Warum haben die Anderen eigentlich alle mehr Freunde?

06-063Wie viele Freunde hast Du? Die meisten Leute haben das Gefühl, sie hätten selber weniger Freunde als die Leute, die sie kennen. Das ist ein spannendes Phänomen und wurde schon vielfach untersucht.

Stellen Dir mal vor, Du hättest nur einen einzigen Freund, den Franz. Neun andere Leute haben ebenfalls nur einen einzigen Freund, nämlich auch diesen Franz. Der Franz wiederum hat zehn Freunde (nämlich all diese Einsamen). Wie wahrscheinlich ist es nun, dass Du der Franz bist? Chance 1:9, also eher klein.
Es ist immer wahrscheinlicher, dass man selber weniger Freunde hat als die Anderen. Je mehr Freunde man hat, umso mehr sind auch dabei, die viel mehr Freunde haben als Du selber.

Ob man denkt, man habe viele oder wenige Freunde hängt natürlich auch damit zusammen, wie man den Begriff Freund definiert. Im deutschsprachigen Raum neigt man dazu, diesen Begriff eng zu definieren und selten zu verwenden. Ganz anders im englischsprachigen Bereich -  man ist da sehr schnell jemandes „friend“ und verliert diesen Status auch nicht mehr so rasch. Deshalb haben Amerikaner mehr Freunde als die Deutschen. Die Social Media (insb. Facebook) mischen das für die Deutschsprachigen neu auf: Man wird durch die Plattform gezwungen, Hinz und Kunz als Freund zu bezeichnen unsere kulturell erlernte Differenzierung kommt ins Wanken!

Link zum Facebook-Freunde-Phänomen; eine Studie der Cornell University:
The Anatomy of the Facebook Social Graph

Was Andere zum Freund sagen:

Der US dichter Ralph Waldo Emerson hat den lebensnahen Ansatz, Just do it, mit: „Der beste Weg, einen Freund zu haben,  ist der, selber einer zu sein.“

Für den pragmatischen Literaturnobelpreisträger John Steinbeck („Von Menschen und Mäusen“) gilt: „Es ist besser, sich mit zuverlässigen Feinden zu umgeben, als mit unzuverlässigen Freunden.“

Der exzentrische Nobelpreisträger Elias Canetti („Die Blendung“) benutzt das Wort Freund gar nicht: „Man mag drei- oder viertausend Menschen gekannt haben, man spricht aber immer nur von sechs oder sieben.“

Der grosse korsische Feldherr Napoleon Bonaparte ist nich als Menschenfreund bekannt, er meinte zum Thema: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“

Die Schauspielerin Elizabeth Taylor wiederum kann wohl aus eigener Erfahrung sagen:„Echte Freunde zeigen sich, wenn du in einen Skandal verwickelt bist.“

Und zum Schluss:
Etymologisch bedeutet das Wort Freund eigentlich Blutsverwandter oder Stammesgenosse. Eng verbunden ist das Wort mit Frei (= schonen, schützen), Freiheit (ursprüngliche Bedeutung = Privilegien) oder freien (=werben, lieben).

Das Bild entstand in Lanzarote und heisst “Das Haus des Nachbarn” – es ist der naheliegende Freund, der in einer ähnlichen Situation ist. Das aquarellierte Acrylbild kostet 100.- CHF
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BILD
Casa del Vecino/ 16cm x 38cm / Acryl auf Aquarellpapier / 2006, Nr.06-063

Zum Thema Freund siehe auch in diesem Blog: Der Schwan


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