Was gibt uns ein Recht auf Leben?

Edgar Dahl © Evelin Frerk

Edgar Dahl © Evelin Frerk

Ich lese im Moment “Die praktische Ethik” von Peter Singer. Das ist wie bekannt das Buch, wegen dem es im Zusammenhang mit der Ethik-Preis-Verleihung durch die GBS viel Diskussionen gab.

Natürlich werde ich das Buch auch rezensieren. Doch eines kann ich mir ersparen: eine Einführung in eine und Erklärung von Singers Moralphilosophie. Das hat nämlich dankenswerter Weise Edgar Dahl heute beim hpd übernommen.

…In seinem Buch “Praktische Ethik” wirft er die Frage auf, weshalb wir zwar allen Menschen, nicht aber auch allen Tieren ein Recht auf Leben zuerkennen. Die übliche Antwort auf diese Frage lautet bekanntlich: “Weil wir Menschen und sie nur Tiere sind!”

Ein einfaches Gedankenexperiment

Wie Peter Singer zeigt, ist diese Antwort philosophisch unhaltbar. Wie sich mit Hilfe eines ganz einfachen Gedankenexperiments zeigen lässt, hat die bloße Tatsache, dass wir der Spezies Homo sapiens angehören, keine Bedeutung. Stellen Sie sich für einen Moment vor, dass die Anthropologen morgen entdeckten, dass alle Menschen mit grünen Augen gar nicht der Spezies Homo sapiens, sondern in Wirklichkeit einer ganz anderen Spezies angehörten. Würde dies bedeuten, dass wir sie ab morgen genauso behandeln dürften wie Rinder, Schafe oder Schweine? Wer „Nein!“ sagt, gibt zu, dass es nicht die bloße Zugehörigkeit zur Spezies Homo sapiens sein kann, die uns ein Recht auf Leben verleiht.

Wenn es aber nicht die Artzugehörigkeit ist, was ist es dann, das uns ein Recht auf Leben gibt? Die Antwort darauf ist gar nicht so schwer. Denken wir für einen Augenblick nur daran, was wir etwa zur Verteidigung derer vorbringen würden, die grüne Augen haben. Wir würden wahrscheinlich sagen: „Gut, vielleicht gehören sie biologisch nicht der Spezies Homo sapiens an, dennoch sind sie moralisch Wesen wie wir. Wie wir, so haben auch sie Hoffnungen, Wünsche und Träume. Wie wir, kennen auch sie Gefühle wie Liebe, Schmerz und Trauer. Und wie wir, wollen auch sie leben und nicht sterben.“

Wenn dies aber die Eigenschaften sind, über die ein Wesen verfügen muss, um ein Recht auf Leben beanspruchen zu können, dann müssen wir das Recht auf Leben konsequenter Weise auch auf Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans, Wale und Elefanten ausdehnen. Denn nach allem, was wir wissen, verfügen auch sie über die genannten Eigenschaften.

Nicht nur nach Singers Auffassung, sondern auch nach allgemeiner Auffassung, kommt der Tatsache, dass wir Mitglieder der Spezies Homo sapiens sind, also keinerlei moralische Bedeutung zu. Nun, „nach allgemeiner Auffassung“ klingt vielleicht etwas übertrieben. Glauben nicht zumindest Christen, dass unsere Artzugehörigkeit zählt, ja sogar ganz entscheidend ist? Nein! Auch Christen machen das Recht auf Leben keineswegs von der Spezieszugehörigkeit abhängig. Wenn sie darauf bestünden, dass ausschließlich Menschen ein Recht auf Leben haben könnten, was würde dann beispielsweise aus den vielen Engeln, dem heiligen Geist oder dem lieben Gott? Nach christlicher Auffassung haben auch diese himmlischen Wesen ganz unbestreitbar ein Recht auf Leben, obwohl sie keine Menschen sind.

Peter Singer hat den Grundgedanken seiner Ethik, das so genannte „Prinzip der gleichen Berücksichtigung von Interessen“, oft auf folgende Weise zusammen gefasst: Wenn wir moralisch handeln wollen, müssen wir bereit sein, nicht nur unsere eigenen Interessen, sondern auch die Interessen anderer zu berücksichtigen, und zwar unabhängig davon, ob es sich nun um die Interessen von Schwarzen oder Weißen, von Männern oder Frauen, von Menschen oder Tieren handelt. Wenn wir unsere Bereitschaft, die Interessen anderer zu berücksichtigen, von ihrer Hautfarbe abhängig machen, machen wir uns des Rassismus schuldig; wenn wir sie vom Geschlecht abhängig machen, machen wir uns des Sexismus schuldig; und wenn wir sie von der Artzugehörigkeit abhängig machen, machen wir uns des „Speziesismus“ schuldig.[...]

Wer begreifen möchte, worum es bei dem Streit geht und weshalb Mißverständnisse (oft aus Unwissenheit, manchmal auch aus Boshaftigkeit) vorprogrammiert sind: lest den Artikel beim hpd!

Nic

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