Was wir aus der Vergangenheit lernen können

Wer schon etwas länger einen Blog betreibt, der kann auch mal richtig schön rückschauend in die Vergangenheit blicken. Ich habe mich in all den Jahren ja nicht nur über die Fotografie ausgelassen. Auch andere Themen, besonders bundes- und weltpolitische Dinge, haben mich bewegt und umgetrieben. In der aktuellen Euro-Diskussion kommen mir immer wieder Erinnerungen an meine Staatsgründung „Kunstgeldilanda“ in den Sinn. Was ist da geschehen? Was war da los? Hier eine kurze Rückschau und eine Analyse, was wir aus der Vergangenheit lernen können.

Kunstgeldilanda wurde in einem Akt der Staatsgrenzenbefreiung aus Deutschland ausgegründet und als eigenständiges Land ausgerufen. Selbstverständlich war das eine nicht ganz einfache Aktion und viele Klarstellungen mussten erfolgen. Zudem wurden Organisationsformen gefunden und Erklärungen abgegeben werden, um Missverständnisse zu vermeiden. Wider Erwarten kam es erstaunlich schnell zu einer wahren Einbürgerungsflut. Innovativ könnte man das erste Staatsmanifest nennen, das revolutionäre Zuge hatte und einer besseren Gesellschaft entgegen strebte. Aber selbst der Friedlichste kann nicht ohne Sorgen leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefallen will. Zum Glück kam es jedoch recht schnell, aber nur vorläufig, zu einer Entspannung. Ungemach kündigte sich jedoch kurz darauf innerstaatlich an.

Des Regierens ungeübt, war die politische Führung Kunstgeldilandas nicht immer zielsicher und seriös in ihrem Auftreten zu nennen. Trotz dieser kleineren Hindernisse hinterließ die Kunstgeldilandische Außenpolitik auf dem Weltparkett einen guten Eindruck, zumal sich unverwandt international wichtiger Themen zugewandt wurde. Nun war es so weit, auch wenn der Staat noch taufrisch war, selbst Weltmächte konnten den kleinen Staat jetzt nicht mehr übersehen. Dies sollte sich sehr schnell zu einer waschechten Kriese auswachsen, aber zum damaligen Zeitpunkt kannte man noch nicht die internationale Dimension.

Die Regierung eines Staates ist ein sehr fragiles Element, dass aus fein ineinander verzahnten Funktionsbereichen besteht, die beständig gelenkt und betreut werden müssen. Die Lenkungsfunktion wird von Ministern übernommen … wenn ein Minister plötzlich abhanden kommt, kann ein Staat schnell in Schieflage geraten. Der Einschnitt war so gewaltig, dass sogleich Vermutungen nach dunklen Mächten laut wurden – die Achse des Bösen. Erste Stimmen meldeten bereits einen Staatsskandal. Gleichzeitig reagierte die internationale Börsenlandschaft wider Erwarten positiv und Kunstgeldilanda konnte seine eigene Expansion fast nicht mehr verhindern.

Das Glück ist mit den Tüchtigen – der vermisste Minister wurde wieder aufgefunden und konnte kurz darauf einen Teil des Skandals aufklären. Der andere Teil des Skandals spielte sich jedoch auf einer anderen Eben ab. Erst da konnte man erkennen, dass eine Weltverschwörung den kleinen Staat an den Rande des der Existenz gebracht hat. Ein Ausschnitt aus der weltpolitischen Betrachtung. Eigentlich ist unsere Spaßgesellschaft nur eine Reaktion auf Bedrängung und Verdrängung. Wenn ich mir heute die Diskussion um den desolaten Euro-Raum ansehe, sehe ich durchaus gewisse Parallelen zur Kunstgeldilanda, nur eben doch nicht so präzise auf den Punkt gebracht. Auch wennes heute unmodern geworden ist aus der Vergangenheit zu lernen, kann man vielleicht aus der Satire wichtige Hinweise für die Zukunft ziehen. Satire sollte immer mahnend den Blick auf Fehlentwicklungen lenken. Mich erschreckt, wie realitätsnah ins Heute und Jetzt die kleine Geschichte um Kunstgeldilanda schon im Februar 2010 wies.

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