Was in den Tiefen von Moria geschah…

Mein Wecker weckte mich um Punkt fünf. Ich konnte es mir nicht leisten mich noch einmal um zudrehen, denn ich wusste, dass ich mich um kurz nach sechs mit Robert in der Stadt treffen würde. Ich stand heute also direkt auf und ging ins Badezimmer um mich zu waschen. Danach legte ich meine schickeste Sonntagskleidung an und machte mir mein Frühstück. Es war nicht besonders ausgiebig, den ich stand unter Zeitdruck. Eigentlich hätte ich um fünf vor halb sechs das Haus verlassen sollen. Tatsächlich schloss ich um fünf nach halb sechs das Gitter hinter mir und machte mich auf den Weg zur Hauptstraße. In meiner Tasche befand sich ein halber Liter Orangensaft und sechs Brötchen, denn ich rechnete damit nicht all zu schnell wieder etwas zu essen zu bekommen. Es war noch dunkel, jedoch konnte ich hinter den Hütten von Mamelodi schon den orangeroten Streifen der aufgehenden Sonne sehen. Ich dachte über den mir bevorstehenden Tag nach. Der Bischof, das Oberhaupt der Zionisten. Ein Bild von ihm und von der heiligen Stadt Moria hängt im Haus eines jeden Mitgliedes. In diese heilige Stadt sollte ich also heute fahren und diesen Bischof sollte ich heute treffen. Aufgeregt war ich nicht, jedoch freute ich mich auf das Ereignis. Als ich schließlich die Hauptstraße erreicht hatte und nach einigem Warten endlich ein Taxi bekommen hatte war es schon kurz vor sechs und ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht pünktlich sein würde. Jedoch war ich der einzige Fahrgast und es stieg auch auf dem ganzen Weg keiner mehr zu, so dass ich überraschenderweise pünktlich um sechs Uhr zehn bei KFC an der Ecke stand und auf Robert wartete. Ich nutzte die Zeit um eines meiner Brötchen zu verdrücken. Nach wenigen Minuten kam Robert an und wir beschlossen zu McDonalds zu gehen. Ich hatte zwar mein Brötchen, jedoch schien mir Robert ziemlich hungrig zu sein. Es war abgemacht, dass Bennitto uns um halb sieben aus der Stadt nach Ga-Rankuwa zu Molefe zu fahren sollte. Um kurz vor halb sieben rief ich ihn also an um ihm mitzuteilen, wo wir uns befanden. Er sagte wir sollten ihm fünf Minuten geben. Um kurz vor sieben war er schließlich da. Trotz dieser enormen Verspätung (mit Molefe war abgesprochen, dass wir um spätestens halb sieben bei ihm sein sollten) kamen wir noch rechtzeitig vor dem Referenten, der uns mit nach Moria nehmen sollte. Dafür mussten wir nicht lange auf ihn warten. Molefe gab mir in der Zwischenzeit ein Tuch mit dem ich meine Schuhe polieren sollte. Außerdem waren unsere Jacken anscheinend nicht gut genug und so gab Molefe uns noch zwei Jacketts.
Schließlich kam der Referent und wir verabschiedeten uns von Florian und Molefe. Ich wunderte mich etwas, den der Referent trug keine Uniform, sondern nur ein weißes Hemnd. Nichtmal den silbernen Stern, das Erkennungszeichen der Zionisten, das normalerweise jederzeit von jedem Mitglied getragen wird, prangte an seiner Brust. Schnell stellte sich heraus, dass der Referent eine angenehme Begleitung war. Extra für uns fuhr er nicht direkt auf die Autobahn, sondern wählte eine Strecke durch verschiedenen Townships und über Landstraßen. Es war sehr schön mal etwas von der Südafrikanischen Natur zu sehen, den bisher hatten wir nur den Weg von Johannesburg nach Pretoria, die Stadt und einige Townships gesehen. Wir unterhielten uns während der Fahrt über verschiedenste Themen und es stellte sich heraus, dass unser Referent ein ganz aufgewecktes Kerlchen war. Kurz bevor wir Moria erreichten machten wir an einer Tanke halt, an der der Referent seine Uniform anzog und Robert und ich noch einen Burger bei Steers aßen. Eine halbe Stunde später haben wir dann endlich Moria erreicht. Der Gottesdienst war zwar schon eine halbe Stunde in Gange, doch bei einer Gesamtlänge von vier Stunden ist die auch nicht mehr so wichtig. Wir fuhren durch Massen von Menschen, ich kann mich nicht erinnern jemals soviele Menschen auf einem Haufen gesehen zu haben, nicht einmal auf den Kirchentagen in Köln und Bremen. Dreieinhalb Millionen Menschen befanden sich im Dorf. Am Welcome Gate gab es einige Probleme, da wir nicht auf der Gästeliste standen. Schließlich durften wir doch hindurch. Vorher mussten wir uns allerdings noch von heiligem Wasser besprengen lassen. Es stellte sich auch heraus, dass unser Essen mit dem Bischof nicht stattfinden sollte. Ob es ein Missverständnis oder ein Fehler war, weiß ich nicht. Jedenfalls hatten wir Spezialplätze in einem Turm direkt neben der Kirche. Diese war viel zu klein für alle und so wurde der Gottesdienst über die Lautsprecher durch das ganze Dorf übertragen. In Sechs verschiedenen Sprachen, alle nacheinander. Nun sitze ich also hier in meinem Turm. Rechts von mir der Referent, vor mir Robert und links von mir ein Weißer mit Mundgeruch. Ich hatte nicht erwartet, dass ich hier andere Weiße zu Gesicht bekommen würde, aber es gibt sie tatsächlich, die weißen Zionisten. Ich sitze jetzt sicher schon zwei Stunden hier und lese mir immer wieder das Programm durch. Der Bischof spricht als letztes. Ich lese mir zum dritten Mal die Liste der VIP-Gäste durch. Und auch beim dritten Durchgang kenne ich nur einen der 150 Namen: Stanley Tshabalala von den Orlando Pirates. Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke es wird der Tshabalala sein der für Bafana spielt. Ich erinnere mich an die WM. Er war der einzige, dessen Namen der Kommentator immer aussprechen konnte.
Der Gottesdienst geht weiter und weiter. Ich sehe mich um. Links von meinem Gebäude steht ein Shop. Er erinnert mich an einen dieser Western Stores, wie ich sie von den Karl-May-Festspielen oder aus amerikanischen Western kenne. Im ganzen erinnert mich das Dorf an so eine kleine gemütliche Westernstadt. Kleine Häuser stehen am Abhang des Berges und wo der Berg aufhört steht ein großes Gäste und Empfangshaus. Es sieht aus wie das Hotel in diesen Westernstädten. Davor ist ein riesiger Platz. Ich schaue aus dem Fenster hinunter. Als wir hergefahren sind war der Platz noch voll von Menschen, jetzt räumen Sicherheitskräfte der Zionisten den Platz. Was dort wohl passieren wird. Ich sitze und lausche dem Gottesdienst. Teilweise bin ich kurz davor ein zu schlafen, wenn der schreckliche Gestank meines linken Sitznachbarn mich nicht immer weiter wachhalten würde. Schließlich neigt sich der Gottesdienst dem Ende zu. Nachdem alle noch einmal auf die Knie gefallen sind um zu beten und einige ihre grunzenden Geräusche zum Besten gegeben haben gehen wir auf die Terrasse. Die Blaskapelle beginnt zu spielen und die Ehrengäste verlassen die Kirche. Der Referent zeigt uns den Sohn des Bischofs und die Menschen die er kennt. Tshabalala ist nicht dabei. Die Massen die um die Kirche herum gesessen haben stehen auf. Wie in der Kirche in Ga-Rankuwa saßen sie nach ihrem Status sortiert. Ich sehe ein Meer von grünen Uniformen, eins von gelben, eins von blauen und eins von beigen. Alle stehen sie und klatschen im Takt der Blaskapelle, die gerade die Kirche verlässt. Sie marschieren zum Hintereingang der Kirche. Es ist nicht nur die Blaskapelle unterstützt wird sie von zwei Reihen Menschen, die scheinbar nur zum marschieren dabei sind. Schließlich kommt der Bischof aus der Hintertür. Seine Grüne Uniform ziert ein Weißes Band. Er hat eine weiße Mütze auf und einen Silbernen Stab in Hand, bereit seine Kapelle zu führen. Der Applaus den er von seiner Kirche erntet ist gigantisch. Unter dem Getöse seiner Anhänger marschiert er über den Platz. Ein, Zwei, Dreimal hin und her. Die Leute sind begeistert. Ich fühle mich unwohl und mir kommt ein unschöner Gedanke: Bilder des Bischofs in jedem Haus? Erkennungszeichen? Uniformen? Marschieren? Hatten wir das bei uns in Deutschland nicht auch mal?


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