Waldwirtschaft Schweiz zu Mayr-Melnhof Swiss Timber

Seit den Ankündigungen vom 4. November 2010 gibt die Situation bei Mayr-Melnhof Swiss Timber AG viel zu reden und zu schreiben. Der Verband Waldwirtschaft Schweiz (WVS) nimmt die teilweise heftige Debatte über ordnungspolitische Aspekte und mögliche marktverzerrende Auswirkungen des Engagements des Kantons Graubünden zur Kenntnis. Die diesbezügliche Beurteilung ist jedoch in erster Linie eine Angelegenheit der zuständigen Behörden und der Politik. Trotz der Begleitgeräusche positiv wertet der WVS, dass das Bündner Engagement vorerst den Fortbestand eines der wichtigsten Holzverarbeiter in der Schweiz ermöglicht.

Der Aktionsradius im Holzmarkt von Mayr-Melnhof Swiss Timber (MMST) reicht weit über den Kanton Graubünden hinaus. Dementsprechend hätte die Schliessung des Werks in Domat/Ems negative Auswirkungen auf den Holzmarkt und die Waldeigentümer in der gesamten Schweiz. Ob das Bündner Engagement für MMST tatsächlich eine längerfristige wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft einläutet, wird sich in den nächsten Jahren erst weisen müssen.

Dem WVS ist bewusst, dass die Waldwirtschaft als Holzlieferantin in einem gewissen Sinn eine Mitverantwortung für eine genügende Kapazitätsauslastung und das wirtschaftliche Gedeihen nicht nur von MMST, sondern auch für alle andern Sägewerke in der Schweiz trägt. Diesbezüglich hat MMST die Erfahrung machen müssen, dass die Situation in der Schweiz nicht ganz einfach ist. Möglicherweise sind die Szenarien und Potenzialschätzungen über das Holzaufkommen aus der Zeit der Projektansiedlung zu optimistisch ausgefallen. Trotz struktureller und organisatorischer Herausforderungen für die Schweizer Waldwirtschaft setzt sich der WVS jedoch entschieden dagegen zur Wehr, dass MMST der Waldwirtschaft den Sündenbock zuschiebt, indem sie die Holzbeschaffung für die Einführung von Kurzarbeit und des Zurückfahrens auf einen Einschichtbetrieb hauptverantwortlich macht. Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Eine ebenso wichtige Rolle spielen die schwierige Lage auf den internationalen Absatzmärkten, die Wechselkursentwicklung sowie der offensichtlich dringende Bedarf nach kostensenkenden Massnahmen.

Interessant für die Waldeigentümer ist die in Aussicht gestellte Schaffung eines Anreizsystems für langfristige Lieferverträge. Der WVS wartet gespannt auf nähere Angaben zur Ausgestaltung dieses Förderinstruments. Wenig Verständnis hätte der WVS jedoch, wenn dadurch ausserkantonale Schweizer Holzlieferanten schlechter gestellt würden. Sie liefern einen erheblichen Anteil der angelieferten Menge. Ohne diesen Anteil hat das Werk in Domat/Ems keine Zukunft.

Ein Fragezeichen setzt der WVS hinter die Kommunikation von MMST. Mit verklausulierten und schönfärberischen Botschaften, wie dies jetzt einmal mehr der Fall gewesen ist, ist in der Schweiz bei Medien und Öffentlichkeit kein Blumentopf zu gewinnen. So verspielt sich MMST ihr wichtigstes Kapital, nämlich ihre Reputation und Glaubwürdigkeit. Um dieselben Werte geht es übrigens im Holzbeschaffungsmarkt, ist doch eine tragfähige Geschäftsbeziehung von Transparenz, Kontinuität und gegenseitigem Vertrauen geprägt.


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