In Kontakt mit der Natur zu sein, neue Energie zu tanken oder die spektakuläre Landschaft Österreichs zu genießen – das gelingt auch abseits der Alpen. Zum Beispiel im Mühlviertel.
Wer an Österreich denkt, denkt meist zunächst an die Alpen. Doch auch abseits der klassischen Destinationen, die jährlich viele Touristen anlocken, gibt es Gebiete und Landstriche, die mit ihrer Natur, Geschichte und ihren Besonderheiten punkten. Und die dabei noch nicht so überrannt sind wie so mancher typische Urlaubsort. Eine dieser einzigartigen Regionen ist das Mühlviertel.
Hinweis: bezahlter Gastbeitrag
Das Mühlviertel befindet sich im Norden des Bundeslandes Oberösterreich und liegt nördlich der Donau sowie südlich des Böhmerwaldes. Den Namen verdankt die Region dabei den Flüssen Große Mühl, Kleine Mühl und Steinerne Mühl, die sich durch die hügelige Landschaft schlängeln. Im Winter ist das Gebiet vor allem für die Skigebiete Hochficht und Sternstein bekannt. Zudem lässt es sich hier hervorragend Schneeschuhwandern oder Langlaufen. Aber das ist noch längst nicht alles: Wenn der Schnee langsam wieder schmilzt und sich die ersten Frühlingsboten durch die Erde kämpfen, verwandelt sich das Mühlviertel in ein wahres Wanderparadies. Denn durch die sanften Hügel, aber auch einzelnen Berge und Aussichtsplattformen kommen hier sowohl Genusswanderer als auch Bergfexe voll auf ihre Kosten. Wir stellen ein paar Wanderwege vor:
Guglwaldrunde in Vorderweißenbach
Eine leichte Einstiegsroute, um sich mit dem Mühlviertel bekannt zu machen, ist die Guglwaldrunde in der Gemeinde Vorderweißenbach im Bezirk Urfahr-Umgebung. Start ist beim Hotel Guglwald. Die acht Kilometer lange Strecke führt durch malerische Landschaften, quert den Freibach und die Steinerne Mühl, verläuft durch das Dorf Köckendorf und auch die Guglerkapelle sowie interessante Marterl liegen auf dem Weg. Wanderer sind hierbei meist auf Güter- und teils auf Waldwegen unterwegs. Insgesamt sind gut zwei Stunden hierfür einzuplanen. Wer möchte, kombiniert die Runde mit dem „Eisernen Vorhang Weg“, der ebenso beim Hotel Guglwald beginnt und sodann auf tschechisches Staatsgebiet führt. Auf der anderen Seite der Grenze verläuft der insgesamt 5,5 Kilometer lange Pfad durch die ehemalige Todeszone des Eisernen Vorhanges und ist somit historisch äußerst interessant.
Barfußwanderweg in St. Ulrich
Noch intensiver wird es, wenn Sie die Mühlviertler Natur buchstäblich unter Ihren Füßen spüren. Das Gras zwischen den Zehen. Die Erde auf der nackten Haut. Oder das Holz am Fußballen. Diese Erfahrung ermöglicht der Barfußwanderweg in St. Ulrich im Bezirk Rohrbach. Dabei stehen Ihnen 22 Stationen mit jeweils unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten offen – vom Torf über Sand bis hin zu Schlamm. Der insgesamt 2,3 Kilometer lange Rundkurs ist das perfekte Abenteuer für die ganze Familie und für alle, die auf der Suche nach dem gewissen Etwas sind.
Kerzensteinwanderung im Pesenbachtal in Bad Mühllacken
Der plätschernde Pesenbach, vom Wasser geschliffene Steine, eine wildromantische Naturkulisse und als Krönung eine imposante Granitformation namens Kerzenstein erwarten Sie bei der nächsten Tour: Die Rede ist von der Kerzensteinwanderung. Start ist in Bad Mühllacken, wobei Sie unmittelbar nach dem Waldbad ins Naturschutzgebiet Pesenbachtal eintauchen. Zunächst geht es an der linken Uferseite entlang, wobei skurril-schöne Naturschönheiten an der Tagesordnung stehen: So machen Sie etwa Bekanntschaft mit der Gaißkirche, einer beachtlichen Wollsackverwitterung, können das steinerne Dachl, einen dachförmigen Felsvorhang, bewundern, oder die „blaue Gasse“, eine enge Stelle, an der dunkles Ergußgestein freigeschwemmt wurde, bewundern. Zirka zwei bis drei Stunden sind für die knapp 8 Kilometer lange Route einzuplanen.
Dreiländerweg in Oberschwarzenberg
Wer sich im Mühlviertel aufhält, sollte auch dem beeindruckenden Böhmerwald einen Besuch abstatten. Diese etwa 120 Kilometer lange und bis zu 50 Kilometer breite Bergkette erstreckt sich entlang der tschechisch-deutsch-österreichischen Grenze und ist das dritthöchste Rumpfgebirge der Böhmischen Masse. Große Teile davon sind nach wie vor unberührt, wodurch sich eine vielfältige Fauna und Flora entwickeln konnte. Die höchste Erhebung auf österreichischer Seite ist dabei der Plöckenstein mit 1379 Metern. Aber nicht nur der Gipfel ist bemerkenswert, sondern auch das Drumherum, denn durch die teils vom Borkenkäfer befallenen Bäume wirken Teile davon wie aus einem Fantasyfilm. Wer sich dieses Naturspektakel live ansehen möchte, wählt zum Beispiel den 12 Kilometer langen Dreiländerweg, der beim Gasthaus Dreiländereck in Oberschwarzenberg beginnt. Folgen Sie dort der Beschilderung Steinernes Meer, Dreiländereck und Plöckenstein. Abstecher zu weiteren Highlights wie dem Adalbert-Stifter-Denkmal oder dem Plöckensteinersee lohnen sich ebenfalls. Doch Achtung: Hier sind teils große Steigungen zu überwinden!
Granitpilgerweg im Bezirk Rohrbach
Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann auch den Granitpilgerweg, einen der Weitwanderwege der Region in Angriff nehmen. Der knapp 100 Kilometer lange Rundkurs führt durch verschiedene Gemeinden des Bezirkes Rohrbach, sowie zu historisch wie kulturell wertvollen Stätten wie der Burg Piberstein, der Burg Pürnstein, dem traditionellen Weberort Haslach an der Mühl, dem Schloss Revertera in Helfenberg oder dem Ausflugsziel Hansberg mitsamt Jausenstation. Gestartet kann überall entlang der Route werden – zum Beispiel in St. Martin. Genusswanderer teilen sich die Route auf vier Tage auf, Fortgeschrittene können sie auch an drei Tagen absolvieren. Das Auf und Ab des Mühlviertels sollte allerdings nicht unterschätzt werden – insgesamt bewältigen Sie beim Granitpilgern 3.184 Höhenmeter. Zur Motivation gibt es verschiedene Stempelstellen entlang der Route.
Johannesweg im Bezirk Freistadt
Der große Bruder des Granitpilgerweges, ein paar Kilometer weiter östlich, ist der Johannesweg, den es schon ein paar Jahre länger gibt. Dieser 84 Kilometer lange Rundkurs wurde vom Dermatologen Dr. Johannes Neuhofer ins Leben gerufen und hat sich mittlerweile zu einem der beliebtesten Pilgerwege entwickelt. Er führt durch die Mühlviertler Alm im Bezirk Freistadt. 12 Stationen entlang des Weges geben Impulse und Weisheiten zum Nachdenken, dazu kommen Sie auch hier an historisch wie kulturell wertvollen Highlights vorbei wie der Ruine Prandegg, der Ruine Ruttenstein oder dem Kammererberg. Die Route lässt sich auch hier den eigenen Bedürfnissen und der eigenen Fitness perfekt anpassen, sodass sie wahlweise an drei oder vier Tagen absolviert werden kann. Stempelstellen lassen auch dabei die Herzen der Wanderer höherschlagen.
Fazit
Wer gerne in malerische Naturkulissen eintaucht und abseits überrannter Touristen-Hotspots unterwegs ist, für den könnte das Mühlviertel die richtige Destination sein. Hier warten wohltuende Wälder, Aussichtsplätze mit Fernsicht und vielfältige Wanderwege.