Manchmal sagen Überschriften inhaltlich gar nichts aus - manchmal umschreiben sie jedoch mehr, als im drunter montierten Text zu lesen steht. Manchmal sind sie das Produkt gesellschaftlicher Befindlichkeiten, unterstreichen das, was die Gesellschaft für essentiell betrachtet. So auch unlängst, als die ARD Lidl gecheckt hat.
Vier Ergebnisse präsentierte der Check: 1.) der Preisvorteil ist überschätzt, 2.) der Stressfaktor ist erträglich, 3.) die Qualität ist ordentlich und 4.) die Fairness ist unzureichend. Unzureichend ist dabei jedoch nur unzureichend - die Lage der Lidl-Mitarbeiter ist prekär; die Lage für Näherinnen in Bangladesh, die für Lidl Klamotten im Akkord herstellen, ist lebensgefährlich. Zusammen mit der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) verabreicht Lidl seinen Mitarbeitern Vitaminpräparate um die Mangelerscheinungen durch Hunger zu korrigieren - mehr Lohn für mehr Essen kommt Lidl gar nicht in den Sinn. Dass sich die staatliche GIZ hierfür hergibt, ist wahrscheinlich der noch viel größere Skandal.
Montags noch im Fernsehen, dienstags schon in der Zeitung - jedenfalls in jenem Bereich der Zeitung, der über den PC-Monitor flimmert. Dort wird getitelt: "Der Preisvorteil wird überschätzt" oder "Lidls Preisvorteil ist laut ARD überschätzt" oder, dann doch etwas kritischer, "Gar nicht so billig - und das um jeden Preis".
Laut ARD stimmt das durchaus. Doch wirft es schon ein Schlaglicht auf das, was uns als Gesellschaft wirklich wichtig ist. Der überschätzte Preisvorteil ist es, der uns so sehr bekümmert, dass wir ihn in Schlagzeilen bannen - die fehlende Fairness kümmert nicht. In manchen Berichten zum Lidl-Check liest man nicht mal was zu den Machenschaften des Lidl-Konzerns - nur dass man bei Lidl nun doch nicht so billig einkaufen kann, wie man das stets glaubte und hoffte. Was Sorgen macht ist eine Schlagzeile wert. Und der Konsum ist unsere größte Sorge - wie wir unsere Bedürfnisse befriedigen können, ist uns dabei relativ gleichgültig. Billige Hosen sind für uns maßgeblich - nicht die Lebensbedingungen von Hosennäherinnen. Der Preis ist der Indikator - nichts anderes.
Dass der überschätzte Preisvorteil zudem vernebelt, dass dennoch billig, wahrscheinlich viel zu billig gekauft werden kann, wird kaum gesagt. Denn der Vergleich mit Warenkörben der Edeka und Rewe haben ergeben, dass bei Lidl nur um einige Cent billiger eingekauft werden kann. Dass aber alle Warenkörbe relativ günstig waren, sollte man schon wissen. Denn es ist nicht so, wie es eigentlich heißt, wonach Lidls Preisvorteil überschätzt ist - es ist eher so, dass Edekas oder Rewes Preisnachteil überschätzt wird. Alle verkaufen billig - so billig, dass es günstiger nicht mehr geht. Wahrscheinlich so billig, dass es jetzt schon mehr volkswirtschaftlichen Schaden verursacht als gesellschaftlich verträglich. Ein Blick in die Arbeitsmarktstatistiken enttarnt die Billig-Lüge: in denen steht zwar, dass mehr Menschen beschäftigt sind als noch vor Jahren. Diese leisten aber dieselben Arbeitsstunden insgesamt wie vor Jahren. Das erklärt eigentlich ganz anschaulich wohin die Dumping-Frivolität führt.
Das spielt aber auch keine Rolle, denn nur der Preis zählt. Der Preis, besser gesagt: der niedrige, der niedrigste Preis, er ist das Argument. Fairness gegenüber Mitarbeitern und Herstellern ist da uninteressant und hinderlich - darüber braucht man gar nicht erst berichten. Vermutlich deshalb solche Überschriften. Würde man titeln, dass Lidl unfair sei, würde es keiner lesen. Was hätte denn der Leser, der ja auch Kunde ist, von solchen Inhalten? Es muß ihn betreffen, dann kümmert es ihn, dann liest er es. Der Niedrigpreis betrifft ihn - und falls der Leser Lidl-Angestellter wäre, dann würde es ihn auch betreffen. Aber Lidl-Angestellte sind eine Minderheit - und Näherinnen aus Bangladesh lesen ohnehin keine deutsche Zeitung. Hätte der Kunde selbst Hunger und bekäme nur Vitamine gegen die Mangelerscheinungen, dann würde es ihn auch betreffen - dann würde er Schlagzeilen wie "Lidl unfair" oder "ARD bestätigt: Lidls Fairness unzureichend" unbedingt lesen wollen.
Vier Ergebnisse präsentierte der Check: 1.) der Preisvorteil ist überschätzt, 2.) der Stressfaktor ist erträglich, 3.) die Qualität ist ordentlich und 4.) die Fairness ist unzureichend. Unzureichend ist dabei jedoch nur unzureichend - die Lage der Lidl-Mitarbeiter ist prekär; die Lage für Näherinnen in Bangladesh, die für Lidl Klamotten im Akkord herstellen, ist lebensgefährlich. Zusammen mit der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) verabreicht Lidl seinen Mitarbeitern Vitaminpräparate um die Mangelerscheinungen durch Hunger zu korrigieren - mehr Lohn für mehr Essen kommt Lidl gar nicht in den Sinn. Dass sich die staatliche GIZ hierfür hergibt, ist wahrscheinlich der noch viel größere Skandal.
Montags noch im Fernsehen, dienstags schon in der Zeitung - jedenfalls in jenem Bereich der Zeitung, der über den PC-Monitor flimmert. Dort wird getitelt: "Der Preisvorteil wird überschätzt" oder "Lidls Preisvorteil ist laut ARD überschätzt" oder, dann doch etwas kritischer, "Gar nicht so billig - und das um jeden Preis".
Laut ARD stimmt das durchaus. Doch wirft es schon ein Schlaglicht auf das, was uns als Gesellschaft wirklich wichtig ist. Der überschätzte Preisvorteil ist es, der uns so sehr bekümmert, dass wir ihn in Schlagzeilen bannen - die fehlende Fairness kümmert nicht. In manchen Berichten zum Lidl-Check liest man nicht mal was zu den Machenschaften des Lidl-Konzerns - nur dass man bei Lidl nun doch nicht so billig einkaufen kann, wie man das stets glaubte und hoffte. Was Sorgen macht ist eine Schlagzeile wert. Und der Konsum ist unsere größte Sorge - wie wir unsere Bedürfnisse befriedigen können, ist uns dabei relativ gleichgültig. Billige Hosen sind für uns maßgeblich - nicht die Lebensbedingungen von Hosennäherinnen. Der Preis ist der Indikator - nichts anderes.
Dass der überschätzte Preisvorteil zudem vernebelt, dass dennoch billig, wahrscheinlich viel zu billig gekauft werden kann, wird kaum gesagt. Denn der Vergleich mit Warenkörben der Edeka und Rewe haben ergeben, dass bei Lidl nur um einige Cent billiger eingekauft werden kann. Dass aber alle Warenkörbe relativ günstig waren, sollte man schon wissen. Denn es ist nicht so, wie es eigentlich heißt, wonach Lidls Preisvorteil überschätzt ist - es ist eher so, dass Edekas oder Rewes Preisnachteil überschätzt wird. Alle verkaufen billig - so billig, dass es günstiger nicht mehr geht. Wahrscheinlich so billig, dass es jetzt schon mehr volkswirtschaftlichen Schaden verursacht als gesellschaftlich verträglich. Ein Blick in die Arbeitsmarktstatistiken enttarnt die Billig-Lüge: in denen steht zwar, dass mehr Menschen beschäftigt sind als noch vor Jahren. Diese leisten aber dieselben Arbeitsstunden insgesamt wie vor Jahren. Das erklärt eigentlich ganz anschaulich wohin die Dumping-Frivolität führt.
Das spielt aber auch keine Rolle, denn nur der Preis zählt. Der Preis, besser gesagt: der niedrige, der niedrigste Preis, er ist das Argument. Fairness gegenüber Mitarbeitern und Herstellern ist da uninteressant und hinderlich - darüber braucht man gar nicht erst berichten. Vermutlich deshalb solche Überschriften. Würde man titeln, dass Lidl unfair sei, würde es keiner lesen. Was hätte denn der Leser, der ja auch Kunde ist, von solchen Inhalten? Es muß ihn betreffen, dann kümmert es ihn, dann liest er es. Der Niedrigpreis betrifft ihn - und falls der Leser Lidl-Angestellter wäre, dann würde es ihn auch betreffen. Aber Lidl-Angestellte sind eine Minderheit - und Näherinnen aus Bangladesh lesen ohnehin keine deutsche Zeitung. Hätte der Kunde selbst Hunger und bekäme nur Vitamine gegen die Mangelerscheinungen, dann würde es ihn auch betreffen - dann würde er Schlagzeilen wie "Lidl unfair" oder "ARD bestätigt: Lidls Fairness unzureichend" unbedingt lesen wollen.