Was kommt als Nächstes? Vor dem MWC2014


Was kommt als nächstes?
 
Gedanken vor dem Mobile World Congress in Barcelona
 
Alle Jahre wieder trifft sich die Mobilfunkwelt in Barcelona beim Mobile World Congress, um sich auszutauschen und die Frage nach dem bahnbrechenden “next thing” zu beantworten. Eingang FIRA

Die Mobilfunkwelt traf sich wieder in Barcelona

Derweilen klagen die Manager: Niedrige Profitabilität, kontinuierliche Umsatzrückgänge, hoher Investitionsbedarf und das fehlende Vertrauen der Kapitalmärkte stellen europäische Telekommunikationsunternehmen vor große Herausforderungen. Trotz allerlei Fortschritten bei der Optimierung der Abläufe (“Prozesse”) und der Geschäftsmodelle sind die Unternehmen noch nicht auf einen “nachhaltigen Wachstumspfad” zurückgekehrt.

Das falsche Patentrezept lautet “Sparen, sparen”, Um langfristig wettbewerbsfähig zu werden, bei allem was scheinbar nur Geld kostet, aber nichts bringt, zum Beispiel beim Personal. Weniger Leute sollen das Gleiche oder mehr leisten.

Diese uns längst bekannte Vorahnung hat nun ein Beratungsunternehmen mit dem Namen “AlixPartners” nach einer Umfrage unter europäischen Telekommunikationsmanagern bestätigt.

Die neuen Sparrunden könnten sich – europaweit gesehen – auf bis zu 100 Milliarden Euro summieren. Gefragt wurden Führungskräfte (C-Level-Manager) europäischer Telekommunikationsunternehmen, rechtzeitig vor dem anstehenden Mobile World-Kongresses in Barcelona.

Kosteneinsparungen und -optimierungen sind nichts Neues, aber die Manager denken, dass ihre Anstrengungen nicht reichen. 95% der befragten Manager aus Deutschland, Frankreich, Italien oder Groß-Britannien planen im den nächsten 1-2 Jahren ein Sparprojekt.

Warum tut man das? Weil man in diesem Jahr erneut und mittlerweile zum fünften Mal in Folge Umsatzrückgänge für die europäische Telekommunikationsindustrie erwartet. Vor allem die Eigentümer (Shareholder) und Investoren erhöhen den Druck auf die Manager, Betriebskosten zu senken und die Profitabilität zu steigern.

Soweit also nichts neues.

Dazu kommt, dass die Netzbetreiber massiv in ihren Netzausbau investieren müssen, sollen die Netze nicht zusammenbrechen, was früher oder später zum drastischen Kundenverlust führen würde. So glauben 56% der Befragten, dass sie weiter investieren und ausbauen müssen, z.B. was LTE (4G) betrifft. Dazu braucht man viel Geld und das muss man sich leihen. Doch die Geldgeber interessiert nicht die gute Netzversorgung, sondern nur, ob sie das ausgeliehene Geld irgendwann zurück bekommen werden und zwar bitte mit Rendite.

Dazu greift die Finanzwelt zu Zahlen und Messverfahren, für manches Unternehmen etwas knifflig, weil keiner so richtig sieht, wie sich das “rentieren” könnte. Ist doch klar: Die Kunden kennen nur eines: Ständig sinkende Preise. Wo ein Anbieter nicht mitmachen will, zieht die Karavane weiter, immer auf der Suche nach dem optimalen Schnäppchen.

Wo die Bedingungen so kritisch sind, kommen manche Unternehmen auf die Idee, sich gegenseitig aufzukaufen, wenn die Politik sie denn läßt.

Aktuell bewegt die mögliche Fusion von o2 und E-Plus die Gemüter, die EU-Kommission hat offenbar – wenn man “Bloomberg” glauben darf, gewisse Bedenken, die Telefonica jetzt ausräumen musss. Die Brüsseler sehen, dass der “Vorleistungsmarkt” für virtuelle Anbieter wie z.B. Lycamobile, Truphone oder SIMquadrat “schwieriger” wird, wenn es in Deutschland nur noch drei Netzbetreiber gibt. Für echte Netzbetreiber bieten virtuelle Anbieter ein hohes “Störpotenzial”, weil sie oft nur mit niedrigen Preisen in den Markt eindringen und somit zu Konkurrenten für die Original-Kunden des Original-Netzbetreibers werden können.

Fusionen sind nichts Neues, aber die Aktivitäten nehmen zu. 2013 wurde z.B. Verizon von Vodafone verkauft, dafür kaufte Vodafone Deutschland die Kabel Deutschland und America Movil möchte bei KPN einsteigen. Andere Beispiele könnten Vodafone/Ono in Spanien, Bouygues/SFR in Frankreich und die bereits erwähnte Fusion von o2/E-Plus sein.

In diesem Zusammenhang gewinnen Kostensenkungsprogramme für die europäische Telekommunikationsindustrie im Rahmen von Maßnahmen der Post Merger Integration (PMI) an Bedeutung, denn zwei Firmen zusammenlegen, ist ein kompliziertes und unter Umständen teures Unterfangen und kann – wenn man alles falsch macht – gewaltig schief gehen und viel Geld kosten, z.B. für Abfindungen oder Schadenersatz.

Bei allen Sparversuchen, in der Praxis geht das oft schief. Da gibt es Widerstände von betroffenen Abteilungen, der Belegschaft, den Betriebsräten, Gewerkschaften oder auf einmal werden neue andere Ziele ausgerufen, das Sparprojekt bleibt liegen.

Michael Dorn, Managing Director und Telekommunikationsexperte bei AlixPartners rät daher die aktuellen, häufig eher kurzfristigen Maßnahmen zur Kostensenkung zu überdenken. Stattdessen sollten Unternehmen versuchen, nachhaltige Kostenreduzierungen zu erzielen, um damit auch die strategischen Voraussetzungen für Umsatzwachstum und nachhaltige Profitabilität zu schaffen.“

Nur was ist nachhaltig?

Die Berater meißeln ihre Ergebnisse in drei wesentliche Punkte:

1. Sie sollten spezifische und realistische Ziele entwickeln: Dazu ist es erforderlich, Kostenstrukturen im Detail zu verstehen und eigene Ziele auf Basis detaillierter Analysen zum künftigen Kostenniveau und zu den vorhandenen Ressourcen der Branche festzulegen.

2. Sie sollten Grundprinzipien des eigenen Geschäftsmodells hinterfragen: Taktische Kosteneinsparungen oder Maßnahmen zur Senkung von Mehrkosten reichen nicht aus. Vielmehr ist erforderlich, neue Wege zu gehen, um die Komplexität von Geschäftsmodellen zu reduzieren. Nur so kann den unterschiedlichen Herausforderungen der kommenden Jahre begegnet werden.

3. Darüber hinaus sollte der Wandel im Unternehmen proaktiv durch das Top-Management angestoßen und im Unternehmen zentral gesteuert werden. Eine Unternehmensvision sollte den Wandel zukunftsgerichtet begleiten.

Sehr richtig erkannt. Man könnte einfach alt gediente gut verdienende Mitarbeiter rauswerfen und deren Wissen und Erfahrung gleich mit. Dann hat man jüngere, vielleicht belastbarere Mitarbeiter, die vielleicht weniger kosten, aber aufgrund der fehlenden Erfahrung treten neue Probleme auf, weil keiner mehr weiss, wie was funktioniert oder woher was kommt und die unzufriedenen Kunden suchen das Weite. So geht es also nicht.

Nehmen wir ein paar Beispiele: Der Discounter Simyo ist “einfach einfach” gestartet, hat sich aber längst in zig Tarifoptionen verheddert, die von der IT nicht immer optimal “abgebildet” werden, um im Manager-jargon zu bleiben, sprich, die aktuellen Tarife sind zu kompliziert und bereiten interessierten Kunden Probleme.

Bei Vodafone ist der Kostendruck extrem. Die neueste Idee: In Deutschland einige hundert oder noch mehr Mitarbeiter zu “motivieren”, “freiwillig” zu gehen, allzuoft wären das genau die Mitarbeiter, denen das Unternehmen am Herzen liegt und die genau wissen, wie es laufen könnte, wenn man sie nur mal machen ließe.

Bei E-Plus und o2 herrscht große Unsicherheit, wer als “Sieger” oder “Besiegter” aus der Fusion hervorgehen könnte, welche Standorte oder Abteilungen bleiben oder dem Sparzwang geopfert werden.

In Österreich hat man bereits von fünf auf drei Netzbetreiber reduziert. Derzeit herrscht bei der neuen Nummer Drei, die wirklich “Drei” heißt (früher Drei und One) ein wenig Durcheinander. Während des Netzzusammenbaues gibt’s Roaming zwischen verschiedenen Konkurrenten, aber das ändert sich offenbar permanent. Konkurrent und Marktführer Telekom A1 hat bei seinen – bislang unglaublich günstigen Tarifen – die Preisschraube angedreht. 70% teurer ist es dort teilweise geworden.

Kein Wunder, dass die allermeisten E-Plus Kunden gerne “unter sich” bleiben und von o2 nichts wissen möchten. Doch dieser Wunsch ist unerfüllbar. Um “mithalten” zu können sind Investitionen ins Netz notwendig, die übertrieben gesagt für 40 Millionen Kunden im Prinzip fast genauso hoch wie für 16 oder 20 Millionen Kunden sind, das Netz soll ja bundesweit auch in der Provinz zur Verfügung stehen.

Schöner wäre sicher, wenn ein neuer Investor sich bei E-Plus oder Telefonica einsteigen wollten und dürfte, doch der wird das nur tun, wenn es sich für ihn lohnt.

Was können wir Kunden tun?

Begreifen, dass das billigste Angebot auf die Dauer sehr teuer werden kann.
Sich ausführlich informieren und mit Gleichgesinnten austauschen, welcher Anbieter was verspricht und auch halten kann.

Was können die Anbieter tun?

Mehr Klarheit mehr Wahrheit. Ehrlich sagen, was gute Netz- und Service-Qualität kostet und die Versprechen dann auch glasklar einhalten. Wenn teuere Anbieter die gleichen Netzprobleme und Funklöcher zeigen und ihre Kunden nicht verstehen mögen, wie die Billigstanbieter aus dem Ramschmarkt, dann ist klar, wohin die Kundschaft pilgert.

Mal sehen, welche Antworten Barcelona geben wird.


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