Weil es nicht um die Atomkraft geht. Die mit Hilfe von China aufzubauenden Atomkraftwerke sind nur gefährliches Beiwerk. Kaum vorstellbar, dass eine konservative britische Regierung freiwillig von der kommunistischen Partei Chinas geführte Unternehmen zu Investitionen mitten in das Herz der strategisch lebenswichtigen Energie-Infrastruktur des Landes einlädt. “Dier nukleare Deal zwischen Britannien und China vollzieht sich gegen den Rat der Geheimdienste, des Militärs und der US-Regierung”, schreibt Jeffrey Henderson von der Webseite “The Conversation”. Da steckt etwas anderes dahinter, vermutet Henderson.
In Wirklichkeit geht es um das in London tätige Finanzkapital. Es hat etwas zu tun mit einer Londoner Institution, die im Jahr 1571 gegründet wurde. Das sogenannte Remembrancer-Amt, das als Kommunikationskanal zwischen dem Parlament und der britischen Finanzindustrie in der City fungiert. Henderson schreibt dazu:
“Auf Anhieb könnte man nicht vermuten, dass es eine Verbindung zwischen den chinesischen Unternehmen, die Atomkraftwerke in Britannien ab 2020 bauen und betreiben werden und einem seltsamen Amt, das im Jahr 1571 gegründet wurde, gibt. Aber die Tatsache, dass dem Remembrancer, einem Repräsentanten der City of London Corporation, erlaubt wird, an Parlamentsdebatten teilzunehmen und sie zu beeinflussen, sagt viel aus über Britanniens Prioritären. Wenn es um Wirtschafts- und Finanzpolitik geht ist der Remembrancer da, um sicherzustellen, dass unsere Repräsentanten daran erinnert werden, dass die Bedürfnisse der Finanzindustrie oberste Priorität haben. Die fast unsichtbare Hand des Remembrancer scheint kürzlich dabei mitgewirkt zu haben, dass Britanniens Infrastruktur für chinesische Staatsbetriebe zugänglich wurde.”
Ales für London, dort wo die wirtschaftliche, kulturelle und politische Macht des Landes konzentriert ist. Henderson begründet das damit, dass die britischen Eliten ein Klüngel sind, die alle dieselben Privatschulen und Universitäten besucht haben und auch in denselben sozialen Netzwerken sich bewegen. “Der Staat hat eine strukturelle Neigung dahingehend entwickelt, die Interessen der Londoner Eliten über alles zu stellen”, stellt Henderson fest. Das habe dazu geführt, dass die gehätschelte Finanzindustrie in den letzten Jahren einen Hang zu globaler Spekulation, dem sogenannten “Casino-Kapitalismus”, entwickelt habe. Das britische Kabinett bestand 2012 nach einer Statistik des “Telegraph” zu 62% aus sehr reichen Individuen, die ihr Geld in Finanz- und Grundstücksspekulationen angelegt hatten. Die Zahl dieser sehr reichen Regierungsmitglieder dürfte sich im neuen Kabinett nochmals erhöht haben. Zudem werde die konservative Partei von Hedge-Fonds und anderen Finanzdienstleistern der City gefördert.
Warum hat also die britische Regierung nicht versucht, die Investition in neue Atomkraftwerke mit Partnern aus andern Ländern durchzuführen? Henderson dazu: “Die Entscheidung für China, anfangs mit EDF in Hinkley Point und danach alleine bei Bradwell und Sizewell, macht nur Sinn, wenn es als Teil der zuvor angekündigten Vereinbarung über Finanzdienstleistungen gesehen wird. Britanniens und Chinas Übereinkunft über eine Echtzeit-Verbindung zwischen der Börse in Shanghai und London bietet der City eine verlockende Aussicht auf eine glorreiche Zukunft, da erwartet wird, dass China’s boomende Wirtschaft ein historisch einmalige Ausweitung der Finanzdienstleistungen ermöglichen wird.”
Auf der einen Seite also goldene Aussichten für ohnehin schon reiche Briten und Spekulanten und auf der andern Seite das atomare Risiko für die Bürgerinnen und Bürger. Gleichzeitig verkauft die britische Regierung ihre Infrastruktur an ein Land, das zuvor als ein gefährlicher Gegner galt. Das lässt wieder einmal den Schluss zu, dass Geld blind macht. Die einzigen Gewinner werden die Finanzspekulanten und ihre reiche Kundschaft sein, dessen ist sich Henderson sicher. Sollte die Geldgier in einem neuen Finanzdesaster enden, dann sitzen die Verursacher wieder einmal gut versorgt in ihren Villen.
Informationsquelle
Britain’s nuclear deal with China is a boon for bankers – and no one else
The Remembrancer
In Wirklichkeit geht es um das in London tätige Finanzkapital. Es hat etwas zu tun mit einer Londoner Institution, die im Jahr 1571 gegründet wurde. Das sogenannte Remembrancer-Amt, das als Kommunikationskanal zwischen dem Parlament und der britischen Finanzindustrie in der City fungiert. Henderson schreibt dazu:
“Auf Anhieb könnte man nicht vermuten, dass es eine Verbindung zwischen den chinesischen Unternehmen, die Atomkraftwerke in Britannien ab 2020 bauen und betreiben werden und einem seltsamen Amt, das im Jahr 1571 gegründet wurde, gibt. Aber die Tatsache, dass dem Remembrancer, einem Repräsentanten der City of London Corporation, erlaubt wird, an Parlamentsdebatten teilzunehmen und sie zu beeinflussen, sagt viel aus über Britanniens Prioritären. Wenn es um Wirtschafts- und Finanzpolitik geht ist der Remembrancer da, um sicherzustellen, dass unsere Repräsentanten daran erinnert werden, dass die Bedürfnisse der Finanzindustrie oberste Priorität haben. Die fast unsichtbare Hand des Remembrancer scheint kürzlich dabei mitgewirkt zu haben, dass Britanniens Infrastruktur für chinesische Staatsbetriebe zugänglich wurde.”
Ales für London, dort wo die wirtschaftliche, kulturelle und politische Macht des Landes konzentriert ist. Henderson begründet das damit, dass die britischen Eliten ein Klüngel sind, die alle dieselben Privatschulen und Universitäten besucht haben und auch in denselben sozialen Netzwerken sich bewegen. “Der Staat hat eine strukturelle Neigung dahingehend entwickelt, die Interessen der Londoner Eliten über alles zu stellen”, stellt Henderson fest. Das habe dazu geführt, dass die gehätschelte Finanzindustrie in den letzten Jahren einen Hang zu globaler Spekulation, dem sogenannten “Casino-Kapitalismus”, entwickelt habe. Das britische Kabinett bestand 2012 nach einer Statistik des “Telegraph” zu 62% aus sehr reichen Individuen, die ihr Geld in Finanz- und Grundstücksspekulationen angelegt hatten. Die Zahl dieser sehr reichen Regierungsmitglieder dürfte sich im neuen Kabinett nochmals erhöht haben. Zudem werde die konservative Partei von Hedge-Fonds und anderen Finanzdienstleistern der City gefördert.
Warum hat also die britische Regierung nicht versucht, die Investition in neue Atomkraftwerke mit Partnern aus andern Ländern durchzuführen? Henderson dazu: “Die Entscheidung für China, anfangs mit EDF in Hinkley Point und danach alleine bei Bradwell und Sizewell, macht nur Sinn, wenn es als Teil der zuvor angekündigten Vereinbarung über Finanzdienstleistungen gesehen wird. Britanniens und Chinas Übereinkunft über eine Echtzeit-Verbindung zwischen der Börse in Shanghai und London bietet der City eine verlockende Aussicht auf eine glorreiche Zukunft, da erwartet wird, dass China’s boomende Wirtschaft ein historisch einmalige Ausweitung der Finanzdienstleistungen ermöglichen wird.”
Auf der einen Seite also goldene Aussichten für ohnehin schon reiche Briten und Spekulanten und auf der andern Seite das atomare Risiko für die Bürgerinnen und Bürger. Gleichzeitig verkauft die britische Regierung ihre Infrastruktur an ein Land, das zuvor als ein gefährlicher Gegner galt. Das lässt wieder einmal den Schluss zu, dass Geld blind macht. Die einzigen Gewinner werden die Finanzspekulanten und ihre reiche Kundschaft sein, dessen ist sich Henderson sicher. Sollte die Geldgier in einem neuen Finanzdesaster enden, dann sitzen die Verursacher wieder einmal gut versorgt in ihren Villen.
Informationsquelle
Britain’s nuclear deal with China is a boon for bankers – and no one else
The Remembrancer