Warum ich dem Panettone nochmal eine Chance gegeben habe

Um zu rechtfertigen, dass ich den Bettel nach all meinen Misserfolgen noch nicht hingeschmissen habe, könnte ich jetzt ein rührseliges Märchen erfinden. Irgend so eine Geschichte von einer Halbwüchsigen, die sich – mit der Sehnsucht nach dem Süden im Herzen – in das himmlische Gebäck verliebte, worauf in ihr der Wunsch entbrannte, diese Krönung der Backkunst eines Tages selber aus dem Ofen zu zaubern. Oder die tragische Erzählung von der herzlosen Schwiegertochter, die sich nie dankbar zeigte für den rosinenverseuchten Panettone, den sie jedes Jahr zu Weihnachten überreicht bekam und die sich jetzt, als Strafe für ihr liebloses Verhalten auf immer und ewig an dem Rezept die Zähne ausbeissen muss. Oder…. Ach, lassen wir das. Glaubt mir ja ohnehin keiner, dass ich auf meine alten Tage noch rührselig werde. Also kann ich ja gleich offen und ehrlich sagen, wie es ist: Ich bin ein elender Sturkopf, der kein Nein akzeptieren kann.

Ich mag es nicht leiden, wenn man mir die Zunge rausstreckt und sagt: „Ätsch, das schaffst du ja doch nie!“ Und genau das hat der Panettone mit mir gemacht – und zwar immer und immer wieder. Mal lag er am Ende von drei anstrengenden Backtagen platt und luftlos vor mir und meinte hämisch grinsend, so staubtrocken wie er sei nicht mal der billigste Billigpanettone vom Discounter. Mal liess er sich, nachdem ich ihn unter grössten Mühen kopfüber zum Auskühlen aufgehängt hatte, mit einem dumpfen „Plopp“ aus der Form fallen, um mir zu beweisen, dass ich diese unglaubliche Leichtigkeit nie und nimmer hinkriegen würde. Mal tat er tagelang so, als wolle er werden, was er sein sollte – um dann im allerletzten Moment trotzdem in sich zusammenzufallen.

Sturköpfe wie ich mögen sich bei jedem erfolglosen Versuch verzweifelt die Haare raufen oder den Teig gegen die Wand schmeissen, sie mögen dir hoch und heilig versprechen, dies sei nun definitiv der letzte Versuch gewesen, sie mögen gar laut schimpfend verkünden, Panettone sei doch ohnehin die dümmste Erfindung, die die Menschheit je gemacht hätte – doch sobald Weihnachten naht, werfen sie wieder die Teigmaschine an, um der Sache noch eine allerletzte Chance zu geben, in der Hoffnung, dass es doch noch endlich klappen werde.

So lange tun sie das, bis sie eines wunderbaren Tages ein Gebäck aus dem Ofen ziehen, das weder platt, luftlos noch staubtrocken ist; eines, das nicht mit einem dumpfen „Plopp“ aus der Form fällt, wenn man es kopfüber zum Auskühlen aufhängt; eines, das bis zum Schluss nicht in sich zusammenfällt, sondern wunderbar luftig bleibt. Und wenn sie dann sehen, wie die Kinder dieses unglaublich luftige Gebilde mit Genuss verzehren, wissen sie wieder, dass es sich manchmal halt doch lohnt, ein Sturkopf zu sein.

Weil ich weiss, dass es da draussen noch andere von meiner Sorte gibt, weiss ich auch, was jetzt gleich folgen wird: Die Frage nach meinem Geheimrezept. Aber ich muss euch leider enttäuschen, meine lieben Mitsturköpfe. Ich kann euch das Rezept nicht liefern, denn mit einer geschriebenen Anleitung werdet ihr nicht glücklich. Wenn ich auch noch so genau notieren würde, wie ihr das machen müsst, würdet ihr doch wieder gegen eine Wand rennen – genau so, wie ich Jahr für Jahr gegen eine Wand gerannt bin, obschon ich mich bis aufs letzte Komma ans Rezept gehalten habe.

Beim Panettone hilft nur ein Rezept: Zuschauen und von denen lernen, die es schon können. Sehen, wie luftig der Lievito Madre sein muss, wie geschmeidig der Hauptteig, wie wohlgeformt die Teigkugel. Ob auf Video oder live ist eigentlich egal – Hauptsache, man ist bereit, von den Profis zu lernen, wie das richtig geht.

Alles andere führt ja doch nur wieder dazu, dass man sich frustriert die Haare rauft oder den Teig gegen die Wand schmeisst,

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