Auch ich wurde und werde ja immer wieder gefragt, weshalb ich schreibe. Weshalb ich mir die Zeit ans Bein binde und täglich blogge – seit nunmehr fast sieben Jahren! Es ist ja nicht so, dass ich der Meinung bin, ich hätte etwas zu sagen, dass die Welt so noch nicht gehört hat. Es gibt viele Blogger- und Journalistenkollegen, die haben mehr Ahnung von dem, worüber sie schreiben und viele, die sich viel besser ausdrücken können als ich.
Warum das alles? – Weil es mir Spaß macht.
Das scheint eine sehr einfache Antwort auf eine komplexe Frage zu sein. Und doch ist sie richtig. Ich rede ja schon immer viel und gern und durcheinander. (Das hat schon mein Vater an mir kritisiert.) Und mein Mitteilungsdrang hat bisher kein Ende gefunden. Nur: die Möglichkeit, meine Gedanken loszuwerden, fanden einen anderen Weg. Niemand ist gezwungen, mein Zeug zu lesen; aber die, die in meiner Nähe waren, waren gezwungen, mich zu hören – ob sie wollten oder nicht.
Allerdings: Seit ich schreibe rede ich weniger.
Doch im Ernst: je länger ich schreibe (und parallel dazu mehr Blogs und Zeitungen lese), desto klarer wird mir, dass es eine bittere Notwendigkeit gibt, gegen den Mainstream Haltung zu zeigen und Meinungen zu vertreten. Es ist eben bei Weitem nicht alles so “Friede-Freude-Eierkuchen”, wie es uns oft genug die “Qualitätsmedien” vormachen wollen. Und es tut Not, ab und an einmal auch hinter die Kulissen zu schauen und Dinge anzusprechen, die sonst nicht oder nur wenig in den Medien vorkommen.
Menschen sind zwar gleichwertig; aber eben nicht gleich. Und ich kann – warum auch immer – schon immer recht ordentlich schreiben. Und ich hatte auch immer den Drang danach, zu schreiben. Ich habe das später dann “richtig” gelernt und noch später sogar studiert. Nur: leben konnte ich nie davon. Drum habe ich die längste Zeit meines Lebens “nebenher” geschrieben. Doch je deutlicher mir wurde, dass ich etwas zu sagen habe (und deshalb gelesen werde), desto klarer wurde mir, dass ich mein Leben ändern muss. Denn ich war in meinen letzten Job nur noch unzufrieden und unglücklich.
Als sich die Gelegenheit ergab, für den Humanistischen Pressedienst (hpd) zu schreiben, habe ich nicht eine Sekunde gezögert. Das ist jetzt gut drei Jahre her: am 15. März 2010 habe ich zum ersten Mal einen eigenen Artikel beim hpd eingestellt (ich hatte zuvor schon einige dort veröffentlicht); seit etwas mehr als einem halben Jahr bin ich als stellvetretender Chefredakteur dort beschäftigt und wenn alles so läuft, wie es geplant ist, werde ich zum Ende des Jahres hin die Leitung des hpd übernehmen. Ob das dann Chefredakteuer oder Agenturleiter oder wie sonst heißt, ist mir gleich.
Warum erzähle ich das in aller Ausführlichkeit? Weil ich – man beachte das Datum! – am 15. März 2013 in die Selbstständigkeit gehen werde. Nach über 30 Jahren des “abhängig Beschäftigseins” habe ich mich entschlossen, alles auf eine Karte zu setzen und vom Schreiben zu leben. Weil mir das immer noch großen Spaß macht. Und weil ich denke, dass ich es kann. Das Schreiben.
Nic
PS: Auf die Idee, das einmal zu reflektieren, brachte mich die Blogparade von Sinn und Verstand sowie auch dieser Artikel bei livingthefuture und der von Jan Tißler bei netzwertig.com.
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