Was bisher geschah…

Ich habe es mir auf meinem Balkon gemütlich gemacht, den wuchtigen Laptop nach draußen geholt und schaue hinaus auf die hügeligen Wälder. Ein feiner Schleier aus Dunst hängt dort noch vereinzelt in den Baumkronen – in meinem Kopf ein Schleier aus Gedanken.

Nur zwei Wochen ist es her, dass ich von mir hören ließ. Und doch findet sich in diesen zwei Wochen alles an Gefühlen wieder, die mein Leben seit einem Jahr beschreiben. Wie ein kleines Schiffchen auf stürmischer See ging es auf und ab und ab und auf. Jetzt ist die See für den Moment etwas ruhiger. Ich habe diverse Notrufe abgesetzt, mich mit einer Tasse Tee in die Kombüse zurückgezogen, den Gefühlen freien Lauf gelassen und gewartet. Bis das Wasser mir nicht mehr ins Gesicht spritzte, ich wieder Luft holen und wieder meine eigenen Gedanken hören konnte.

Sturm

Mein Beruf hat mich mehr denn je fest im Griff. Zwischenzeitlich war der Druck zu stark, ich musste mich wehren und den Griff lockern. Und doch gehöre ich zu den glücklichen Menschen, die eigentlich jeden Tag gerne zur Arbeit gehen. Aber warum denke ich manchmal beim Einschlafen an “Tu dieses“, “Mach das“? Oder träume gar von den Dingen, die ich schon erledigt habe? Es liegt an dem Griff. Die Hand, die mich da festhält, hat fünf Finger: meine Kollegen, meine Chefs, mein Stress und ja, der Spaß. Nach einem Jahr dort merke ich zunehmend, wie ich immer tiefer in die Materie eindringe, mich sicherer darin bewegen kann. Daher denke ich auch darüber nach. Das war auch schon bei meinen anderen “Jobs“ so – sei es das Studium (und hier die einzelnen Kurse) oder mein Nebenjob. Je sicherer ich wurde, desto mehr wurde es ein Teil von mir. Daher begrüße ich die Gedanken, schiebe sie abends aber mit einem Lächeln sanft zur Seite.

Aus dem Internet hatte ich mich in den zwei Wochen nicht ganz zurückgezogen. Wer mir auf twitter oder instagram folgt, wird das gemerkt haben. Auch habe ich weiterhin auf anderen Blogs kommentiert, sie gelesen… und dabei fiel mir auf: bestimmt 70 Prozent der Beiträge anderer lese ich gar nicht. Ich klicke sie in meiner Leseliste als “mark as read” an.
Die Blogger-Welt ist wie ein erster Schultag. Die neuen Klassenkameraden sehen alle so fremd aus, die vielen verschiedenen Namen, Fächer, Räume und Eindrücke. Doch nach einer Zeit findet man Freunde, geht immer die gleichen Wege und sitzt in den immer gleichen Unterrichtsstunden. Was erregt dann noch meine Aufmerksamkeit? Neuzugänge wollte ich noch nie lesen: ich werde höchstens neidisch, weil ich mir keine Bücher kaufe, aber über deren Neuzugänge erfahre ich ja auch nicht, ob sie ihnen gefallen, ob das Buch etwas für mich wäre. Updates von Challenges interessieren mich auch nicht mehr, ich mache ja selbst nicht mit. Blogtouren sind auch nur interessant, wenn ich das Buch oder zumindest den Autor kenne, das Thema interessant ist. Was bleibt sind Rückblicke, Blog-Vorstellungen und Rezensionen. Bei Letzterem fällt auf, dass es immer wieder eine Welle von Rezensionen zu ein und demselben Buch gibt. Ich lese sie natürlich dann nicht mehr alle. Höchstens zwei oder drei. Aber auch nur dann, wenn ich nicht gleich am Anfang merke: sie meinen alle dasselbe.

Mt. Takao_02

Ich nehme den Blick von den Wäldern, der Dunst hängt dort aber immer noch hartnäckig zwischen den Zweigen. Mein Spiegelbild reflektiert auf dem Bildschirm des Laptop. Und was ist mit mir? Was ist mit meinem Blog? Warum blogge ich und was lesen meine Leser davon? Anhand der Seitenaufrufe lässt sich so etwas nur wage bestimmen. Persönliches scheint gut anzukommen und immer mal wieder ein Buch, das generell sehr beliebt ist. TAGs werden auch überrascht gerne gelesen.
Ich blogge gerne, weil ich schon immer gerne meine Gedanken niedergeschrieben habe. Darum werde ich damit nicht aufhören. Die ersten Tage nach der angekündigten Blogpause fühlte ich mich dennoch befreit. Ich konnte morgens ein paar Minuten länger liegen bleiben, denn ich musste keinen Wochenrückblick oder eine Rezension schreiben. “Müssen“… ja, ich musste. Für mich. Und es hatte sich auch ein Stück weit von alleine so eingeschlichen. Diese Regelmäßigkeit: montags Wochenrückblick, dienstags Montagsfrage, mittwochs oder donnerstags eine Rezension. Ich “musste“ das so machen, weil ich in meinem Leben Struktur brauche. Sonst fühle ich mich unsicher, haltlos und werde nachlässig. Für alles gibt es einen groben Plan, von dem ich natürlich auch einmal abweichen kann, aber er liegt immer griffbereit da, falls ich die Orientierung wieder verliere.

Ich klappe den Laptop zu, lehne mich in meinem Balkonsessel zurück und lächle. Ich blogge wieder und das ist schön. Meine See des Lebens ist ruhiger, die Insel namens Urlaub naht, der Arbeitsgriff hat einen angenehmen Druck und meiner Familie geht es den Umständen entsprechend gut. Ich recke mit geschlossenen Augen mein Gesicht der Sonne entgegen und atme die noch kühle, klare Luft ein: so kann es weitergehen.


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