Was bedeutet Sektorkopplung für die Wärmewende?

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Sektorkopplung braucht FlexibilitätWärmespeicher und Wärmenetze als zentrale Bausteine einer flexiblen Strom- und Wärmeversorgung, Grafik: Agentur für Erneuerbare Energien

Bei Diskussionen über die Energiewende im Wärmesektor ist viel von der Sektorkopplung die Rede. Grob gesagt, bedeutet es, dass künftig mehr Strom aus erneuerbaren Energien für die Wärmeversorgung genutzt werden soll. Es gibt dann die Schlagworte Wärmepumpe, Power to Gas oder Power to Heat. Diese kommen künftig aus zwei Gründen mehr zum Einsatz. Zum einen muss der Beitrag des Wärmesektors zum Klimaschutz  mit einem höheren Anteil an erneuerbaren Energien deutlich steigen. Und dann braucht die zunehmende Einspeisung von Strom aus Solar- und Windenergie neue Anwendungen des Stroms in anderen Bereichen, wie Wärme und Verkehr. An der Verknüpfung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr wird künftig also kein Weg vorbei führen. Was bedeutet diese Sektorkopplung? Ich habe mir einige Definitionen und Betrachtungen des Themas angesehen.

Energiesystem der Zukunft braucht Effizienz und Flexibilität

Die Agentur für Erneuerbare Energien AEE sieht Effizienz und Flexibilität als die zentralen Anforderungen an das Energiesystem der Zukunft. Dies ist das Ergebnis einer Metaanalyse „Zusammenspiel von Strom- und Wärmesystem“, die 32 wissenschaftliche Studien und Datenquellen von führenden Instituten untersucht und vergleicht.

„Die 27-seitige Metaanalayse zeigt, dass zukünftig eine verstärkte Nutzung von Strom zur Wärme- und Kälteversorgung eine Schlüsselrolle für das Gelingen der Energiewende spielt“, erklärt Nils Boenigk, stellvertretender AEE-Geschäftsführer.

Damit Wind- und Solarstrom fossile Energieträger in der Wärmeversorgung ersetzen können, muss großer Wert auf Effizienz und Flexibilität der neuen Anwendungen gelegt werden, um den Stromverbrauch nicht unnötig in die Höhe zu treiben, so die Erkenntnis der AEE. Laut der Metaanalyse können hierbei Wärmenetze und Wärmespeicher eine wichtige Rolle spielen. Sie helfen, Schwankungen bei der Stromproduktion auszugleichen und verschiedene Strom- und Wärmeerzeuger effizient einzubinden.

Allerdings sind neue Anreize und wirksamere Instrumente notwendig, damit künftig mehr in Gebäudesanierung, in erneuerbare Wärmetechnologien, sowie in Modernisierung und Ausbau von Wärmenetzen und -speichern investiert wird.

dena: „integrated energy“ statt Sektorkopplung

Für die Deutsche Energie-Agentur dena ist das Zusammenspiel der verschiedenen Teile und Sektoren des Energiesystems maßgeblich für das Gelingen der Energiewende. Es geht dabei um die optimale Nutzung und Integration des Stroms aus erneuerbaren Energien. Im Wärmesektor sieht die dena viele sektorenübergreifende Ideen und Geschäftsmodelle.

Die dena sieht in der Sektorkopplung nicht nur die Verbindung verschiedener Bereiche des Energiesystems. Daher verwendet sie den Begriff „integrated energy, das ein Energiesystem beschreibt, indem alle Teile aufeinander abgestimmt werden können. Dazu gehören die Betrachtung unterschiedlicher Märkte und Infrastrukturen, wie auch vor allem „bisherige Barrieren zwischen Sichtweisen, Märkten, Akteuren, Branchen oder Infrastrukturen zu überwinden“.

10 Thesen des BDEW zur Sektorkopplung

Sektorkopplung sorgt für mehr Flexibilität im Energiessystem, das ist eine der Grundaussagen aus den zehn Thesen des BDEW zur Sektorkopplung. Die Definition des BDEW ist damit sehr lang geraten:

Sektorkopplung ist die energietechnische und energiewirtschaftliche Verknüpfung von Strom, Wärme, Mobilität und industriellen Prozessen sowie deren Infrastrukturen mit dem Ziel einer Dekarbonisierung bei gleichzeitiger Flexibilisierung der Energienutzung in Industrie, Haushalt, Gewerbe/Handel/Dienstleistungen und Verkehr unter den Prämissen Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit.

Zu den zehn Thesen gehören z.B. die Schaffung eines Level Playing Fields, also gleiche Ausgangsbedingungen für alle Technologien, Abbau von Hemnissen zur Nutzung von Überschussstrom, Technologie- und Innovationsoffenheit und die Betrachtung von sozialpolitischen Aspekte im Gebäudebereich. Auch die Gas- und Wärmenetzinfrastruktur wird weiter eine wesentliche Rolle spielen.

Und die Bundesregierung?

Aus unterschiedlichen Quellen kommen Aussagen zur Bedeutung der Sektorkopplung für die Dekarbonisierung und für eine erfolgreiche Energiewende. Doch von der bisherigen Bundesregierung kommen nur schöne Worte, Absagen und Hindernisse als Unterstützung der Sektorkopplung. Weiterhin setzt man auf Abreglung statt Nutzung von Strom oder lässt negative Strompreise an der Strombörse zu.

Schon in 2016 hat Frank Urbansky berichtet von Rainer Baake, Staatssekretär im BMWi, der Technologien, die „wertvollen Ökostrom zur Wärmeerzeugung nutzen“ nicht unterstützen möchte. Im Mai 2017 kritisierte der Fachanwalt Martin Maslaton in einem Beitrag für den Tagesspiegel, dass die aktuellen Gesetze „die Nutzung von Überschussstrom in der Wärmeversorgung oder im Verkehr nahezu unmöglich mache“.

In der kommenden Legislaturperiode ist notwendig, dass die Flexibilisierung mehr Chancen erhält. Die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität müssen zusammen wachsen können. Dann schaffen wir auch eine echte Energiewende.


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