bes­ser in die Gesellschaft inte­grie­ren und wir müs­sen kon­trol­lie­ren und über­wa­chen, was in den Psychiatrien geschieht, damit nicht eine Handvoll Gutachter unter sich aus­macht, wes­sen Schicksal einen sol­chen Verlauf wie das von Gustl Mollath nimmt.


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