Warum schlecht nicht schlecht ist

Natürlich ist es irgendwie unfair “The Gathering” mit anderen Folgen von Clone Wars zu vergleichen und dann zu behaupten sie wäre schlechter als diese. Denn sie ist nicht schlechter – sie ist nur anders und sie hat das Problem – um Prinzessin Leia zu zitieren – zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.

Kurz zur Erinnerung: Diese Episode wurde gemeinsam mit ihren drei Nachfolgern  (in einer zu einem 88 Minuten langen Film zusammengeschnittenen Version) auf der CVI unter die Titel “Young Jedi” gezeigt. Erwachsene waren zu dieser Vorstellung nur zugelassen, wenn sie in Begleitung eines Kindes kamen.

Lucasfilm selbst machte um die Sache rechte wenig Wind, erklärte im Vorfeld weder, warum man diese Geschichte zeigte, noch gab es anschließend irgendwelche Befragungen, um die Reaktion der Zuschauer zu erheben. Trotzdem hielt sich das Gerücht, dass “Young Jedi” quasi ein Versuchsballon für eine neue Serie von Lucasfilm sei, die zwar zeitgleich zu Clone Wars spielte, jedoch auf ein deutlich jüngeres Publikum zugeschnitten sei und möglicherweise auch parallel zu CW laufen könnte.

Nun, falls das geplant war, so haben die Macher der Serie in der Zwischenzeit offensichtlich ihre Meinung geändert, denn die “Young Jedi” Geschichte wird nun als Teil von Staffel 5 gezeigt und einmal mehr wurde dafür sogar die vorgesehene Ausstrahlungsreihenfolge geändert. Es scheint fast so, als kehre Clone Wars wieder zu jenem Muster zurück, das man im Prinzip seit Staffel 3 verfolgt, nämlich in der ersten Saisonhälfte die nicht ganz so starken Folgen zu zeigen und sich die richtigen Hämmer (in diesem Fall Death Watch, Black Sun, Sidious gegen Maul und Opress) für die Folgen 12 und folgende aufzuheben.

Die “Integration” in Clone Wars bedeutet aus meiner Sicht jedoch auch nicht zwingend, dass irgendwann nicht doch eine eigene Serie daraus werden könnte, speziell jetzt wo Disney an Bord ist.

Doch wenden wir uns der Folge selbst zu: Ahsoka übernimmt hier zum dritten Mal in der Serie, nach ihrer Mission nach Mandalore und ihrem unfreiwilligen Fieldtrip auf der Flucht vor (bzw. Jagd nach) den Trandoshianern (beides Staffel 3) erneut die Rolle der Lehrerin. Hier besteht ihre Aufgabe darin 5 Jünglinge nach Illum zu bringen, damit sich diese dem titelgebenden “Gathering” stellen. Dabei geht es darum, einen Cyber-Kristall zu finden und in weiterer Folge daraus sein erstes “echtes” Lichtschwert zu konstruieren (nach den Übungsschwertern, die die Jünglinge zuvor verwendet haben).

Warum schlecht nicht schlecht ist

Ahsoka und ihre “Klasse”

Wer Dan Wallace’ “Buch der Jedi” gelesen hat, wird bemerken, dass darin von einem Ritual namens “Gathering” nichts zu finden ist. Zwar wird die Suche nach dem Kristall für das Lichtschwert und die anschließende Konstruktion dort ebenfalls beschrieben, jedoch erfolgt diese Prozedur erst, nachdem aus einem Jüngling bereits ein Padawan geworden ist. Vermutlich hat man diese Regeln in den Klonkriegen jedoch gelockert, da man aus Mangel an neuen Jedi gezwungen war, die Sache etwas zu beschleunigen (Tom Kane erwähnt so etwas in der Art auch in seiner einführenden Erklärung).

Jedenfalls reist Ahsoka mit den 5 Jünglingen nach Illum, einem äußert unwirtlichen Eisplaneten, in dessen Innerem blaue und grüne Kristalle für Lichtschwerter wachsen (Sith hätte hier also keine Freude, aber die machen das mit dem Lichtschwertbau ja ohnehin ganz anders).

Wer sich ein bisschen mit dem EU auskennt, dem wird der Name Illum nicht fremd sein. Er taucht in TOR auf, ebenso wie in der “Jedi Quest” und später in der “Last of the Jedi” Reihe und nicht zuletzt auch in der Clone Wars Micro-Serie. Bezeichnenderweise erwähnt Dave Filoni diese in seinem Kommentar zur Folge jedoch mit keinem Wort, denn die Micro-Serie ist bei Lucasfilm ja in Ungnade gefallen und bestenfalls nur noch am Rande Cannon.

Und Filoni gönnt uns im Gegensatz zu Genndy Tartakovsky, der mit “Snow Bunny Padme” eine wenigstens ansatzweise Nachfolgerin für Leia im Bikini schuf keine “Snow Bunny Ahsoka”, denn diese trägt zu Schutz gegen die Kälte einfach einen recht unförmigen Mantel, darunter aber offenbar ist Standard-Outfit.

Warum schlecht nicht schlecht ist

Ein Padawan in Eis und Schnee

Die fünf Jünglinge machen sich also auf die Suche nach den Kristallen und hier entwickelt diese Folge – so absurd das vielleicht auch klingen mag – eine gewisse Ähnlichkeit zu den Muppet Babies (bei denen es übrigens eine echt gelungene SW Parodie gibt): jede Geschichte dieser Serie hatte eine gewisse moralische Botschaft. Diese leitete sich üblicherweise aus dem Wesen einer der Figuren und ihrem gezeigten Verhalten, ihren Stärken oder Schwächen ab. So ging es beispielsweise darum, jemanden anderen nicht niederzumachen, nur weil der anders war als die anderen, andere nicht zu verpetzen, um selbst besser dazustehen, oder dass man Vieles wesentlich besser und einfacher erreichen kann, wenn man gemeinsam und nicht alleine agiert.

Jeder der fünf Jünglinge in “The Gathering” verfügt nun auch über spezifische Stärken und Schwächen und die Botschaft dieser Folge ist, dass man sich den eigenen Schwächen stellen und sie überwinden muss, um sein Zeit (hier eben das Finden der “richtigen” Kristalle) zu erreichen, Wobei sich herausstellt, dass weniger der Schüler seinen Kristall findet, als dass sich der Kristall seinen neuen Besitzer wählt.

Warum schlecht nicht schlecht ist

Der wohl kälteste Jedi Tempel der Galaxis

Die Handlung selbst ist somit ziemlich schnell ziemlich vorhersehbar und es wird rasch klar, was jeder Jüngling tun muss, um zu seinem Kristall zu gelangen. Und deshalb ist diese Folge für mich auch die schlechteste der bisherigen Staffel. Wäre dies eine eigene Serie außerhalb von Clone Wars, die bewusst auf junge Zuseher zugeschnitten ist, so würde ich diese sicher anders sehen, denn ich bin überzeugt, dass sie absolut einen pädagogischen Wert hat (und Lucas zweites großes Steckenpferd neben dem Erzählen von Geschichten war immer schon die Vermittlung von Bildung und Werten – siehe die “Young Indy” Serie oder die George Lucas Education Foundation). Da diese Folge aber nun eben (leider) als Teil von Clone Wars ausgestrahlt wurde, muss ich sie eben auch in diesem Kontext bewerten und (bis zu einem gewissen Grad) als “schlecht” beurteilen, auch wenn sie dies in einem anderen Licht betrachtet nicht ist.

Was es sonst noch zu erwähnen gibt:

  • Die Symbole auf dem Boden des Jedi Tempels von llum sind die gleichen, die wir auch schon in der Mortis Trilogie gesehen haben. Damit soll wohl das Gleichgewicht zwischen der hellen und der dunklen Seite der Macht ausgedrückt werden. Ganz nebenbei hat auch Christian Taylor sowohl die Mortis Folgen als auch diese hier geschrieben.
  • Apropos Mortis: in dieser Geschichte sahen wir eine mögliche zukünftige Version von Ahsoka, hier sehen wir sie als “Kleinkind”, das von Plo Koon “entdeckt” wird. Absolut putzig (ja, im Ernst!)
  • Ich frage mich wie Yoda in den Tempel gelangen konnte. Ahsoka und die Jünglinge mussten erst mühsam Tonnen von Eis mit der Macht beiseite schaffen um Eintritt zu erlangen, aber vermutlich hat der Tempel auch einen einfacher zu erreichenden Seiteneingang für Jedi Meister.
  • In gewisser Weise erinnern die Höhlen im Inneren von Illum an jene von Dagobah. Nicht  optisch natürlich, aber in beiden findet man, was man dorthin mit hinein nimmt. Ich hätte es nett gefunden, wenn einer der Schülter eine solche Frage gestellt und Yoda so etwas in der Art geantwortet hätte.
  • Der Mechanismus zum Schmelzen des Eistores könnte auch aus einem Indiana Jones Film stammen.
  • Man sieht die Atemwölkchen der einzelnen Personen – ein nettes Gimmick, das einmal mehr zeigt, wie fortgeschritten die Visualisierung der Serie inzwischen geworden ist.

Die obigen Bilder und noch viele mehr gibt es wie immer auf meiner Fickr Seite.


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