Nun, was sich nach angeregter Twitter-Konversation gestern noch abspielte, möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten. Das Ganze spielte sich so oder so ähnlich ab: nachdem Paul mir aufgeschwatzt hatte, auch noch die zweite Flasche Aperol zu trinken, dachte ich, dass es an der Zeit wäre, die von Chefarzt vorgeschlagene Maßnahme zur Unterhaltung meiner Nachbarn mittels E-Gitarre durchzuführen. Da fiel mir aber auf, dass ich gar keine E-Gitarre hab. Da mir sowieso recht gefühlsduselig zumute war, kramte ich meine Jutesachen zum zweiten Mal heraus, und besann mich auf shortends Vorschlag, meinen Namen zu tanzen. Zu “In the ghetto” von Elvis. Auf der Dachterrasse. Ich kam aber nur bis A. Dann fühlte sich der freundliche Nachbar von nebenan bemüßigt, seine Balkontür zu öffnen, und mir ein paar neue Worte beizubringen, welche ich sofort in meinen aktiven Wortschatz aufnahm und lauthals rezitierte. Um den Gegenständen auszuweichen, die dann von nebenan herüberflogen (ich hab heute noch mal nachgesehen, war nichts brauchbares dabei, Schuhgröße 44 passt mir einfach nicht), beugte ich mich etwas zu weit über meine Blumenkästen und fand mich, noch immer von Elvis und dem lieben Nachbarn musikalisch untermalt, einen Balkon tiefer wieder. Ich erinnerte mich daran, dass ich ja unbedingt noch einen Baum umarmen wollte, und sah mich suchend um. In Ermangelung eines passendes Objektes wich ich auf die Bepflanzung des nun von mir okkupierten Balkons aus. Es fand sich ein Rosenbusch. Liebevoll umarmte ich jedes dieser welkenden Geschöpfe und sang dazu laut: “Für mich sollt’s rote Rosen regnen!”. Dies rief den Besitzer des Rosenbusches auf den Plan, welcher auch leicht genervt zu sein schien, als er mich im Jutesack des Nachts um 1 in seinen Rosen wiederfand. Er machte eine paar Bemerkungen, welche ich hier nicht wiederholen möchte. Nur so viel: ich war so aufgebracht, dass ich mit dem nächsten Objekt nach ihm warf, das ich greifen konnte. Das war, wie sich im Nachhinein herausstellte, seine Katze. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, war diese unglücklich Verwechslung dem freundschaftlichen Nachbarschaftsverhältnis nicht gerade zuträglich. Als er Anstalten machte, seine ausgewachsene Bulldogge auf mich zu hetzen, entschied ich mich zur Flucht nach vorn. Hektisch den Jutesack zusammenhaltend rannte ich an ihm vorbei durch die Wohnung und steuerte auf seine Wohnungstür zu. Dabei traf mich etwas am Hinterkopf. Ich weiß nicht, was es war, aber es miaute beim Aufprall. Ich musste dann noch einen kleinen Umweg über das Erdgeschoss machen, wo die alte Frau Meier wohnt, die sich freundlicherweise mal bereit erklärt hat, meinen Ersatzschlüssel bei sich aufzubewahren. Nachdem ich eine halbe Stunde geklingelt hatte, machte sie auch endlich die Tür auf. Sie meinte dann, den Schlüssel bräuchte ich ihr nicht mehr wiederzubringen.
Ich hab schon komische Nachbarn.