Krass. Ich bin nun also zertifizierte Yogalehrerin.
Ein Monat und 200 Stunden Yoga, Meditation, Atemübungen, Workshops und Unterrichten üben später:
I fucking did it.
Was für ein Ritt, welch Achterbahnfahrt, welch intensive Zeit.
Der Kurs war eine wirklich magische und wundervolle Erfahrung, aber zwischendrin dachte ich mal ich schaff das nicht, dass es vielleicht am besten wäre, das ganze abzubrechen. Kein Scheiss.
Ich musste durch ein paar heftige emotionale Tiefen während der Zeit, so wie einige andere im Kurs – so viel Fokus auf sich selbst während den vielen Yogasessions und Meditationen ist kein Zuckerschlecken.
Die meiste Zeit in dem Monat war ich offline. Das hat sich von alleine so ergeben und war nicht geplant. Doch es gab einfach keine Zeit bei 11 Stunden Unterricht am Tag und einen Tag frei in der Woche.
Meinen Laptop habe ich so gut wie nie angefasst und auch mein iPhone war die meiste Zeit ausser Reichweite. Emails habe ich alle unbeantwortet gelassen, ich habe nichts geschrieben, meinen Facebook-Feed nicht gescrollt und auf keine Facebook-Messages von Freunden zurückgeschrieben. Mal eine ganz außergewöhnliche Erfahrung für mich als Digitale Nomadin mit Online Business seit vier Jahren.
Nach der Ausbildung hat es noch etwa zwei Wochen gedauert bis ich wieder richtig bei mir angekommen bin und von offline wieder auf online umschalten konnte.
Jetzt bin ich wieder zurück im Leben, derzeit im Norden Thailands und kann mit etwas Abstand über meine Erfahrungen schreiben.
Warum ich die Yogalehrerausbildung machen wollte
Ich liebe lernen. Wenn ich von etwas fasziniert bin und eine Leidenschaft entwickle, dann will ich alles darüber wissen.
So war das schon immer bei mir: Reisen, Tauchen, Bloggen, Online Business, Ernährung… Und die beste Möglichkeit mehr über Yoga zu lernen ist es eine Ausbildung zu machen.
Nachdem ich 2008 das erste Mal auf der Yogamatte stand und mittlerweile Yoga ein essentieller Teil meines Lebens ausmacht, war es an der Zeit für mich den nächsten Schritt zu machen und noch tiefer einzusteigen. Anfang diesen Jahres hatte ich für mich dann die Entscheidung für eine Ausbildung getroffen als ich bewusst festgestellt hatte, dass ich bereit dafür bin.
Mein Ziel ist es nicht Vollzeit als Yogalehrerin zu arbeiten. Ich weiß noch nicht genau, ob und wie ich meine Zertifizierung einsetzen werde, aber nicht um vordergründig damit Geld zu verdienen. Vielleicht werde ich Stunden hier in Bali geben um Geld für Straßenhunde zu sammeln. Oder auch einfach nur für Freunde und zum Spaß.
Ich wollte die Ausbildung auch machen um mich für einige Zeit mit anderen leidenschaftlichen Yogis zu umgeben und auszutauschen.
Ich wollte ich von tollen, erfahrenen Lehrern in einem intensiven Setting lernen.
Ich wollte einen Monat lang einfach nur Yoga in meinem Leben.
Wo ich meine Yogalehrerausbildung gemacht habe
Bei den fünf wundervollen Lehrern, dem Collective, bei Desa Seni in Canggu, Bali.
Eigentlich wusste ich schon von Anfang an, dass ich meine Ausbildung dort machen würde. Als ich die News gelesen hatte im Frühjahr war ich sofort von der Idee angetan.
Und trotzdem konnte ich mich nicht direkt festlegen, da ich mir nicht sicher war, ob ich wirklich nach Bali zurückkehren wollte oder nicht doch lieber nach Mittelamerika.
Nach langen Recherchen zu Ausbildungen in Costa Rica und Guatemala und vielen Momenten des In-mich-gehens, viel Hin und Her – irgendwann war klar: Ich will zurück nach Bali. Und dann war auch klar, dass es Desa Seni werden würde.
Ich war Anfang des Jahres schon einige Male bei den Yogastunden von ein paar der Lehrer dort und war immer sehr begeistert. Das Kollektiv an fünf Lehrern ist so unglaublich leidenschaftlich und erfahren – ich wußte, dass ich wahnsinnig viel von ihnen lernen würde. Außerdem hat mich der Mix aus unterschiedlichen Yogastilen (Hatha, Vinyasa, Tantra, Kundalini, Ashtanga, Yin Yoga) angezogen.
Der Ort an sich ist einfach nur magisch und wunderschön – definitiv eine Yogaumgebung, in der ich mich jeden Tag für einen Monat aufhalten wollen würde.
Ein paar Tipps von mir…
Wie wähle ich die richtige Ausbildung?
Für mich selbst war am Ende klar, dass ich von Lehrern lernen wollte, die ich schon kannte, deren Yogastil mir sehr zusagte und die mich mit ihrer Persönlichkeit begeisterten. Das kann ich auch nur jedem empfehlen.
Hier zwei gute Beiträge dazu:
- Wie du die richtige Yogalehrerausbildung für dich findest
- Du willst Yogalehrer werden? So findest du die richtige Ausbildung
Andererseits waren auch einige Teilnehmer bei mir im Kurs, die sich komplett ins Blaue dafür angemeldet hatten. Ich denke, damit kannst du Glück oder eben auch viel Pech haben. Ich würde in jedem Fall die Lehrer gut recherchieren und ihre YouTube-Videos und Instagrams verfolgen.
Wo soll ich meine Ausbildung machen?
Es gibt viele Länder, in welchen du ein großes Angebot an Yogalehrerausbildungen findest. Beliebt sind zum Beispiel natürlich Indien, Bali, Thailand, Costa Rica, Mexiko… Einfach mal auf Google und suchen.
Bin ich zu unerfahren für eine Ausbildung?
Einige Teilnehmer in meinem Kurs waren noch recht junge Yogis (6-12 Monate Yogapraxis). Ich denke nicht, dass man jahrelang Yoga machen muss für eine Yogalehrerausbildung – du merkst, wenn du reif bist und tiefer einsteigen möchtest.
Was das Unterrichten angeht, so denke ich schon, dass mehr Erfahrung von Vorteil ist um deinen Schülern wirklich etwas vermitteln zu können.
Wozu das ganze?
Am Ende kommt es darauf an, was deine Intention ist.
Willst du einfach nur für dich mehr lernen oder hast du vor Yoga zu deinem Beruf zu machen?
Was ich über mich und das Leben gelernt habe
1. Eine Yogalehrerausbildung ist eine emotionale Waschmaschine
Stundenlang Yoga, Meditation und Atemübungen jeden Tag bedeuten: dein innerer Fokus ist auf dich. Keine Ablenkung mit Smartphone, Arbeit, Weggehen… Da kommt vieles an die Oberfäche, denn Verdrängen funktioniert nicht mehr.
Für mich und einige andere kamen viele unangenehme Sachen hoch, die ich dachte, schon aufgearbeitet zu haben.
Mittendrin kam auch mal ein Punkt, an dem ich dachte, dass es besser wäre, das ganze hinzuschmeißen. Einfach Fuck it zu sagen. Aber gleichzeitig war klar, dass das keine Option für mich ist.
2. Mein Körper hat Grenzen und ich muss sie respektieren
Es hat ein paar Wochen gedauert bis ich verstanden habe, dass ich nicht leichtsinnig mit meinem Körper sein darf. Tausend Mal in Chaturanga springen geht irgendwann an die Gelenke, wenn die Kraft nicht ausreichend da ist um die Bewegung zu 100% zu kontrollieren.
In Woche drei habe ich gemerkt, dass die sehr genauen Anleitungen meiner Yogalehrer Sinn machen: Mein Knie, mein Handgelenk und mein Rücken taten weh und ich musste öfter Stunden aussetzen.
Warum? Als Yogis tendieren wir dazu uns immer weiter zu pushen, noch tiefer in die Asana zu gehen. Das geht oft auf Kosten des Körpers. Dabei ist korrekt ausgeführt und gut ausgerichtet weitaus wichtiger, als die Befriedigung des Egos.
3. Intimität zwischen zwei Menschen ist magisch
Wir haben in meiner Ausbildung viel Partner-Tantra-Yoga gemacht. Das sind Übungen mit der Absicht eine tiefere Verbindung und ein höheres Bewusstsein mit einem anderen Menschen aufzubauen.
Dazu haben wir viel Meditationen gemacht, in welchen wir unseren Partnern sehr lange tief in die Augen geschaut oder gleichzeitig unsere Hände auf dem Herzen des anderen gelegt haben.
Die Auswahl der Partner war dabei immer willkürlich und somit war ich oft mit einem Gegenüber konfrontiert, den ich kaum kannte, aber auf einmal eine tiefe Intimität aufbauen musste. Das waren oft irre magische Moment, die gerade ganz schwer in Worte zu fassen sind.
4. Ich liebe meine Freiheit und mein Leben – über alles
Vier Wochen lang 11 Stunden Unterricht am Tag mit einem Tag Pause in der Woche ist ganz schön krass. Besonders für mich. Auch wenn Yoga ein großer Teil in meinem Leben spielt und eine rießige Leidenschaft für mich ist, so war es besonders zum Ende hin eine große Herausforderung null Zeit für mein anderes Leben zu haben und jeden Tag zur gleichen Zeit aufstehen zu müssen (6 Uhr).
In manchen Momenten hat es sich wie damals in meinem (kurzen) 9-5 Leben angefühlt und es war so glasklar, dass ich nie wieder zurückgehen könnte.
Ich liebe meine Freiheit und bin so dankbar dafür, dass ich jeden Tag und jede Stunde so erleben kann, wie ich es will.
5. Menschen überraschen mich immer wieder
Am Anfang sind 25 Menschen einfach nur Haut und Klamotten und eine Stimme. Man selbst ist anonym ohne Geschichte.
Wir beurteilen Leute erstmal nach ihrem Äußeren. Dann Small Talk. Unser Hirn macht dann ein Fazit daraus.
Während den vier Wochen habe ich eine große Gruppe Yogis näher kennenlernen dürfen. Manche davon waren ganz anders und viel faszinierender als ich es nach dem ersten Eindruck angenommen hatte – oft war ich sehr von ihren Geschichten und komplexen Persönlichkeiten fasziniert und überrascht.
Im normalen Leben hätte ich viele davon wahrscheinlich nie kennengelernt – eine Erkenntnis, die mich hoffentlich noch offener im täglichen Leben bei neuen Begegnungen macht…
6. Einen Monat Offline – die Welt geht nicht unter, aber mein Kopf wird freier
Ich habe den Monat abseits des Laptop unwissentlich wirklich gebraucht. Ich dachte eigentlich, dass ich trotzdem ab und dann noch die wichtigsten Sachen machen und Blogposts schreiben würde, aber daran war nicht zu denken:
Die Ausbildung hat nicht nur viel Zeit, sondern auch sehr viel Energie in Anspruch genommen. An Emails und Bloggen war nicht zu denken und ich hatte auch null Verlangen danach, was sehr komisch war. Schließlich habe ich die letzten vier Jahre nichts anderes gemacht die meiste Zeit.
Es war interessant zu beobachten, wie mein Online-Hirn auf Offline umschaltete, wie ich meine Tage anders und präsenter erlebte. Als wie, wenn meine Hirnfrequenzen ganz anders geschaltet sind. Wirklich wie Tag und Nacht.
Mittlerweile ist es mir wahnsinnig wichtig, dass mein Offline-Leben immer Priorität hat. Das bedeutet auch, dass ich effizienter und produktiver werden muss, wenn ich am Laptop bin und mehr bewusste Auszeiten nehme. Ich war immer der Überzeugung, dass mein Online Business und mein Laptop mein großen Leidenschaften sind und daher mein Leben. Aber ich weiß nun, dass mein Leben sooooo viel mehr lebenswert analog ist als digital.
Außerdem spüre ich nicht mehr den Druck viel Zeit am Laptop verbringen zu müssen. Ich habe gesehen, dass mein Business einen Monat lang auch ohne mich funktioniert, dass das Geld trotzdem reinkommt. Das ist sehr beruhigend und bedeutet wohl, dass ich mein Ziel erreicht habe. Danke, Tim Ferriss.
7. Ich muss niemandem was beweisen
Mein Yoga ist mein Yoga und gehört nur mir. Ich muss niemandem zeigen wie toll ich meinen Downward Dog mache und was ich für eine tolle Yogini bin. Oder wie toll ich, Planet Backpack und mein Business ist.
Es ist einfach scheißegal, was andere über mich und mein Leben denken.
8. Ich bin wieder bereit aus meiner Höhle zu kommen
Dieses Jahr war ein emotional sehr anstrengendes Jahr. Da ich sehr mit mir selbst und der Aufarbeitung und Heilung meiner Themen beschäftigt war, war wenig Raum für andere Menschen, Freunde, Business.. Ich war die meiste Zeit mit sozialen Kontakten überfordert, wollte nur noch alleine sein und mich meiner introvertierten Seite hingeben. Yoga, Meditation und Retreats statt Ausgehen und “Spaß haben”.
Seit meiner Yogalehrerausbildung finde ich langsam wieder mein soziales Gleichgewicht und habe Lust wieder mehr aus mir rauszugehen. Ich kann mir vorstellen, dass 2016 ein ganz anderes Jahr wird als dieses…
Yoga war in den letzten Jahren ein großer Lehrer für mich. Die Matte ist der Ort, an dem ich nicht mehr vor mir weglaufen kann. Vier Wochen Ausbildung haben mir die Möglichkeit gegeben, noch näher zu mir zu kommen, mich noch besser kennenzulernen.
Ich bin so happy so viele tolle Erfahrungen während meiner Yogalehrerausbildung gemacht zu haben. Ich werde wohl nie aufhören über mich und das Leben lernen zu wollen.
Die größten Herausforderungen halten die besten Lernlektionen bereit. Und ich werde sie immer wieder aufsuchen, um weiter zu wachsen und um mein Leben tiefer zu erfahren.
Hast du noch Fragen oder Kommentare? Rein damit in die Kommentare!
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