Darüber reden wir ungern. Über unsere eigene Begrenztheit. Im Zeitalter von “Alles ist möglich” und “Höher, schneller, weiter”. Aber – im Grunde genommen sind wir alle ziemlich begrenzt – unsere Haut als Grenze unseres Körpers und letztlich durch den Tod als Grenze unseres Lebens. So ist das. Und letztlich ist es eine wohltuende Erfahrung, wenn wir unsere Grenzen akzeptieren und mit ihnen leben. Darauf achten, was an der Grenze unseres Körpers passiert. Dort beginnt dann das “Du” – unsere Umwelt. Und genau an dieser Grenze begegnen wir anderen Menschen, reiben uns an ihnen und ihren Grenzen und kommen so in den Kontakt. Über unsere eigene Be-Grenzung in den Kontakt mit den Grenzen der anderen.
Was würde ich tun, wenn ich akzeptiere, dass ich begrenzt bin?
Gute Frage – vielleicht sorgsamer mit mir umgehen. Meine Grenzen häufiger beachten, anstatt nochmals eine Schippe drauf zu legen und noch mehr Gas zu geben. Dann würde ich vielleicht bemerken, dass ich mehr Ruhe benötige, als ich sie mir die letzten Jahre gegönnt habe. Dann würde ich vielleicht auch bemerken, dass mich etwas oder jemand verletzt, an meiner Grenze. Gleichzeitig auf die Bremse treten und schauen, wie ich darauf reagieren würde, wenn ich mir die Zeit dazu gebe. Anstatt “Passt schon” zu murmeln und einfach weiter zu machen.
Natürlich ist das ein zweischneidiges Schwert: Wenn ich mehr auf meine Grenzen achte, dann bemerke ich auch mehr Grenzverletzungen. Und je mehr ich diese bemerke, desto öfter könnte es mir in den Sinn kommen, darauf zu reagieren. Mich abzugrenzen. Oder verstärkt mich dem Kontakt auszusetzen, mich mit meinen Empfindungen und Emotionen an denen des anderen zu reiben. Um manchmal festzustellen, dass es nicht mehr passt, dass ich mich verändern muss. Das ist der unbequeme Teil daran. Und manchmal merke ich über meine Grenzen meine Lebendigkeit, dass ich mehr lebe und mehr spüre. Das ist der schöne Teil der Geschichte. Denn irgendwie sind wir alle begrenzt – ob wir es wahrhaben wollen oder eben nicht.