[Zur Unterstützung der Petition "an der Hand- nicht durch die Hand eines Menschen sterben!" kann als Österreicher hier unterschrieben werden: http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/BI/BI_00048/index.shtml#tab-Zustimmungserklaerungen bzw. an [email protected] könne jeder seine Meinung zum Thema beisteuern. Im folgenden mein Diskussionsbeitrag:]
“Warum lebst du noch?” Das ist die zutiefst unmenschliche Frage, die durch die direkte Tötung eines Menschen an alle gestellt wird, die nach diesem “Fall” in einer ähnlichen Leidens- und Krankheitssituation sind. Dieser dadurch aufgebaute Druck, dass andere in meiner Situation ihrem Leben ein Ende haben setzen lassen, zerstört den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Euthanasie ist asozial.
Wer für die Tötung Schwerkranker eintritt, führt zumeist zwei Argumente an: “Freiheit” und “Mitleid”.
1) Die erste Argumentationskette betont die Freiheit des Kranken, selbst zu entscheiden. Gerade aber in einer todernsten Fragestellung soll ein MItmensch, allein gelassen von der Gesellschaft, werden: “Mach, was du willst” hat als dunkle Schattenseite ein: “Geht mich nichts an, was du machst!” In dieser Notsituation ist es ein wichtiges Signal der Gesellschaft an den Kranken, deutlich positiv zum Kranken eingestellt zu sagen: “Wir bejahen dich, deshalb bejahen wir dein Leben, das Grundlage für deine Freiheit ist!” Euthanasie beseitigt die Freiheit.
2) Die zweite Argumentationskette stellt das Leiden des Erkrankten in den Mittelpunkt. Das ist zunächst ein Widerspruch zum vorherigen Argument: Gerade in seiner schmerzvollen Leidsituation wird der Erkrankte mit einer Freiheitsentscheidung überfordert. Aber auch “Mitleid” allein übersieht, dass Mitleid zweierlei heißen kann: Das Mitleiden mit dem Leidenden in der Hoffnung, das Leid abzuwenden, und mit dem Leiden den Lebenweg bis zu Ende mitzugehen, so dass darin Hoffnung aufleuchtet – das ist das echte Mitleid. Das falsche Mitleid ist es, statt des Leids den Leidenden zu beseitigen – zum Teil, weil wir als Gesellschaft mit dem Leid nicht mehr umgehen können. Euthanasie zerstört die Solidarität mit den Leidenden und Kranken und Alten.
3) Wirtschaftlich versierte Euthanasiebefürworter können auf die großen Gesundheitskosten verweisen. Statistisch gesehen verbraucht ein Mensch in seinem letzten halben Lebensjahr die Hälfte seiner gesamten Krankenkassenkosten. Das Leben von Menschen zur Sanierung der Krankenkassen zu missbrauchen, ist ein gefährlicher Weg in die Ökonomisierung des Menschen.
Die durch die Euthanasie aufgeworfenen Fragen betreffen somit die existentielle Verfassung des Menschen, nicht nur des Staates Österreich. Ein Euthanasieverbot wäre nicht nur ein klares Bekenntnis des Staates Österreich, zu den Leidenden, Alten und Kranken zu stehen. Es wäre auch ein klares anti-nationalsozialistisches Zeichen, jede Form der Euthanasie aus Österreich zu entfernen. Wir sollten aus der Geschichte lernen und mit dem weiteren Ausbau der Palliativmedizin der Welt zeigen, dass es einen menschenwürdigen Umgang mit Menschen gibt, die leiden, altern oder schwer krank sind. Das ist eine Frage der Menschlichkeit, diesen Menschen als Gesellschaft zu signalisieren: “Es ist gut, dass es dich gibt!”
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