"Was ich sicher weiß"

Die amerikanische Talk-Legende Oprah Winfrey hat ein Nachdenkbuch über ihre Lebensweisheiten geschrieben

Sie ist eines der berühmtesten Gesichter des US-Fernsehens: Oprah Winfrey. Mit Smalltalk im Unterhaltungsprogramm hat sie Millionen an den Bildschirmen erreicht. Jetzt folgt der Bigtalk in Buchform. Oprah Winfrey hat auf der Suche nach ihrem wahren Ich ihre wichtigsten Überzeugungen gesammelt und nun in Form eines autobiografischen Lebensratgebers zu Papier gebracht - ein Blick hinein... 

Oprah Winfrey

Was ich vom Leben gelernt habe

Erschienen bei Fischer im August 2015. 256 Seiten kosten in der gebundenen Ausgabe 14,99 €.


Neu ist das alles nicht. Die Texte, die sich in Oprah Winfreys  schmalem Büchlein finden, sind allesamt Kolumnen aus ihrer eigenen Zeitschrift. Diese Kolumne geht auf eine Interview-Frage zurück, die die selten auf den Mund gefallene Vielquasslerin nicht beantworten konnte: "Was wissen Sie sicher?" Winfrey lässt diese Frage keine Ruhe und begibt sich auf eine gefährliche Suche: Auf die Suche nach ihrem wahren Ich. Immer wenn sie an eine der Grundfesten ihres Lebens gelangt, vermisst und dokumentiert sie die gefundene Überzeugung: Konsequent heißen auch die einzelnen Kapitel des neuen Buches so: Freude und Durchhaltevermögen, Nähe und Dankbarkeit, Chancen und Ehrfurcht, Klarheit und Stärke. Das klingt ziemlich abgedroschen. 

Wieder ein Karriere-durch-klare-Kante-Ratgeber? Wieder ein Geheimtipp für den perfekten Tugendmix? Nein, Entwarnung. Das hat Oprah Winfrey nicht nötig. Winfrey hat ausgesorgt, finanziell ebenso wie in Sachen Lebensleistung. Das Buch scheint eher so eine Art Bedürfnis zu sein, wie die früher auch die Show. Ja, im Grunde ist das Nachdenkbuch ist etwas wie die Fortsetzung der Show mit anderen Mitteln: Winfrey lädt nun keine Prominenten mehr ein, um über das Leben zu plaudern, sondern ihre Fans und Leser.  Sie berichtet (wohldosiert) aus ihrer eigenen Lebensgeschichte, warum ihr welche Werte besonders wichtig geworden sind. Dabei lässt sie aber genug gedanklichen Freiraum, damit auch Leserinnen und Leser, die nicht genau die selben Erlebnisse gehabt und Erfahrungen gemacht haben, über ihr eigenes wahres Ich nachdenken können. Winfrey, die sich selbst als ungewollt unter einem Apfelbaum gezeugtes Kind beschreibt und die selbst mit vierzehn Jahren ein Kind hat begraben müssen (es war wenige Tage alt), ehe sie zur Meisterin der Mattscheibe aufgestiegen ist, führt vor Augen, wie man souverän auch mit unangenehmen Entdeckungen auf der Suche nach diesem wahren Ich umgehen kann. 

Und sie erhebt sie nicht aus ihrer Prominentenrolle zur Oberlehrerin.  Auch wenn sie sich ihrer Verantwortung als Vorbild bewusst ist, redet sie von Mensch zu Mensch. Offen bleibt allerdings, warum sie sich in dieser Weise mitteilt. Ein bisschen Show wird schon dabei sein, aber sicher auch ein bisschen der  Mutmacher-Missionseifer einer Frau, die den amerikanischen Traum lebt.

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