Was uns 2011 erwartet

Was uns 2011 erwartet

Zurzeit überschlagen sich die „Experten“ aller Couleur mit Prognosen fürs nächste Jahr. Die meisten im Sinne von: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ oder: „Mein Wunsch ist der Vater meiner Gedanken“.

Da mir niemand Brot abschneidet und ich keine fremden Lieder singen muss, versuche ich mich auch wieder einmal aus dem Fenster zu lehnen:

2011 wird wohl kein Wirtschaftsaufschwung stattfinden. Woher sollte das Geld dazu auch kommen? Abgaben und Steuern werden höher, die Löhne jedoch nicht, und einiges wird sich wohl verteuern. Gut möglich, dass die „Wirtschaftsweisen“, Experten und Statistiker einen Aufschwung vermelden werden. Doch der wird kaum bei der breiten Masse ankommen. Im Gegenteil: die Kluft zwischen Arm und Reich wird auch nächstes Jahr weiter wachsen. Denn unser Finanzsystem ist so angelegt, dass am Ende wenige alles und viele nichts haben. Gut möglich also, dass nächstes Jahr auf dem Papier das BIP wachsen wird. Denn Wachstum wird immer noch der Götze der Ökonomen sein. Sogar Frau Merkel, als Physikerin, scheint die Exponentialfunktion vergessen zu haben. Von den anderen Pausenclowns kann man solches Wissen kaum erwarten. Auch nicht in Bern.

Die Eurokrise wird weiter gehen, Rettungsschirme hin oder her. Ob es jedoch schon nächstes Jahr zum Kollaps kommen wird, ist zu bezweifeln. Der Mensch ist erfinderisch, wenn ihm das Wasser bis zum Hals steht. Und Politiker sind auch nur Menschen. Die Regeln des Spiels können über Nacht geändert werden. So werden denn auch nächstes Jahr weiterhin Schulden angehäuft werden um Schulden zu tilgen. Denn in den Bildungstempeln wird immer noch gelehrt, Geld sei ein Tauschmittel. Dabei ist es doch nur ein Schuldschein. Doch keine Angst: Wo ein Schuldner ist, ist auch ein Gläubiger. Doch wer sind diese Gläubiger?

In erster Linie natürlich die Banken, die auch 2011 ihren Casinobetrieb unverfroren fortsetzen werden. Auch 2011 werden die Boni sprudeln wie nie zuvor. Zweitens die Reichen. Sie werden noch reicher werden. Mindestens bis zum Aktiencrash, der im Verlaufe des nächsten Jahres stattfinden wird. Und drittens die institutionellen Anleger, also die Pensionskassen. An einen Haircut im nächsten Jahr – einen teilweisen Schuldenverzicht der Gläubiger – glaube ich nicht. Das würde unseren Genen widersprechen.

Der Cash wird 2011 reichlich sprudeln, die Notenbanken werden Geld drucken auf Teufel komm raus. Und dieses Geld muss irgendwo hin. Aber es ist unwahrscheinlich, dass es beim Mann auf der Straße ankommen wird. Deshalb wird man auch nächstes Jahr eher über Deflation statt Inflation reden.

Trotzdem wird einiges teurer werden. Energie zum Beispiel. Der Peak Oil liegt nun hinter uns und die, welche tiefere Öl- und Gaspreise prophezeien, sind Opfer ihrer Wünsche geworden. 120$ das Barrel liegt durchaus drin. Wenn’s knallt auch wesentlich mehr. Aber es wird noch Jahre dauern, bis die Kondensstreifen am Himmel selten werden, weil nur noch die Reichen und das Militär fliegen.

Apropos Militär: 2011 werden neue Kriege ausbrechen und alte weitergeführt werden. Frieden ist eine Illusion. Der Konflikt zwischen der neuen Weltmacht China und der alten, den USA, wird sich verschärfen. Angefeuert durch den Kampf um die Rohstoffe dieser Welt. Die Amerikaner werden weiter Weltpolizist spielen und den Menschen glauben machen, sie seien die Guten. Doch durch weitere Enthüllungen à la Wikileaks wird noch Schreckliches zum Vorschein kommen. Es muss wahrlich schrecklich sein, sonst würden die Amerikaner nicht dermaßen wutentbrannt gegen Julian Assange agieren – ungeachtet der Sympathien, die sie sich dadurch verscherzen.

Die Legende von den Guten und den Bösen liegt also auf dem Sterbebett. Macht ist eben eine sehr giftige Substanz und gute Imperien hat es noch nie gegeben. Höchstens in der Geschichtsschreibung, die ja bekanntlich immer von den Siegern geschrieben wird.

Auch 2011 können wir im nahen Osten nicht mit Frieden rechnen. Im Gegenteil: Krieg ist das wahrscheinlichere Szenario und mehr Terrorismus auch. Echter und inszenierter. Doch das Resultat ist immer das gleiche: Unschuldige sterben. Aber vielleicht gibt es keine Unschuldigen auf dieser Welt, vielleicht sind wir alle schuldig.

Über alles gesehen wird es also 2011 so weitergehen wie bisher: bergab. Auch Mutter Erde wird dabei mitmachen und sich gegen das Ungeziefer auf ihrer Oberfläche wehren. Wo, wann und wie zu prophezeien, ist aber unmöglich.

Und hier meine Prognose in einem einzigen Satz: 2011 gibt es mehr vom Gleichen.

Ich wünsche euch, meinen lieben Leserinnen und Lesern, wunderbare Träume im neuen Jahr, Zeit für die Liebe, neue Erkenntnisse und Gelassenheit für schwierige Stunden.

Euer Traumperlentaucher



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