© ehaurylik – Fotolia.com
In den Jahresrückschauen der Unternehmen hat eine Floskel jetzt Hochkonjunktur:
“Das Jahr ist wieder wie im Fluge vergangen”
Ja, wie kann das denn sein? Jedes Jahr hat doch dieselbe Anzahl an Tage und für alle Menschen gleich, doch wir haben das Gefühl, immer schneller im Hamsterrad zu laufen und insbesondere in der Weihnachtszeit kommen wir fast gar nicht mehr zur Ruhe. Und das, obwohl wir immer mehr Zeit angeblich sparen und produktiver mit neuen Techniken arbeiten.
In der Kindheit ist die Zeit bis zu den Geschenken fast unendlich lang, das liegt natürlich auch daran, was wir als Kinder noch an Lebensjahren vor uns haben. Kein Wunder, dass für uns Erwachsene die Zeit gefühlt so schnell vergeht, weil wir einfach auf der Messlatte immer weniger Restzeit verbuchen können.
Doch wir müssen diese Zeit ja nicht einfach so verstreichen lassen und mehr oder weniger ungenutzt uns von den äußeren Umständen hertreiben lassen wie das Herdenvieh. Wer sich Rituale bewahrt, mit Freunden auf den Weihnachtsmärkten verweilt, leckere Kekse aus der Backstube gemeinsam mit der Familie oder Freunden zaubert, Fondueabende zelebriert, der versteht nicht nur das Leben zu genießen, sondern die Zeit auch ein klein wenig anzuhalten bzw. weniger schnell laufen zu lassen. Denn die Kunst liegt darin, dem einzelnen Tag wieder eine besondere Bedeutung, ein Erlebnis zu geben, dadurch rieseln die Sandkörner wieder langsamer durch die Sanduhr.
Die Geschenkeorgie haben wir zu Weihnachten einfach schon viel zu oft erlebt im gesetzteren Alter, es hat nicht mehr dieselbe Spannung wie in der Kindheit, deshalb müssen wir einfach wieder sinnvoller und schöner schenken, den anderen wieder richtig überraschen oder uns an anderen Kleinigkeiten und gemeinsamen Unternehmungen wieder erfreuen lernen.
Ein weiterer Grund für den schnellen Verlauf der Zeit ist, dass wir heute einfach unendlich viele Möglichkeiten haben uns zu beschäftigen oder etwas auf eine gewisse Art und Weise zu erledigen. Wenn wir ein Geschenk für jemanden suchen, dann gehen wir nicht einfach nur in den örtlichen Dorfladen, wir können die ganzen Läden der Stadt durchforsten und dazu das worldwideweb. Und dann noch der Gedanke, wenn ich mich denn für ein Geschenk entschieden haben, wo bekomme ich es denn am günstigsten oder sollte ich darauf achten, wo ich es am fairsten gehandelt bekommen, weil ich ein soziales Gewissen habe? Oder wo werde ich am freundlichsten bedient und welcher Laden liegt auf meinem Weg? Wo sind die Versandkosten am niedrigsten? Fragen und Informationsflut, wohin man auch schaut. Das alles frisst unsere Zeit.
Eine weitere Möglichkeit der Entschleunigung ist die Stille, Meditation, eine Tee- oder Kaffeepause, bewusst und in Ruhe vorgenommen, der Blick ins Aquarium oder aus dem Fenster, das Beschäftigen mit Kindern oder einfach mal ein paar Minuten ziellos vor sich hinträumen.
Allerdings müssen wir diese Momente der Stille uns auch zutrauen. Denn allzuoft neigen wir dazu uns mit äußeren Reizen weiter zu überfluten, dem Radio, TV, Smartphone checken, nur um nicht in der Stille ganz bei uns zu sein, denn wir wissen nicht, was da bei uns tief im Inneren hochkommt, wenn wir die Ruhe selbst sind. Dabei erfährt man so auf direkte Art, was einen umtreibt und welche Themen die Seele beschäftigen und wenn man sich den Ängsten stellt, dann kann man sie auch bekämpfen und in positive Energie verwandeln.
In dem Sinne, viel Erfolg beim Entschleunigen und schreibe gern Deine Kommentare, wie Du Dich entschleunigst und die Zeit erfolgreich anhälst.