Warum scheitert mit schöner Regelmässigkeit die Nischenstrategie?

Auf diese Frage stiessen wir im Verlaufe der letzten Woche und haben uns so unsere Gedanken gemacht. Denn in der Tat ist es so, dass mit schöner Regelmässigkeit die oft viel gepriesene Nischenstrategie scheitert.
Betrachtet man allein nur die auf dem Gebiete des Landes Brandenburg seit 1990 mit unendlich vielen Steuergeldern geförderten Nischenmarktprojekte, dann wird man schnell feststellen, dass sich Regeln für das Scheitern der Nischenmarktstratgie ableiten lassen.
Denn es ist sekundär, ob es sich um die Vermarktung eines ganz speziellen Käses, den 1.000 und ersten online Teebeutelshop, die Vermarktung von Säften aus heimischer Produktion, die Vermarktung Milchsäure und Algen basierter Probiotika oder die Markteinführung glutenfreien Gebäcks handelt. Im Regelfall scheitern die Projekte immer an den gleichen Punkten und sind deshalb nach auslaufen der üblicherweise dreijährigen Förderperiode nicht mehr präsent bzw. dümpeln irgendwie so vor sich hin.
Woran liegt also das Scheitern dieser der Nischenmarktstrategie folgenden Projekte? Liegt es an der Nischenmarktstrategie oder liegt es an etwas anderem? Bekanntlich meinte ja auch Äsops Fuchs, dass die Trauben bestimmt sauer sind, weil sie so hoch hängen.
Nach unserer Meinung kann man das Scheitern Brandenburger Nischenmarktprojekte an diesen Dingen festmachen:
  • Regel Eins lautet, viele Köche verderben den Brei. Wer einmal im Lande Brandenburg versucht hat, mit staatlicher Unterstützung ein Nischenmarktprojekt anzufahren, der wird schnell feststellen, dass es weit mehr Störche als Frösche in Brandenburger Landen gibt. Allein unsere vor nunmehr vier Jahren gestellte simple Frage über die Eröffnung eines Dorfladens nahe Brandenburg a.d.H. führte dazu, dass wir ganz schnell die Finger davon liessen. Wen wir da so alles binnen weniger Wochen kennenlernten, das geht wirklich auf keine Kuhhaut. Unendlich viele Institutionen fühlten sich bemüßigt, mitreden zu wollen. Nur so eine simple Sache wie einen Mietvertrag für eine in kommunalem Besitz befindliche Immobilie zu bekommen ist, die war einfach nicht zu bekommen. Also liessen wir es.
  • Regel Zwei lautet ganz simpel sell what you use and use what you sell. Man glaubt gar nicht wieviele der Störche sich in Brandenburg bemüssigt fühlen über das Weh und Ach o.g. Käses, Säfte, Milchsäure und Algen basierter Nahrungsergänzungsmittel sowie glutenfreies Gebäck urteilen zu können. Heerscharen von Unternehmensberatern tummeln sich in diesem Metier. Nur dieser einfache Grundsatz geht ihnen total ab. Auf unendlichen Powerpoint Folien werden frei nach dem Motto "Wir retten jetzt die Welt!" aberwitzige Verkaufsstrategien entwickelt. Der Kunde merkt aber immer ganz schnell, ob jemand wie der Inhaber der Käserei, der Havelländische Obstbauer oder der Algenproduzent hinter dem Produkt steht oder ob ihm was auf sein berühmtes Auge gedrückt werden soll nur damit der Business Plan stimmt.
Berücksichtigt man aber nur diese beiden Grundregeln, dann hat die Nischenmarktstrategie durchaus Erfolg. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass sich ein permanent entwickelnder Markt von ganz allein Nischen aufzeigt. Vor über 120 Jahren war das Auto ein absolutes Nischenmarktprodukt. Vor 50 Jahren war es der Computer, noch vor 15 Jahren das Internet. Heute sind es andere Dinge und morgen werden es wieder andere Dinge sein.
Denn jedes Produkt seit Menschen Gedenken ist letztlich durch die Nischenmarktstrategie überhaupt bekannt geworden. Selbst die Erfindung des Rades oder die Bändigung des Feuers folgte der Nischenmarktstrategie. In beidem Fällen gab es sehr wahrscheinlich nicht soviele Störche wie heute im Lande Brandenburg. In beiden Fällen überzeugten die Erfinder bzw. Bändiger durch die eigene Nutzung, dass es durchaus Sinn hat, ein Rad zur Fortbewegung und ein Feuer zum wärmen zu nutzen.
Hätten sich damals die beiden, nennen wir sie einfach Frieda und Hans erst hingesetzt und darüber nachgedacht, wie man die Welt retten kann, dann würden wir sehr wahrscheinlich heute noch auf Schuster Rappen reisen und im Winter frieren.

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