Warum Jan Fleischhauer irrt

Von Stefan Sasse
Jan Fleischhauer hat in seiner Kolumne im Spiegel eine Abrechnung mit Moore und Schirrmacher geschrieben, die gleichsam "auf ihre alten Tage" (O-Ton Fleischhauer) entdeckt hätten, dass die Linke doch Recht hatte. Sein mit "Warum Frank Schirrmacher irrt" überschriebener Artikel ist ein bemerkenswertes Dokument, denn es zeigt Fleischhauer unfreiwillig als Don Qiojote der Konservativen. Er legt die Lanze an, klappt das Visier herunter und nutzt die Vorteile der solcherart eingeschränkten Sicht, um die Windmühlenflügel voll zu treffen. Das Problem seiner Kritik ist nämlich nicht, dass er prinzipiell falsch liegt. Wenn er sagt, dass eine Aufblähung der öffentlichen Beschäftigung kein dauerhaftes Lösungsmittel der Wirtschaftspolitik sein kann, dann liegt er damit sicher richtig. Auch die Erkenntnis, dass der Mensch nicht per se gut ist und dass ein blindes Vertrauen in die Moralfestigkeit keine Gesetze ersetzen kann, ist keine große Neuigkeit. Nur - wo sind denn "die Linken", die so abstruse Ideen vertreten? Es sind Windmühlenflügel, gegen die Fleischhauer anrennt.
Tatsächlich gehört das Grundvertrauen in die selbstständige Regulierung und Moral der Individuen eigentlich eher zum marktliberalen und konservativen Wertekorsett seit Thatcher (die Fleischhauer absurderweise als Vorbild empfiehlt). Es sind die Linken, die stärkere Regulierung wollen, weil sie sich nicht blindlings auf das Gute im Menschen verlassen, wie die Konservativen und Liberalen das getan haben. Fleischhauer macht hier den Bock zum Gärtner. Sein Lieblingsfeindbild von "den Linken" hat überhaupt keine reale Entsprechung. Es findet schwachen Widerhall in den Randregionen der Partei DIE LINKE, allenfalls, aber hauptsächlich in den K-Gruppen der 1970er und 1980er Jahre, die Fleischhauer ein wahres Kindheitstrauma zu sein scheinen. DIESE Linke ist es sicher nicht, von der Moore und Fleischhauer jetzt sagen, dass sie Recht hatte. Die beiden sprechen von "Linken" (korrekterweise müsste man eigentlich "Linksliberale" sagen) wie Heiner Flassbeck oder Oskar Lafontaine. Fleischhauer aber wirft sie alle in einen Topf, stülpt sein eigenes Weltbild drüber und kann dann die Linke dafür schelten, an das Gute im Menschen zu glauben und gleichzeitig Thatcher zur Lösung der Wirtschaftskrise zu empfehlen - weil ja Großbritannien gerade mit mustergültigen Wachstumsraten und ausgeglichenem Haushalt der Stabilitätsanker Europas ist. Oder so.

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