Warum Produkte aus fairen Handel kaufen?

Worum geht es bei dem Thema Fair Trade/fairer Handel?Für mich ist das Thema sehr wichtig, da ich nicht superluxuriös zu leben, sondern möglichst gut auf allen Ebenen bewusst konsumieren will. In Entwicklungsländern, in denen oft große Armut in der Bevölkerung herrscht, werden  auch viele Rohstoffe für alltägliche Konsumgüter der westlichen Welt wie Kaffee, Gewürze, Schokolade oder Kleidung gewonnen. Hinter diesen fertigen Gütern stecken oft viele Zwischenhändler und Arbeitsschritte. Warum leben dann dort so viele in Armut, wo sowohl günstige als auch teure Kleidung hergestellt wird und wo Bananen, Kakao und Kaffee wachsen? Ich persönlich möchte, dass zumindest ein bisschen mehr bei den Bauern und Arbeitern auf der Plantage oder in den Nähereien ankommt.
Was genau unterstützt ich denn da mit fairen Handel?Ich versuche euch mal in den nächsten Tagen und Wochen eine Linksammlung zu machen, denn ich habe mich auch noch nicht soooo lange mit der Thematik beschäftigt. Einige Dinge, von denen ich weiß, ist, dass es z. B. bei Kaffee Mindestpreise gibt, die unabhängig vom Weltmarktpreis an die Fair Trade Kaffee/Kakao Bauern gezahlt werden. Das heißt, dass wenn der Weltmarktpreis über den Mindestpreis steigt, natürlich der höhere Weltmarktpreis gezahlt wird. Desweiteren werden soziale Standards erfüllt (keine Kinderarbeit, faire Arbeitsbedingungen usw.), Viele Fair Trade Handelsunternehmen wie El Puente finanzieren vor und es wird auf eine langfristige Zusammenarbeit mit den Produzenten/Bauer abgezielt.
Ist Fair Trade nicht so ein neumodisches Ding wie Esoterik, Bio, Organic Food, Gojibeeren, Functional Food und Ayurveda?Nein, die Geschichte des fairen Handel begann schon im 19. Jahrhundert mit Produkten, die gekennzeichnet waren damit, dass sie nicht von Sklaven hergestellt wurden und bewusst von Konsumenten in der westlichen Welt gekauft wurden. Beeindruckend zum Beispiel ist in Großbrittannien der "East Indian Sugar not made by slaves". Ein Link dazu folgt in meiner Linksammlung. Humane Standards wurden also schon damals unterstützt, die umweltpolitischen folgten erst mit dem großen Aufschwung des Umweltbewusstseins und politischen Aktivismuses Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre.1969 wurde in den Niederlanden der erste Wereldwinkel eröffnet, im Laufe der 70ern gab es mehr und mehr Weltläden in der BRD, oft in enger Zusammenarbeit mit Kirche. Meinen ersten Weltladen kenne ich aus Cuxhaven und Neustrelitz, wo sich die Läden direkt innerhalb der Kirchengemeinden befinden. Auch Handelsgesellschaften wie GEPA und el Puente wurden in den 70er Jahren gegründet. Ab den 90er Jahren konnte man dann auch Produkte von GEPA mehr und mehr in Supermärkten kaufen und heute gibt es zu meiner Freude auch in vielen REWE-Fialien eine Fair Trade Ecke. Vielleicht hing das damals mit dem Aufschwung des Veggie- und Bio-Trendes zusammen? Seit 2006 hat Lidl eine Fair Trade Sparte. Und hey, ungelogen: Starbucks Coffee ist nicht prollig, sondern immer fair. Und besser überteuerten Fair Trade Kaffee als überteuerter Kaffee, der zu für die Arbeiter und Umwelt schlechten Bedingungen angebaut wurde.Ich meine, mal eine Tafel Schoki weniger zu kaufen und dafür dann die von GEPA oder el Puente oder Contigo zu nehmen, tut ja jetzt nicht weh, oder? Neben Schokolade und Kaffee ist auch Kunsthandwerk im Bereich Fair Trade ein Verkaufsschlager. Aber auch Rosen und Bananen werden in diesem Bereich mit guten Absätzen verkauft.Was ist mit dem Fair Trade Siegeldschjungel? Wie kann ich mir sicher sein, dass ich fair gehandelte Waren kaufe?Fairtrade als allererstes ist nicht gleichbedeutend mit fairen Handel, da es hier um ein Zertifikat geht. Fairtrade ist zunächst ein gemeinnütziger Verein. Dieser kassiert Lizenzgebühren für das Fairtradesiegel, ein geschütztes Markenzeichen, Produkte, die dieses Siegel tragen, wurden zertifiziert und kontrolliert. Dazu mussten Vorraussetzungen wie beispielsweise Sozial- und Umweltstandards gegeben sein. In einem fertigen Fairtrade Produkt müssen mindestens 20 Prozent des  Inhalts auch Fair Trade sein, ausgenommen Milchprodukte oder Wasser, wenn deren Anteil über 50% liegt wie bei Limonade wie LemonAid oder Kakaodrinks.WICHTIG IST AUCH: Bio ist nicht Fair Trade! Allerdings sind viele Fair Trade Produkte auch Bio. Einfach auf die Siegel achten.Und jetzt nehme ich mir nochmal die meiner Meinung nach bekanntesten anderen Siegel vor, die man hier und da findet.UTZ kennt ihr vielleicht von einer gewissen Discounterkette. Bei diesem Siegel werden Umweltkriterien berücksichtigt, aber es gibt - anders als bei anderen Labels - keine festen Standards. In Sachen soziale Standards werden Mindestlöhne gezahlt und es gibt eine maximale Stundenzahl, die die Arbeiter in der Woche arbeiten dürfen. Desweiteren wird keine Kinderarbeit unterstützt. Die Standards sind also nicht so gut wie bei Fairtrade, aber besser als konventionelle Schoki allemal.Die Rainforest alliance garantiert keine Mindestpreise, aber im Gegensatz zu UTZ eher verpflichtende Umweltstandards. Auch besser als nichts.
Welche Organisationen für fairen Handel sollte ich kennen?Natürlich GEPA, die kennen deíe meisten von euch wahrscheinlich auch aus Supermärkten und ist in Deutschland wohl die bekannteste Fair Trade Marke, tatsächlich ist es auch die größte Handelsorganisation Europas mit Sitz in Wuppertal. Zudem kenne ich vor allen Dingen aus dem Weltladen in meiner Stadt El Puente aus Nordstemmen (liegt bei Hildesheim und direkt auf der Bahnstrecke von Göttingen nach Hannover). Und als Drittes kenne ich als Göttingerin natürlich Contigo. Was alle drei Organisationen verbindet? sie handeln ausschließlich fair und arbeiten nicht gewinnmaximierend. Also kein Greenwashing oder ähnliches.
Was ist Greenwashing?Greenwashing bedeutet, dass Unternehmen durch "grüne Aktionen" ihr Image verbessern. Ein gutes Beispiel dafür ist das Krombachersaufen für den Regenwald oder eben, dass es bei Starbucks Fair Trade Kaffee und Schoki gibt.Man kann Greenwashing negativ bewerten, aber naja, letztendlich werden auch so Fair Trade Produkte auf den Markt gebracht und verkauft.
Rette ich mit dem Konsum von Fair Trade Produkten die Welt?Nein.  Es ist beispielsweise kein Ersatz für Entwicklungshilfe. Zwar hilft man Kleinbauern und deren Arbeitern, aber letztendlich ersetzt man damit nicht Entwicklungsarbeit. Und widerum erachte ich es auch manchmal als ethisches Problem - ganz unabhängig von der Fair Trade Thematik, Agrarprodukte aus einem Land zu beziehen, in der Wasserknappheit herrscht (z. b. Israel) und in dem dennoch mit enormen Aufwand Wein und Sharoni/Kakis angebaut werden, während andere Leute in diesem Land nicht genug Wasser haben.Fair Trade kann auch keine gute Politik ersetzen, gerade die Agrarpolitik der EU (Stichwort Agrarsubventionen) sind der Globalisierungskiller schlechthin, da durch die Agrarsubventionen Ländern außerhalb der EU es sehr schwer gemacht wird, so günstig zu produzieren, dass sich überhaupt eine Einfuhr von Waren in die EU lohnt. Zudem kommt das Problem mit den Einfuhrzöllen hinzu. Es würde viel mehr vom Gewinn bei den Produkten im Herstellungsland bleiben, wenn sich dort auch die Kaffeeröstereien und Schokoladenfabriken befänden. Allerdings sind die Zölle für verarbeitete Produkte weitaus höher als für Rohprodukte.
Wie sieht es aus mit fair gehandelter Mode?Faire Mode ist widerum ein sehr aktuelles Thema in Zeiten von Primark- und Kikskandalen, Bränden in Nähereien und Kinderarbeit. Aber das Schlimme ist ja: Mit teurer Mode ist es auch nicht besser! Also was tun? Ich werde einen extra Blogpost zu dem Thema verfassen, Ungeduldige unter euch können sich selbst unter anderem schon einmal HIER informieren.
Welche Fair Trade Läden gibt es bei dir in Göttingen?Bei uns in der Stadt gibt es natürlich einiges an Biomärkten wie einen Alnatura Supermarkt oder Naturalia in der Kurzen Straße, aber an Fair Trade Läden, wo man Kaffee, Schoki, Kunstwerk und Co. kaufen kann, gibt es nur eine Contigo-Filiale und den Weltladen, den es dort seit 1974 gibt und der nach mehreren Umzügen heute in der Nikolaistraße ist. am liebsten gehe ich in den Weltladen. Zum einem, weil es ein Kollektiv ist und dort alle Mitarbeiter ehrenamtlich arbeiten (ich wirke auch seit 2013 ehrenamtlich mit), zum anderen weil in der Straße meine Lieblingsdönerbude, mein Lieblingskiosk (Niki), eine total schräge, gemütliche Kneipe (das Pirates), die beste Falafeltasche in Göttingen (Grüner libanon) und der Rote Buchladen ist (war ehemals in der Roten Straße ansässig, tolle Ethikbuchecke).

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