Nachdem ich die Kommentare zu einigen Beiträgen gelesen habe, kann ich vor allem in Bezug auf einige der letzteren Einträge nur noch traurig den Kopf schütteln. Manche Argumentationen zeigen, dass die Geschichte sich offenbar immer wiederholen muss und man seine Lektionen aus ihr einfach nicht lernen möchte.
Für den Fall, dass bei einigen Lesern jetzt ein großes Fragezeichen vor dem geistigen Auge erscheint möchte ich meine Aussage gerne konkretisieren. Als Beispiel sei folgende Argumentation genannt (welche ausdrücklich nicht meiner Meinung entspricht!): "Wenn die Juden im dritten Reich tatsächlich keine menschenverachtenden, geldgierigen, blutsaugenden Monster gewesen wären und diese Darstellung keine Grundlage in ihrer Religion gehabt hätte, dann hätten sie sich doch offenkundig dagegen zur Wehr gesetzt und gegen diese Darstellung protestiert. Da diese Stimmen aber nicht zu hören waren muss man davon ausgehen, dass an den Beschuldigungen was dran war!"
Ach ja? Könnte es nicht vielleicht sein, dass die Juden im dritten Reich einfach keine mediale Plattform hatten, um gegen solche Beschuldigungen öffentlich Stellung zu beziehen? Es gibt in Deutschland haufenweise Muslime, die sich den ganzen Tag den Mund fusselig reden und die Finger wund schreiben, um uns selbst als Muslime und den Islam als Religion von den Übeltaten sogenannter "Muslime" zu distanzieren. Hat man zuvor schon mal etwas von diesen Muslimen gehört oder gelesen? Nein? Warum bloß nicht?
Es gibt in Deutschland eine Gruppe von Muslimen, welche Kundgebungen im ganzen Land abgehalten haben auf denen sie sich lautstark gegen Terrorismus, Zwangsheirat, Ehrenmorde etc. ausgesprochen haben. Zu jeder dieser Kundgebungen sind (wenigstens!) 20 verschiedene Tageszeitungen und Fernsehsender persönlich eingeladen worden, bei einigen sogar mehr als 100. Ich selber war auf vielen dieser Kundgebungen selbst anwesend und es ist nicht ein einziges Mal auch nur ein Pressevertreter gekommen (außer einmal ein Team von Al Jazeera). Warum ist das so? Hatten alle am gleichen Tag jedes Mal dringend etwas anderes zu erledigen? Merkwürdig….Ich glaube, wenn am gleichen Tag eine Gruppe von Muslimen angekündigt hätte, öffentlich für Terrorismus zu werben, wäre der ein oder andere Schreiberling sicherlich auch ohne persönliche Einladung erschienen.
Stattdessen werden eben diese Muslime bei jeder Gelegenheit in der Presse als „Hassprediger“ bezeichnet. Die gleichen Personen mieten in Bonn eine Halle um einen Vortrag zu halten, indem detailliert erläutert wird, warum Terrorismus im Islam verboten ist. Zwei Tage vor dem Termin wird die bereits gemietete Halle ohne Angabe von Gründen seitens des Besitzers ohne Angabe von Gründen gekündigt. Dann entschließt man sich den Vortrag in Form einer Kundgebung vor der Halle trotzdem zu halten und lädt wiederum unzählige Zeitungen und Sender dazu ein. Aber was soll ich sagen, nicht einer kommt.
Hier drängt sich mir der Verdacht auf, dass man solche Stimmen in der Öffentlichkeit von Muslimen gar nicht hören möchte. Im Gegenteil, statt dessen finden wir in den Zeitungen und im Internet einen Hetzartikel nach dem anderen in denen der Islam pauschal als latent gewaltorientierte, zurückgebliebene Ideologie bezeichnet wird, welche nur dazu dient Frauen zu unterdrücken. Das Ergebnis dessen spüren wir Muslime jeden Tag. Tagtäglich werden unsere Frauen auf der Strasse beschimpft, angespuckt, tätlich angegangen, nur weil sie sich anders kleiden als andere (ich glaube, man möchte diese Frauen wohl dafür bestrafen, dass sie sich unterdrücken lassen, um sie so zu einer Umkehr zu bewegen; so eine Art „erzieherische Maßnahme“…)! Wo ist hier die Presse? Diese Dinge werden totgeschwiegen, so dass wahrscheinlich einige die dies lesen sich denken mögen: „Ach, das sind doch Einzelfälle…“
Nein, nein, nein, das sind eben keine Einzelfälle, schon lange nicht mehr auch wenn man durch fehlendes Echo in der Presse den Eindruck vermittelt. Die meisten muslimischen Frauen von denen ich aus meinem Bekanntenkreis höre haben im Durchschnitt ein- bis zweimal die Woche mit solchen Zwischenfällen zu kämpfen. Je mehr sie ohne Begleitung unterwegs sind, desto öfter. Männer, welche südländisch aussehen und den muslimischen Bart tragen, haben auch immer öfter mit Anfeindungen zu kämpfen.
Deswegen möchte ich an dieser Stelle in aller gebotenen Ernsthaftigkeit an alle Bürger dieses Landes appellieren, welche nicht möchten, dass sich die fremdenfeindliche Hetzjagd des dritten Reichs wiederholt: Wacht endlich auf! Wir sind bereits auf dem besten Wege dorthin! Und offen gestanden kann ich mittlerweile schon gar nicht mehr begreifen, wie man das nicht sehen kann. Es ist erstaunlich, wie leichtfertig sich Menschen gegen andere Menschen aufhetzen lassen, solange sie den Eindruck haben, dass ihr Hass politisch korrekt ist. Die gleichen Leute, die sich fragen, wie die Deutschen unter Hitler sich nur zu solchen Verbrechen haben hinreißen lassen können, wettern noch im gleichen Satz ohne Luft zu holen über das „Islamistenpack“, die ja alle gleich sind und nur Zerstörung im Sinn haben…Was ist bloß los in diesem Land? Da gibt es jede Menge Internetforen in denen man sich ganz offen mit Vorschlägen überbietet, wie man denn die „muslimische Drecksbrut“ am besten massakrieren kann. Bringt man so etwas strafrechtlich zur Anzeige, bekommt man als Antwort einen Verweis auf die allgemeine Meinungsfreiheit. Ist das noch zu fassen?
Liebe Leser, hier läuft etwas ganz gewaltig schief und wer das nicht zumindest sehen möchte, dem sage ich in aller Offenheit: Du machst Dich mitschuldig an diesem Unrecht und an allen Verbrechen, die in der Zukunft auf dem Nährboden dieser Ignoranz erwachsen! Als Muslim stelle ich mich gegen jede Form von Unrecht, egal wer es verübt und egal gegen wen es sich richtet. Das gleiche erwarte ich aber von jedem anderen Menschen auch. Motaha hat sich in seinem Artikel ganz klar gegen das, durch Fr. James angeprangerte, Unrecht ausgesprochen. Seine Ansicht repräsentiert sicherlich die überwältigende Mehrheit der Muslime. Wie kann man dieses Statement nicht anerkennen, nur weil es nicht von Millionen Muslimen öffentlich in den Medien bestätigt wird?
Für alle, die uns Muslimen vorwerfen, dass wir uns nicht lautstark gegen Terror Gewalt etc. ausprrechen, sei an dieser Stelle gesagt: Verschafft uns eine Möglichkeit zu einem öffentlichen Bekenntnis gegen Terror, Gewalt, Zwangsheirat etc., auf irgendeinem großen Fernsehsender oder in irgendeiner deutschen Tageszeitung (möglichst auf den ersten Seiten). Da die Öffentlichkeit ja täglich auf ein solches Bekenntnis wartet, sollte die damit verbundene Story einem jeden Redakteur als Leckerbissen reichen, so dass ein solches Gesuch doch sicherlich erfolgsversprechend wirken sollte. Sobald eine entsprechende Zusage da ist, verspreche ich, dass sowohl ich als auch andere Muslime keine Sekunde zögern werden unsere Ansichten auf diese Weise kund zu tun. Sollten wir als zu wenig repräsentativ erscheinen, biete ich an, die größten und wichtigsten muslimischen Gelehrten der islamischen Welt nach Deutschland zu bringen, um diese Aufgabe an unserer Statt zu erfüllen. Ich freue mich schon darauf.
Bis dahin, Abu Sakinah